Tierhaltung | 11. Juli 2019

Hoher Liegekomfort auf dem Kompostbett

Von Dr. Michael Götz, Eggersriet/Schweiz
Kompostställe bieten eine weiche, offene Liegefläche – genau das, was hochträchtige, trocken- stehende Kühe schätzen. Das Kompostbett funktioniert aber nur dann, wenn die Liegefläche konsequent gepflegt wird und das Platzangebot genügend groß ist.
Familie Tobler im schweizerischen Oberhofen/Kanton Thurgau hat im Sommer 2017 einen separaten Offenfrontstall für trockenstehende und kalbende sowie für kranke Kühe gebaut. Diese liegen auf einem weichen Kompostbett, haben viel Platz und immer frische Luft. Hier können sie sich erholen und der Landwirt hat sie unter Kontrolle.
Kompostbett benötigt konsequente Pflege
Adrian Tobler ist überzeugt, dass sich die Kühe im Kompoststall erholen können.
„Der Liegekomfort ist auf einer offenen Tiefstreu- oder Kompostfläche am größten”, ist der Landwirt des Brunehofes überzeugt. Gerade die Trockensteher sollen über diesen hohen Komfort verfügen, da sie schwerer sind als die laktierenden Kühe und da sie vor dem Abkalben Ruhe benötigen. Als Kompostmaterial verwendet der Landwirt ein Gemisch aus Hobelspänen, Sägemehl sowie Rindenschnitzeln. Letztere kosten nur etwa die Hälfte von Sägemehl, benötigen aber etwas mehr Zeit zum Verrotten. Ihr Anteil darf aber, je nach Feuchtigkeit, nicht zu hoch sein.
Voraussetzung dafür, dass das Kompostbett weich und trocken bleibt, ist die konsequente Pflege. Zweimal täglich fährt Tobler mit einem Federzinkengrubber über den Kompost. Dabei lockert er nicht nur das Liegebett, sondern bringt auch Sauerstoff in den Kompost. Die aerobe Rotte kommt in Gang, der Kompost erwärmt sich und es verdunstet Feuchtigkeit aus dem Bett. Wenn es kalt und feucht ist, besteht die Gefahr, dass die Rotte zu wenig in Gang kommt und der Kompost vernässt. Der Landwirt muss dann frühzeitig reagieren und neue Einstreu in den Kompost mischen. Es ist auch schon vorgekommen, dass er nasse Stellen mit dem Hoflader ausräumen und neues Material einstreuen musste. Das alte Material lässt sich allerdings wiederverwenden, wenn es abgetrocknet ist.
Viel Platz zur Verfügung stellen
Blick vom Fressplatz auf den Liegebereich
Neben der regelmäßigen Pflege des Kompostbettes ist die Besatzdichte ein wichtiger Faktor, damit das Liegebett nicht vernässt. Die Liegefläche jedes der fünf Abteile ist 70 m2 gross. Da pro Abteil sieben Fressplätze vorhanden sind, steht den Kühen bei maximaler Belegung 10 m2 Liegefläche zur Verfügung. „Weniger dürfen es nicht sein, sonst fallen zu viel Kot und Harn pro Quadratmeter an”, betont Tobler. Eine hohe Belegung sei allerdings bei den Trockenstehern wegen des festeren Kotes weniger problematisch als bei den Frischlaktierenden. Im Sommer ist die Sauberkeit der Kühe kein Problem, sagt Tobler.
Im Winter, wenn es feucht ist, klebt der Kompost gelegentlich am Fell der Kühe. Da ist es besonders wichtig, dass die Sonne auf die Liegefläche scheint und diese trocknet. Bewusst hat der Landwirt ein Pultdach gewählt, das nach Süden ausgerichtet  und an seiner höchsten Stelle über 7 m hoch ist. Im Winter scheint die Sonne flach auf die Liegefläche, im Sommer steht sie hoch und scheint vor allem auf das Dach, das mit Sandwichpaneelen wärmegedämmt ist. Die Kühe würden sich auch auf Stroh wohlfühlen. „Doch Stroh ist ein Kostenfaktor”, hält der Landwirt fest. Er müsste viel Stroh zukaufen. Einen weiteren Vorteil des Kompostes sieht der Landwirt darin, dass dieser sich direkt auf das Grünland ausbringen lässt.
Kühe kommen über Treibgang in den Stall
Alle fünf Abteile sind über einen Treibgang verbunden.
Tobler hat seinen Stall so geplant, dass er die Tiere leicht von einem Abteil ins andere bringen kann. Dazu hat er auf der Rückseite des Stalles einen 1,0 m breiten Treibgang. Dieser wird auch benutzt, um die Kühe in den Melkstand zu bringen. Die Abschrankungen zwischen den Abteilen lassen sich schwenken, so dass die ganze Liegefläche offen ist und der Landwirt mit dem Traktor über die komplette Fläche fahren kann. Die Kühe werden während dieser Zeit auf den Fressplatz gesperrt. Das Ein- und Aussperren bietet dem Landwirt die Gelegenheit, seine Kühe zu beobachten.
Die Durchschnittsleistung seiner 100 Kühe  liegt bei rund 11000 kg Milch. Wegen der hohen Milchleistung sei es wichtig, dass die Tiere eine genügend lange Erholungszeit hätten, erklärt der Landwirt. Nach Möglichkeit stellt er die Kühe mindestens sechs Wochen vor dem Abkalbetermin selektiv trocken. Das heißt, es werden nur diejenigen mit Antibiotika trockengestellt, die eine erhöhte Zellzahl aufweisen, und nur nach einer Milchuntersuchung mit einer entsprechenden Empfehlung des Tierarztes.
 Tobler füttert seine Kühe mit einer totalen Mischration bestehend aus Mais-, Grassilage, Rapsextraktionsschrot, Biertreber und etwas Getreide. Den Energiegehalt der Ration für die Trockensteher streckt er, indem er Stroh dazumischt. So muss sich die Pansenflora nicht umstellen, begründet es der Landwirt.