Waldwirtschaft | 18. August 2016

Holger Schütz leitet Ortenauer Amt für Waldwirtschaft

Von Heinrich von Kobylinski
In der Ortenau hat es zu Beginn dieses Monats einen Wechsel in der Führung des kreiseigenen Amtes für Waldwirtschaft gegeben. Mit der Person von Forstdirektor Holger Schütz ist auf diesem Posten nun innerhalb von 15 Monaten der zweite Nachfolger von Ewald Elsäßer angetreten.
Elsäßer war im Januar 2015 pensioniert worden. Martin Schmitt, sein erster Nachfolger, trat seinen Dienst im Mai 2015 an. Der zweite Wechsel zu Holger Schütz wurde nötig, weil Schmitt ein Angebot  der Führungsakademie Baden-Württemberg in Karlsruhe angenommen hat. 
 
Holger Schütz steht an der Spitze des Amtes für Waldwirtschaft im Ortenaukreis.
 
 
90000 ha Wald
Der Wechsel findet in einer Phase statt, die für das Amt nicht einfach ist. Mit 90000 ha ist die Ortenau der waldreichste Kreis in Baden-Württemberg. Nur ein Zehntel davon ist Staatswald. Dafür besteht mehr als die Hälfte, fast 48000 ha, aus Privatwald. Der Kommunalwald hat einen Umfang von 33000 ha. Einerseits wird von den Waldbesitzern weiterhin die kompetente Beratung der Forstverwaltung eingefordert.
Andererseits gibt es die Untersagungsverfügung des Bundeskartellamtes vom Juli 2015: Mitarbeiter der Unteren Forstbehörde dürfen danach für die Kommunal- und Privatwaldflächen die Vermarktung von Fichtenstammholz nicht mehr betreiben, wenn sie aus Beständen mit mehr als 100 ha kommen.
Davon sind auch Dienstleistungen betroffen wie das Holzauszeichnen und die Organisation der Holzernte. Bis jetzt herrscht noch so etwas wie ein Burgfrieden, weil das Bundeskartellamt ab Oktober 2015 den Sofortvollzug seiner Forderungen zurücknahm und eine Zwischenphase einräumt, bis Gerichtsurteile Klarheit bringen. Die frühere Landesregierung hat noch für eine besondere Pointe gesorgt: Gemäß ihrem Erlass vom Juli 2015 darf die übliche Geschäftsführung bei den Forstbetriebsgemeinschaften (FBGen) nicht mehr von staatlichen Revierförstern wahrgenommen werden, wenn die Abwicklung des Holzverkaufs darin enthalten ist. Alles in allem folgt daraus, dass die Ortenauer Forstbehörde mit ihren 50 Revieren und 120 Mitarbeitern vor Strukturveränderungen und Entlassungen stehen könnte, wenn die Sichtweise der Kartellbehörde durch Gerichtsentscheidungen eine Bestätigung findet.
Umso deutlicher hatte Landrat Frank Scherer in diesem Frühjahr bei der Mitgliederversammlung der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald (FVS) die Wettbewerbsverhältnisse in der Holzvermarktung gelobt, die in seinem Kreis durch die Bündelungs-Organisationen FVS und Waldservice Ortenau (WSO) entstanden sind. Damit herrsche in der Ortenau ein Status, den die Kartellbehörde eigentlich wünsche.
Holger Schütz, der neue Leiter des Amtes für Waldwirtschaft, sieht das ähnlich. Bis 2009 war er elf Jahre stellvertretender Leiter des Referats „Waldarbeit und Holzverkauf” bei der Forstdirektion Freiburg. Danach leitete er für zwei Jahre den Geschäftsbereich „Liegenschaften”, bis er seit Januar 2014 die Forstbetriebsstelle Baar in Donaueschingen übernahm.
„Die Leitung des Amts für Waldwirtschaft übernehmen zu dürfen, ist für mich eine große und spannende Herausforderung, auf die ich mich freue. Der Wald im Ortenaukreis bietet von den Auewäldern entlang des Rheins bis zu den Hochlagen des Schwarzwaldes eine ungeheure Vielfalt, darüber hinaus hat die Waldbewirtschaftung eine große Bedeutung für die Region”, erklärte Schütz zu seiner Amtseinführung. Leistungsfähige Vermarktungsorganisationen wie die FVS und WSO könnten gegenüber Großabnehmern attraktive Angebote gestalten. Selbst eine künftige Kooperationsmöglichkeit zwischen den beiden Organisationen hält der Vermarktungsexperte für gegeben. Schütz würde auch ganzjährige Lieferverträge begrüßen, bedauerte aber, dass es staatlichen Bediensteten jetzt nicht mehr möglich sei, solche Vereinbarungen zugunsten von Privat- und Kommunalwald zu organisieren. Dabei appellierte der neue Amtsleiter an die Waldbesitzer, die Forstbestände nicht vergreisen zu lassen. Für die FBGen soll das Amt ein gefragter Ansprechpartner bleiben.
„Ich bin gegen Denkverbote im Waldbau”, betonte Schütz mit Blick auf die Artenzusammensetzung heimischer Wälder. Das meinte der leidenschaftliche Jäger auch in Bezug auf das Eschentriebsterben und die Nachfolge für diese Laubholzhart.
Andere heimische Laubholzarten, die diesen Ausfall ersetzen könnten, gibt es nicht viele. Zum Teil sind  sie auch selbst durch gefährliche Schädlinge bedroht und leiden  unter dem Klimawandel. Berg- und Feldulme sind schon fast verschwunden. Die Roterle hat regional Wurzelpilzprobleme. Selbst die Stieleiche zeigt periodenweise Schwächen, die bis zum Absterben gehen. Schütz lobte deshalb Anbauversuche mit bisher exotischen Holzarten wie dem Tulpenbaum, der amerikanischen Schwarznuss oder auch mit Hickory-Arten, weil deren verstärkter Anbau das Ausfallrisiko durch Schädlinge verringern könne.