Politik | 14. September 2017

Herausforderung Wald

Von AgE
Der Wald in Deutschland ist in einem guten Zustand und erfüllt vielfältige Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen. Gleichzeitig steht die Forstwirtschaft vor einer Reihe von Herausforderungen. Das geht aus dem „Waldbericht der Bundesregierung 2017” hervor.
Vorbildlich: Die nachhaltige Bewirtschaftung der Waldbestände in Deutschland.
Das Bundeskabinett hat den Waldbericht am 6. September  verabschiedet. Das Bundeslandwirtschaftsministerium berichtet darin, dass sich die ökologische Wertigkeit der Wälder in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert habe. Als Beispiele dafür werden unter anderem genannt, dass sich die Waldfläche mit alten Bäumen vergrößert habe und die Holzvorräte mit durchschnittlich 336 Kubikmeter/Hektar den bisher höchsten Stand seit Beginn einer geregelten Forstwirtschaft erreicht hätten. Die nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände sei weltweit vorbildlich und trage zum Klimaschutz bei. Hinzu komme die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes. 
Einschlag und Zuwachs
Den Holzeinschlag in Deutschland im Berichtszeitraum  2009 bis 2017 beziffert das Ressort auf durchschnittlich 76 Millionen Kubikmeter Rohholz ohne Rinde, den mittleren Holzzuwachs auf 122 Millionen Kubikmeter mit Rinde. Der Wirtschaftsbereich „Forst und Holz” biete Einkommen für  etwa zwei Millionen Waldbesitzer und weitere rund 1,1 Millionen Beschäftigte. Anlässlich der Verabschiedung des Papiers betonte Landwirtschaftsminister Christian Schmidt die Unverzichtbarkeit einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Sein Amtskollege im Bundesentwicklungsministerium, Dr. Gerd Müller, verwies auf hohe Investitionen Deutschlands in den internationalen Waldschutz. Die Bundestagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen forderten intensivere Bemühungen zur Anpassung des heimischen Waldes an den Klimawandel. Auch Vertreter der deutschen Forstwirtschaft warnten vor den Auswirkungen der Erderwärmung auf die Bestände. Als politische Ziele nennt das Bundeslandwirtschaftsministerium in dem Bericht, die Umsetzung der Waldstrategie 2020 voranzutreiben und dabei verstärkt auf die Schutzziele der Biodiversitätsstrategie zu setzen. Der Anteil der nach hochwertigen ökologischen Standards zertifizierten Waldflächen in Deutschland solle bis 2020 weiter steigen. Außerdem solle der Vertragsnaturschutz gestärkt und auf mindestens zehn Prozent der Fläche des Privatwaldes ausgeweitet werden.
Eigentumsstrukturen fordern heraus
Ebenfalls im Vordergrund stehen für das Ressort die Verbesserung der Leistung des Waldes zur Senkung der Treibhausgase und der Waldumbau. Daneben seien die Eigentumsstrukturen im Klein- und Kleinstprivatwald eine dauerhafte Herausforderung. Für internationale politische Bemühungen seien die Erhaltung, die nachhaltige Bewirtschaftung und der Wiederaufbau der Wälder weltweit ein zentrales Ziel.
Schmidt betonte, das Klimaschutzpotenzial der Wälder künftig verstärkt nutzen zu wollen. Die von ihm aufgelegte Charta für Holz 2.0 solle dazu beitragen, den Klimaschutzbeitrag der Baumbestände zu sichern und die Anpassung der Forstwirtschaft an den Klimawandel zu unterstützen. Daneben unterstrich der Ressortchef den Beitrag der nachhaltigen Waldwirtschaft zum Erhalt und Ausbau der Biodiversität sowie den wirtschaftlichen Wert der Forstwirtschaft in Deutschland. Müller berichtete, dass die deutsche Entwicklungspolitik aktuell Projekte im Umfang von rund zwei Milliarden Euro zum Waldschutz und zur Aufforstung umsetze. Außerdem forderte der Entwicklungsminister, dass bei Handelsabkommen der Europäischen Union entwaldungsfreie Lieferketten zur Bedingung gemacht werden müssten. Nach Einschätzung der SPD-Bundestagsfraktion müssen im heimischen Wald vermehrt robustere, standortangepasste Baumarten angepflanzt werden, um die Bestände trotz des Klimawandels zu erhalten. Eine umfangreichere Holznutzung wertete die  Berichterstatterin Petra Crone kritisch. Solange das Ziel nicht erfüllt sei, auf mindestens zwei  Prozent der deutschen Landfläche bis zum Jahr 2020 Wildnisgebiete einzurichten, stehe sie einer vermehrten Holznutzung skeptisch gegenüber. In diesem Zusammenhang plädierte Crone auch für eine häufigere Kaskadennutzung von Holz. Dessen Verwendung müsse sich wieder verstärkt an langlebigen Produkten und weniger an der energetischen Nutzung orientieren.
Stickstoffeinträge verringern
Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen richtete den Blick neben dem Klimawandel auch auf die Luftverschmutzung, die den Wäldern zusetze. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssten vermehrt Mischwälder geschaffen und Stickstoffeinträge aus Landwirtschaft, Industrie, Privathaushalten und Verkehr reduziert werden, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer und der Sprecher für Bioökonomiepolitik, Harald Ebner. Die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) – Die Waldeigentümer” zeigte sich erfreut darüber, dass das Papier den Beitrag der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zum Klimaschutz klar benenne. Es werde deutlich, dass die Nutzung von Holz anstatt von energieintensiven Rohstoffen besonders wirksam für den Klimaschutz sei, betonte AGDW-Präsident Philipp Frhr. zu Guttenberg. Zu Herausforderungen für die künftige Bundesregierung  zählt zu Guttenberg  die Auswirkungen des Klimawandels und der Luftverschmutzung auf den Wald, die Sicherstellung der Bewirtschaftung im Kleinprivatwald und die gesellschaftlichen Kosten, die durch die Stilllegung von Waldflächen entstünden. Probleme bereite ebenfalls die Zerschneidung der Forstflächen.
„Marshallplan” für den Wald gefordert
Zu Guttenberg sprach sich ferner erneut für einen „Marshallplan für den Wald” aus. Schlüsselfunktion haben für ihn dabei die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse. Der Kleinprivatwald brauche mehr Rückenwind. Für den Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR) unterstreicht der jüngste Waldbericht die „großen Erfolge der Waldbewirtschaftung durch die Waldbesitzer und Förster”. Es sei das Ergebnis der „tollen Arbeit” der Waldbesitzer sowie aller im und mit dem Wald Beschäftigter, dass dieser in einem „hervorragenden Zustand” sei, stellte DFWR-Präsident Georg Schirmbeck fest. Allerdings stellten die zunehmenden externen Einflüsse auf den Wald die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen. Diesen zu begegnen, sei eine gesamtgesellschaftliche und politische Herausforderung.