Hilfreiche Technik
Von Inga Garrelfs, Dr. Christiane Keppler, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
Bei den ab 2017 ausgelieferten Legehennen werden die Schnäbel nicht mehr gekürzt sein. Um Federpicken und Kannibalismus vorzubeugen, müssen diese Tiere beschäftigt werden. Zeitsparende Anlagen zur automatischen Vorlage des Beschäftigungsmaterials wurden auf der EuroTier in Hannover gezeigt.
Beim PickPuck-System von Big Dutchman werden die Körner durch Fallrohre in den Tierbereich gebracht, der raue Teller fördert zudem den natürlichen Schnabelabrieb.
Um die Hennen dauerhaft vom Federfressen oder auch Federpicken und Kannibalismus abzuhalten, sind der Wechsel und die Variabilität des vorgelegten Beschäftigungsmaterials wichtig. Grundsätzlich sollten Beschäftigungsmaterialien nach Verbrauch zügig ersetzt werden, denn die Tiere gewöhnen sich an die Beschäftigungsgabe und fordern diese auch ein. Während manche Materialien von Hand in den Stall gebracht werden müssen, wie Luzerneballen, Pickblöcke, Strohballen oder Saftfutter (u. a. Möhren, Kartoffeln oder Kürbis), können andere durch entsprechende Anlagen im Stall verteilt werden. Auf der EuroTier wurden Körnerstreuer von drei Herstellern mit unterschiedlichen Varianten/ Vorgehensweisen sowie ein Schnittmais-System gezeigt.
Körnerstreuer
Bei diesem Körnerstreuer von VDL Agrotech, der hier in einem Elterntierstall eingesetzt wird, sind die Prallbleche variabel einstellbar.
Körnerstreuer, die zum Beispiel Weizen, Gerste oder Hafer breitwürfig in den Innenstall oder im Kaltscharrraum verteilen, werden von den Tieren sehr gut angenommen. Die Auswurfzeiten sollten am Nachmittag liegen, wenn die Eiablage zum größten Teil beendet ist und die Tiere schon genug Futter aufgenommen haben. Zudem sollten die Gaben hin und wieder ausfallen oder zeitlich versetzt werden. Denn wenn sich die Tiere in Erwartung des Futters zu sehr im Scharrraum zusammendrängen, kommt es leicht dazu, dass Getreide beim Auswurf im Gefieder landet. Von den anderen Hennen wird es
Dieser Körnerstreuer fasst 60 Liter und kann unter anderem mit einem Akku betrieben werden.
dort hastig herausgepickt, was zu Gefiederschäden führen kann. Dies wird auch beim Schnittmais-System beobachtet, da sich die Tiere hier aufgrund der Anlagengeräusche bereits vor dem Herausrieseln des Materials unter den Auswürfen versammeln. Automatisierte Systeme sollten daher variabel zu betätigen sein. Körnerautomaten wurden in Hannover von der Firma Fienhage Poultry-Solutions und der Firma VDL Agrotech in verschiedenen technischen Varianten angeboten (Fienhage: in Verbindung mit Akkubetrieb, VDL: in Verbindung mit Fördersystem).
Das PickPuck-System von Big Dutchman arbeitet mit einem Fallrohr, das die Körner präziser in den Tierbereich leitet, um zu verhindern, dass größere Mengen Körner auf dem Gefieder der Hennen landen. Zudem ist ein natürlicher Schnabelabrieb durch einen rauen Schwingteller unterhalb des Fallrohrs möglich. Wenn der Teller bepickt oder seitlich angestoßen wird, fällt durch diese Bewegung Getreide in geringer Menge heraus und kann aufgenommen werden.
Schnittmais-System
Beim Schnittmais-System von Big Dutchman fördert ein mit Öffnungen versehenes Rohrsystem mehrmals täglich Maissilage durch den Stall und lässt sie von der Decke rieseln.
Das Schnittmais-System regt die Tiere ebenfalls über ein zusätzliches Futterangebot zur Beschäftigung (Picken, Scharren) an. Ein mit Öffnungen versehenes Rohrsystem fördert mehrmals täglich Maissilage durch den Stall und lässt sie von der Decke rieseln. Diese Technik kann ebenso wie die Körnerstreuer auch in großen Stalleinheiten Anwendung finden, da das Rohrsystem in engen Gängen installiert werden kann. Laut Praxiserfahrungen wird die Maissilage von den Tieren sehr gut angenommen. Zudem wirkt sie durch den Gehalt an natürlicher Milchsäure vorbeugend gegen Darmerkrankungen. Die technische Anlage ist mittlerweile vom Management her gut erprobt. Wichtig sind eine hervorragende Futterhygiene und vor allem die Verhinderung von Nachgärungen im Verlauf der Verfütterung.
Fazit
Die auf der EuroTier gezeigten Anlagen sind bis auf das PickPuck-System nicht neu, sondern bereits auf vielen Betrieben im Einsatz. Erfreulich ist, dass inzwischen weitere Hersteller Anlagen zur technisierten Maisverteilung anbieten, was dazu beiträgt, dass dieses System immer mehr verbessert wird. Zudem bietet ein höheres Angebot am Markt mehr Spielraum für die Preisstrukturen.