Die Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft mbH (BMG) hat am Freitag vergangener Woche Insolvenz beantragt und inzwischen auch die Milchabholung eingestellt. Betroffen sind auch Milcherzeuger aus Südbaden.
Die Milchabholung der BMG endete in dieser Woche von einem Tag auf den anderen.
Seit Mittwoch wird bei den Lieferanten des Milchhandelsunternehmens mit Sitz in Berlin aber bundesweiten Aktivitäten keine Milch mehr abgeholt, wie die Lieferanten erst am Tag zuvor in einem Schreiben erfuhren. Eine Auszahlung für die nach dem Insolvenzantrag am 9. März gelieferte Milch könne erst nach einer Prüfung durch den Insolvenzverwalter erfolgen, heißt es darin weiter. Am Freitag vergangener Woche hatte die BMG noch mitgeteilt, dass die Milch trotz des Insolvenzantrages weiterhin abgeholt werde.
Die BMG hatte zuletzt für rund 300 Millionen Kilogramm Jahresmenge an Milch nur eine Verwertung auf dem Spotmarkt, erklärte der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) vergangene Woche. 2016 handelte die BMG nach eigenen Angaben 1,15 Milliarden Kilogramm an Jahresmenge, 2017 sollen es etwas geringere Mengen gewesen sein – aber auf jeden Fall geht es um eine Größenordnung, die den nicht eben in bester Verfassung befindlichen Markt bundesweit in diesen Tagen gehörig durchschüttelt.
Manche BMG-Lieferanten hatten sich schon nach einer drastischen Milchpreissenkung im Januar andere Abnehmer gesucht, andere sind ganz kurzfristig ohne Abholung.
Vor allem Milchlieferanten aus Norddeutschland, Ostdeutschland und Baden-Württemberg vermarkteten über die BMG, im Südwesten die Milcherzeugergmeinschaft Ortenau, die Milcherzeugergemeinschaft Milchland Baden-Württemberg sowie mehrere Kleinsterzeugergruppen.
Politik soll helfen
Die BMG dürfte als Handelsunternehmen nicht über nennenswertes Vermögen verfügen. Sie hat weder Molkereianlagen noch ein Werksgelände. Der BDM forderte vergangene Woche, dass die Politik der BMG notfalls auch mit Bürgschaften wieder auf die Beine helfen müsse. Die BMG habe für mehr Wettbewerb im Milchmarkt gesorgt, weil sie Milch von Lieferanten aufgenommen habe, die mit ihren Molkereien unzufrieden waren.
Für Branchenkenner kommt die Schieflage bei der BMG nicht unbedingt überraschend. Sie sei wirtschaftlich nie auf Rosen gebettet gewesen, sei sei zu groß geworden und habe teils auch sehr kleine Erzeugergruppen aufgenommen, ist zu hören.
Die MEG Milch Board spricht in einer Pressemitteilung von taktischen Fehlern der BMG-Geschäftsführung. Auch der BDM erklärt, dass bei der BMG nicht alles optimal gelaufen sei und geschäftliche Fehler gemacht wurden. Es sei aber auch nicht ganz auszuschließen, dass die angespannte Marktlage von der Molkereiwirtschaft genutzt worden sei, um an der BMG ein Exempel zu statuieren.
Schwarzwaldmilch nimmt niemanden
Die Freiburger Schwarzwaldmilch nehme derzeit weder die Milcherzeugergemeinschaft Ortenau (MEG) noch einzelne MEG-Mitgliedsbetriebe als Lieferanten auf, sagte Geschäftsführer Andreas Schneider am Mittwoch gegenüber der BBZ. Das habe der Schwarzwaldmilch-Aufsichtsrat bei einer Sitzung am Dienstag entschieden.
Schneider bestätigte, dass es in den vergangenen Tagen Anfragen aus den Reihen der MEG gegeben habe.
Zwar sei durch die Insolvenz und die Einstellung der Abholung eine Notlage entstanden, aber der Markt und die Situation im Unternehmen mit einer in diesem Jahr deutlich erhöhten Anlieferung ließen das nicht zu. Schneider erinnerte daran, dass die Schwarzwaldmilch 2018 über 20 Millionen Kilogramm mehr Milch erfasse als 2017, weil zahlreiche Erzeuger vor allem aus dem Omira-Gebiet neu dazugekommen seien. Noch mehr Milch aufzunehmen, würde im Moment auch vor dem Hintergrund der schwierigen Situation des Marktes die Verwertung verschlechtern.
Die MEG Ortenau äußerte sich gegenüber der BBZ nicht zur aktuellen Situation.