Im Land auf gutem Weg nach unten
Von AgE/red
In Baden-Württemberg haben die Landwirte im Jahr 2020 den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringert. Das zeigt der zweite Bericht zur Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel, der Anfang Dezember von Landwirtschaftsminister Peter Hauk vorgestellt wurde.
Selbst der NABU lobt den ermittelten Rückgang des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Baden-Württemberg als „tollen Erfolg”.
Gegenüber der vom Ministerium festgelegten „Baseline”, die als Gradmesser dienen soll, ergab sich im zugrundeliegenden Betriebsmessnetz ein Rückgang um zehn Prozent. Nach Angaben des Ministers betrug die Reduktion gemäß den herangezogenen Marktforschungsdaten sogar 17 Prozent. Angestrebt wird vom Land, bis 2030 die Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent zu senken.
Leitbild Integrierter Pflanzenschutz
Hauk stellte klar, dass der Einsatz
von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zur Erzeugung qualitativ
hochwertiger Lebensmittel und zur Sicherstellung der
Nahrungsmittelversorgung notwendig sei: „Der Pflanzenschutz ist dabei
umfassender zu sehen als die bloße Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.
Leitbild für unsere Betriebe ist der integrierte Pflanzenschutz, mit
vorbeugenden Maßnahmen wie Fruchtfolgegestaltung, Sortenwahl und
Bodenbearbeitung.” Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sei immer die
letzte Möglichkeit und werde auf das unabdingbar notwendige Maß
reduziert, betonte der Minister.
Kooperativer Ansatz
Für den BLHV wie auch für den Landesbauernverband in
Baden-Württemberg (LBV) ist es richtig und wichtig, dass die
Pflanzenschutzmittelreduktion mit der Landwirtschaft praxisnah in einem
Betriebsmessnetz und einer umfassenden Evaluierung der Maßnahmen 2023
und 2027 stattfindet. Das bilde den fach- und sachgerechten
Pflanzenschutzmitteleinsatz ab. „Mit diesem kooperativen Ansatz ist
Baden-Württemberg Vorreiter in Deutschland und Europa”, hob Joachim
Rukwied, Präsident des LBV und des Deutschen Bauernverbandes, hervor.
Der Berufsstand erwarte aber, dass die EU-Kommission diesen
baden-württembergischen Weg nicht gefährde und ihren eigenen Vorschlag
zur Pflanzenschutzmittelreduktion zurückziehe, so BLHV und LBV im
Gleichklang.
Erfreut über die ersten Schritte bei den Bemühungen um eine Reduktion
des Einsatzes von Plfanzenschutzmitteln zeigte sich der Landesverband
Baden-Württemberg des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). „10Prozent
weniger Pestizide in nur zwei Jahren. Das ist ein toller Erfolg und
zeigt, dass allen Unkenrufen zum Trotz eine Halbierung des
Pestizidaufwands bis 2030 durchaus möglich erscheint”, erklärte der
Landesvorsitzende Johannes Enssle. Zugleich warnte er vor zu schnellen
Rückschlüssen: „Die Zahlen sind noch mit Vorsicht zu genießen, denn die
ausgebrachte Pestizidmenge schwankt je nach Witterung und angebauten
Kulturen von Jahr zu Jahr. Auch fehlt dem vorgelegten Bericht noch eine
ordentliche Ursachen-Wirkungs-Analyse”.
Mittelwert ermittelt
Basis des zweiten Pflanzenschutzmittelberichts sind
Daten des neu im Land eingerichteten Betriebsmessnetzes,
Marktforschungsdaten sowie weitere Statistiken.
Aus diesen Daten wurde die „Baseline” in Höhe von 2100 Tonnen
chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittelwirkstoffe pro Jahr als
Mittelwert mehrerer Jahre hergeleitet. Dies entspricht laut Ministerium
einer Menge von 2,4 kg je Hektar beziehungsweise 0,24 g je Quadratmeter
und Jahr der Fläche im Land, die regelmäßig mit Pflanzenschutzmitteln
behandelt wird.
Die angepeilte Reduzierung um 40 bis 50 Prozent bis zum Jahr 2030 würde einer Abnahme um jährlich rund 900 Tonnen entsprechen.