Internationaler Schaf- und Ziegenkongress
Der 1. Internationale Schaf- und Ziegenkongress stand unter dem Motto „Schaf- und Ziegenhalter und Wissenschaftler gestalten Zukunft”. Die Konferenz gab Wissenschaftlern, Fachverbänden, Praktikern und Nichtregierungsorganisationen eine Plattform für einen vertieften Austausch zu aktuellen Themen der Schaf- und Ziegenzucht sowie -haltung. Verschiedene aktuelle Themenbereiche vom Klimawandel bis zur Resistenz wurden unter dem Blickwinkel der Tierzucht erörtert. Über 300 Teilnehmer aus allen Teilen der Welt waren vor Ort oder online dabei. Über 60 Vorträge wurden überwiegend in englischer Sprache vorgetragen, jedoch simultan ins Deutsche übersetzt.
Im Bereich der Ökonomie konnte an Beispielen aufgezeigt werden, welche wirtschaftlichen Variablen in der Leistungs- und Kostenkalkulation sich für den Landwirt in der Ziegenmilchproduktion ergeben, ob sie in den Planungsbeispielen wirtschaftlich sind und wo Verbesserungspotenzial besteht. Ein weiterer Vortrag berichtete über eine bundesweit repräsentative Analyse der aktuellen Einschätzung der Wirtschaftlichkeit in der Schafhaltung. Insgesamt wurde festgestellt, dass etwa 60 % des Gesamteinkommens aus der Schafhaltung aus öffentlichen Fördermitteln stammen. Bei den derzeitigen Preis- und Kostenverhältnissen können jedoch trotz des vergleichsweise hohen Anteils öffentlicher Mittel nicht die vollen Kosten gedeckt werden. Um die Schafhaltung in ihrer Multifunktionalität für Landschaft, Naturschutz, Gesellschaft und ländliche Strukturen zu erhalten, müssen daher auch in Zukunft geeignete Förderinstrumente installiert werden, aber auch Beratung, Ausbildung und Engagement in den Schaffarmen sind erforderlich.
In einem deutschen Verbundprojekt im Bereich Zucht und Management konnte eine spannende Hypothese bestätigt werden. Das Projekt MuNaSch („Multi-Natursprung Schaf”) sollte Fragen zum Einsatz von mehr als drei Böcken in der Paarungszeit klären. Es waren 17 Herdbuchzüchter aus Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen beteiligt.
Die Ergebnisse der Vaterschaftstests auf der Basis von 19 Mikrosatelliten-Markern wurden in der zentralen Datenbank serv.it OVICAP registriert. Anhand des Registers und der entsprechenden Lämmerliste wurde der wahrscheinlichste Vater unter den potenziellen Kandidaten ermittelt. Eine erste Analyse von 150 Merinolandschaf-Mutterschafen, die vier Wochen lang mit drei Widdern gedeckt wurden, bestätigte die Hypothese einer Widder-Dominanz. Die Hälfte der geborenen Lämmer stammte vom Schafbock A, während nur 40 % vom Schafbock B und 10 % vom Schafbock C abstammten. Bei Mehrlingsgeburten hatte die Hälfte der Geschwister mehr als einen Vater innerhalb eines Wurfs.