Tierhaltung | 30. November 2018

Hygienemaßnahmen sind das A und O

Von Dr. Christian Fritz, Geflügelgesundheitsdienst Karlsruhe
Was sind die Anzeichen für einen Wurmbefall bei Hühnern, was sind die Ursachen und wie kann man die Würmer bekämpfen? Diese Fragen stehen im Zentrum des folgenden Beitrags, der auch auf Vorbeugemaßnahmen eingeht.
Massiver Spulwurmbefall im Darm eines Huhnes
Bemerkt man in seinem Hühnerbestand Durchfall, wird das Gefieder struppig, werden die Kämme einiger Hennen blass, magern die Tiere ab, sinkt die Legeleistung oder stellt man gar hellere Eidotter fest, sind das zwar keine spezifischen Krankheitsbilder, kann aber neben vielen anderen Erkrankungen beim Geflügel auf  Befall mit Magen-Darm-Würmern (als Krankheitsursache) hinweisen. Klarheit bringt im Allgemeinen eine Untersuchung von Sammelkotproben oder die Untersuchung von Tierkörpern im Labor. Hierbei werden entweder Wurmeier mikroskopisch nachgewiesen oder es erfolgt der Nachweis der Würmer beziehungsweise von Wurmstadien direkt aus dem Kot oder  Darm der Hühner.
Was macht der Wurm im Huhn?
Würmer werden als sogenannte Schmarotzer, Innenparasiten oder Endoparasiten bezeichnet, das heißt, sie leben im Darm ihrer Wirtstiere und schädigen diese, indem sie sich entweder von deren Darminhalt ernähren oder indem sie sich in der Darmschleimhaut festsetzen und Blut saugen. Ein geringgradiger Befall mit Würmern bleibt in der Regel unbemerkt. Kommt es aber zu massenhaftem Befall, verursachen die Parasiten eine Darmentzündung mit nachfolgendem Durchfall, die Nährstoffresorption des Huhnes wird gestört und es können die beschriebenen Krankheitsbilder festgestellt werden. Zusätzlich wird das Geflügel durch die Infektion mit Würmern anfälliger für andere Krankheiten.
Aber auch die Parasiten selbst können Überträger von anderen Krankheiten sein. Auch der Erfolg von Impfungen kann durch eine Immunsuppression, bedingt durch die Wurminfektion, gemindert werden. Eine massive Wurmlast kann aber auch zu einem Darmverschluss und damit zum Verenden der Hühner führen.
Spulwürmer können bei hochgradigem Befall  auch aus dem Darm auswandern und über die Kloake in den Eileiter des Huhnes gelangen. Hier werden sie bei der Eibildung von der Eischale eingeschlossen. Der Fund solcher ins Hühnerei eingeschlossener Spulwürmer beim Konsum von Eiern ist mit Sicherheit ekelerregend, ein versehentlicher Verzehr aber in der Regel für den Menschen nicht gesundheitsgefährdend.
Die wichtigsten Würmer
Die Krankheitserscheinungen ähneln sich zwar, doch gibt es nicht den einen Wurm, sondern eine ganze Reihe von Wurmarten, die dem Huhn schaden können:
  • Spulwürmer (Ascaridien) – die häufigste Wurmart und mit einer Länge von bis zu 12 cm auch mit die größten Würmer bei Hühnern.
  • Haarwürmer (Capillarien) – durchbohren die Darmschleimhaut und saugen Blut, sind aber maximal 3 bis  4 cm lang.
  • Blinddarmwürmer (Heterakiden) – können den Erreger der Schwarzkopfkrankheit auf das Geflügel übertragen, schmarotzen im Blinddarm, mit etwa 1 cm Länge der kleinste Parasit.
  • Bandwürmer (Davaina und Raillietina) – schädigen die Darmschleimhaut, können je nach Art bis zu 20 cm lang werden.
  • Außerdem gibt es noch Wurmarten, die nicht im Darm, sondern in anderen Organen der Hühner parasitieren (Luftröhrenwürmer, Magenwürmer). Sie spielen momentan aber in Deutschland eher eine untergeordnete Rolle.
