Politik | 09. Dezember 2022

Im Land auf gutem Weg nach unten

Von AgE/red
In Baden-Württemberg haben die Landwirte im Jahr 2020 den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringert. Das zeigt der zweite Bericht zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel, der Anfang Dezember von Landwirtschaftsminister Peter Hauk vorgestellt wurde.
Selbst der NABU lobt den ermittelten Rückgang des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Baden-Württemberg als „tollen Erfolg”.
Gegenüber der vom Ministerium festgelegten „Baseline”, die als Gradmesser dienen soll, ergab sich im zugrundeliegenden Betriebsmessnetz ein Rückgang um zehn Prozent. Nach Angaben des Ministers betrug die Reduktion gemäß den herangezogenen Marktforschungsdaten sogar 17 Prozent. Angestrebt wird vom Land, bis 2030 die Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40  bis 50 Prozent zu senken.
Leitbild Integrierter Pflanzenschutz
Hauk stellte klar, dass der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zur Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel und zur Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung notwendig sei: „Der Pflanzenschutz ist dabei umfassender zu sehen als die bloße Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Leitbild für unsere Betriebe ist der integrierte Pflanzenschutz, mit vorbeugenden Maßnahmen wie Fruchtfolgegestaltung, Sortenwahl und Bodenbearbeitung.” Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sei immer die letzte Möglichkeit und werde auf das unabdingbar notwendige Maß reduziert, betonte der Minister.
Kooperativer Ansatz
Für den BLHV wie auch für den  Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV)  ist es richtig und wichtig, dass die Pflanzenschutzmittelreduktion mit der Landwirtschaft praxisnah in einem Betriebsmessnetz und einer umfassenden Evaluierung der Maßnahmen 2023 und 2027 stattfindet. Das bilde den fach- und sachgerechten Pflanzenschutzmitteleinsatz ab. „Mit diesem kooperativen Ansatz ist Baden-Württemberg Vorreiter in Deutschland und Europa”, hob Joachim Rukwied, Präsident des LBV und des Deutschen Bauernverbandes, hervor. Der Berufsstand erwarte aber, dass die EU-Kommission diesen baden-württembergischen Weg nicht gefährde und ihren eigenen Vorschlag zur Pflanzenschutzmittelreduktion zurückziehe, so BLHV und LBV im Gleichklang.
Erfreut über die ersten Schritte bei den Bemühungen um eine Reduktion des Einsatzes von Plfanzenschutzmitteln zeigte sich der Landesverband Baden-Württemberg des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). „10Prozent weniger Pestizide in nur zwei Jahren. Das ist ein toller Erfolg und zeigt, dass allen Unkenrufen zum Trotz eine Halbierung des Pestizidaufwands bis 2030 durchaus möglich erscheint”, erklärte der Landesvorsitzende Johannes Enssle. Zugleich warnte er vor zu schnellen Rückschlüssen: „Die Zahlen sind noch mit Vorsicht zu genießen, denn die ausgebrachte Pestizidmenge schwankt je nach Witterung und angebauten Kulturen von Jahr zu Jahr. Auch fehlt dem vorgelegten Bericht noch eine ordentliche Ursachen-Wirkungs-Analyse”.
Mittelwert ermittelt
Basis des zweiten Pflanzenschutzmittelberichts sind Daten des neu im Land eingerichteten Betriebsmessnetzes, Marktforschungsdaten sowie weitere Statistiken.
Aus diesen Daten wurde die „Baseline” in Höhe von 2100 Tonnen chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittelwirkstoffe pro Jahr als Mittelwert mehrerer Jahre hergeleitet.  Dies entspricht laut Ministerium einer Menge von 2,4 kg je Hektar beziehungsweise 0,24 g je Quadratmeter und Jahr der Fläche im Land, die regelmäßig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird.
Die angepeilte Reduzierung um 40  bis 50 Prozent bis zum Jahr 2030 würde einer Abnahme um jährlich rund 900 Tonnen entsprechen.