Ideen für die Mutterkuhhaltung
Edith Kirner, Beraterin für Ernährung und Direktvermarktung, erläuterte die rechtlichen Vorgaben für die Direktvermarktung. Während die erste Verarbeitungsstufe in Hälften und Vierteln zu den landwirtschaftlichen Einkünften zählt, gibt es bei der zweiten Verarbeitungsstufe in Teilstücke und Wurst Umsatzgrenzen, ab denen man gewerblich wird.
Sie plädierte dafür, bei Einrichtungen von Hofläden, Schlacht- und Verarbeitungsräumen zeitig das Veterinäramt einzubinden, damit bauliche Fehler vermieden werden. Grundsätzlich könne durch die Direktvermarktung die Wirtschaftlichkeit verbessert werden. Allerdings seien die Kosten für Abschreibungen bei eigenen Schlacht- und Vermarktungsstrukturen, Material- und Marketingkosten und der Aufwand für eventuell anfallende Fremdlöhne nicht zu unterschätzen.
Auch Kühlung und die Fleischreifung seien bedeutend: Das Fleisch gewinnt erst nach 14 Tagen Reifung entscheidend an Zartheit. Gerade, wenn mit der Qualität geworben werde, dürfe die Reifung keinesfalls vernachlässigt werden.
Die Exkursion am zweiten Tag startete beim Mittelgfellhof von Familie Schwer in Triberg-Gremmelsbach. Neben 11 ha Ackerbau werden Grünland und Wald bewirtschaftet. 65 Mastschweine, die für die Direktvermarktung schon mal 150 kg Schlachtgewicht auf die Waage bringen, und 20 Kühe mit kompletter Nachzucht werden gehalten. Die Rinder und Bullen werden ausgemästet und wie die Schweine im eigenen Betrieb geschlachtet und vermarktet.
2005 und 2006 hat Familie Schwer den Anbindestall zum Laufstall umgebaut, die Schweinehaltung ebenso mit Auslauf im Freien. Alle Tiere des Hofes gehen in die Direktvermarktung, entweder als Rinderhälften, Viertel oder in 10-kg-Paketen.
Auch Wurstarten und Speck werden hergestellt. Überwiegend läuft der Verkauf ab Hof. Bei saisonalen Märkten, etwa über die Naturpark-Schiene, ist Familie Schwer aber auch dabei. Dank der Direktvermarktung kann der Betrieb im Haupterwerb wirtschaften.
Bei Familie Dorer, ebenso in Triberg-Gremmelsbach, konnte ein Anbau als Tretmiststall an den bestehenden Laufstall besichtigt werden. Gleichzeitig wurde darüber liegender Bergeraum gewonnen. Es war ein gutes Beispiel, wie ein Stall durch einen Anbau mit Hubfenstern und viel umbauten Raum an Licht und Luft gewinnt. Ein Laufhof schließt sich an. Insgesamt können 15 Vorderwälder-Mutterkühe mit Nachzucht gehalten werden. Ein oben eingerichteter Kälberschlupf wird sehr gut angenommen. Der Anbau dient der tiergerechteren Haltung, einer verbesserten Arbeitswirtschaft sowie der Einsparung von Stroh als Einstreu, da die Tiere nun mehr Platz zur Verfügung haben. Außerdem kann die komplette Nachzucht nun auch ausgemästet werden. Die Rinder, die in diesem Nebenerwerbsbetrieb erzeugt werden, werden über Viehhändler vermarktet, da für Direktvermarktung die Zeit fehlt.
Familie Haas kommt sehr gut mit der Rasse Vorderwälder zurecht, da bei Weidehaltung ohne jeglichen Kraftfutterzusatz recht gute Milchleistungen erreicht werden. Außerdem legt der Betriebsleiter sehr großen Wert auf die Herdentrennung. Es wird ein fleischbetonter Vorderwälder-Bulle im Betrieb eingesetzt. Familie Haas betreibt seit vielen Jahren Direktvermarktung mit einer Stammkundschaft. Haas bewirtschaftet seine Grünlandflächen als Kurzrasenweide. Sobald die Grasspitzen grün werden, wird die gesamte Fläche überweidet.
Auf dem Betrieb der Familien Rapp und Romer in Eschbronn-Locherhof führte Tierhaltungs- und Grünlandberaterin Martina Ziegler in das Thema ein. Dort werden 32 Limousin-Mutterkühe gehalten, die in zwei Herden, einem kostengünstigen Offenfrontstall und einem geschlossenen Stall im Altgebäude mit Laufhof, gehalten werden.
Die Herdentrennung findet bereits im Sommer auf der Weide statt. Das Fleisch wird direkt an die Endkunden in Vierteln vermarktet. Die Kunden, denen diese Mengen zu groß sind, schließen sich zusammen. Es handelt sich um einen Bio-Betrieb, der viel Wert auf tiergerechte und naturnahe Haltung legt. Die Kunden bekommen die Kühe auf dem Laufhof und im Offenfrontstall ständig zu sehen. Geschlachtet wird außerhalb des Hofes in einem Schlachtbetrieb, wo die Kunden dann auch ihr Fleisch abholen.
Die Mitarbeiter des Landwirtschaftsamtes sind sich sicher, durch das Seminar manchen Impuls vermittelt zu haben. Gerade im Schwarzwald habe die Mutterkuhhaltung ihren festen Platz. Für aufgebende Milchviehbetriebe könne eine durchdacht konzipierte Mutterkuhhaltung zu einer Alternative werden