Mithilfe einer parasitologischen Untersuchung im Labor können die diversen Arten  zweifelsfrei unterschieden werden.
Prinzipiell sind alle Geflügelarten, also auch Wassergeflügel, Puten, Tauben und auch Wild- und Singvögel) empfänglich für eine Infektion mit Würmen. Auf der anderen Seite sind Geflügelwürmer sehr wirtsspezifisch, das heißt, andere Tierarten oder auch der Mensch können sich in der Regel nicht mit Geflügelendoparasiten infizieren beziehungsweise erkranken nicht daran.
Einige Würmer brauchen Zwischenwirte
Wurminfektionen kommen sowohl in Freilandhaltungen als auch in Bodenhaltungen vor. Einige Wurmarten benötigen für ihre Entwicklung und um von den Hühnern aufgenommen werden zu können allerdings sogenannte Zwischenwirte. Das heißt, die Legehennen nehmen diesen Zwischenwirt (in dem der eigentliche Wurm „eingepackt” ist) mit der Nahrung auf. Während des Verdauungsvorgangs wird der Wurm dann im Darm des Huhnes freigesetzt und beginnt zu parasitieren. Als Zwischenwirte kommen in Frage Regenwürmer, Schnecken, Käfer, Ameisen und Fliegen; also durchaus Kleinstlebewesen, die auf dem Speisezettel zumindest von Freilandhühnern stehen können.  
Behandlung und Vorbeugung
Empfehlenswert: Desinfektion der Ställe mit Präparaten, die auch Parasitenstadien abtöten.
Die Behandlung der verschiedenen Wurminfektionen erfolgt über das Tränkewasser mit sogenannten Anthelmintika, also Präparaten, die die Würmer im Darm abtöten. Diese Medikamente sind verschreibungspflichtig und nur über den Tierarzt erhältlich.
In Deutschland sind derzeit vier Wirkstoffe für das Geflügel zugelassen, wobei sich für Legehennen nur die Wirkstoffe Flubendazol und Fenbendazol anbieten, da bei diesen Wirkstoffen die Wartezeit auf das Ei 0 Tage beträgt, das heißt auch während der Therapie können die Eier vermarktet werden (siehe Übersicht).
Außerdem gibt es Ergänzungsfuttermittel auf Basis von Kräutern und ätherischen Ölen, die aber die Parasiten im Darm nicht abtöten, sondern laut Hersteller „das Austreiben der Würmer aus dem Darm erleichtern sollen und die schädlichen Auswirkungen auf den Organismus des Huhnes verringern sollen”.
Neben der Behandlung der Hühner ist besonders beim Vorliegen einer Wurminfektion, aber auch wenn bisher keine Würmer im Hühnerbestand nachgewiesen wurden, die Einhaltung von bestandshygienischen Maßnahmen immens wichtig. Nur die Kombination von Therapie und Hygiene kann zu einem nachhaltigen Erfolg bei der Bekämpfung von Wurmerkrankungen führen.
Dazu gehören saubere und trockene Einstreu beziehungsweise Ausläufe sowie Trinkwasser- und Fütterungshygiene. Die Aufnahme von Wasser aus Pfützen oder das Anbieten von Futter auf dem Boden sollten unterbleiben. Im Stall müssen Fliegen und Käfer mit den entsprechenden Methoden bekämpft werden (Kontaktgifte, Fallen).
In der Serviceperiode, also der Leerstandsphase, sollte der Stall, insbesondere bei vorangegangener Wurminfektion, zusätzlich mit solchen Präparaten desinfiziert werden, die auch Parasitenstadien abtöten (diese Desinfektionsmittel beinhalten folgende Wirkstoffe: p-Chlor-m-Kresol oder o-Hydroxydiphenyl-Fettsäure-Eutektikum).
Maßnahmen bei Freilandhaltung
Bei Freilandhaltung sind Wechselweiden sinnvoll, um den Parasitendruck zu vermindern. Weitere Möglichkeiten zur Reduktion der Anzahl möglicher Parasiten sind regelmäßiges Grubbern, das Ausbringen von Kalk sowie frische Einsaat des Hühnerauslaufes. Ebenso ist, je nach Vorkommen, auch eine Schneckenbekämpfung angezeigt.