Barbara Hendricks bekommt auch aus den eigenen
Reihen Gegenwind. Der agrarpolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Priesmeier, nannte die Kampagne ihres
Ressorts mit den „neuen” Bauernregeln „ausgesprochen unglücklich”. Zwar
bestehe inhaltlich kein Dissens zur Position der Ministerin, so
Priesmeier. Die Frage sei jedoch, „wie man mit den Bauern umgeht”. Der
SPD-Politiker warf dem Bundesumweltressort vor, es setze „das veraltete
Stilmittel der Bauernregeln” ohne jeden Instinkt im Umgang mit einem
hochprofessionellen und hochmodernen Berufsstand ein. Zu Recht gebe es
empörte Reaktionen aus den Reihen der Landwirte, die ihre Arbeit
herabgesetzt sähen.
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus, ebenfalls
SPD, hält Hendricks’ Kampagne für „platt, gefährlich und
kontraproduktiv”.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sprach
von „postfaktischen Bauernregeln” und reagierte ihrerseits mit einem
Spruch: „Fakten braucht der Wahlkampf nicht, Frau Hendricks reicht ein
Reimgedicht.” Die ISN kündigte an, nach dem Motto „Bauernfakten statt
Hendricks-Plattitüden” zum Wahlauftakt die wahren Fakten auf Plakate zu
bringen.
Der Deutsche Landfrauenverband (dlv) stellte unterdessen die Frage,
welche Absicht Ministerin Hendricks mit den neu formulierten
Bauernregeln verfolge. Wenn so das Niveau der Politik aussehe, „dann
sind wir ganz unten angelangt”, erklärte dlv-Präsidentin Brigitte
Scherb.
Das Bundesumweltministerium lässt bei seiner Kampagne insgesamt elf
„neue Bauernregeln” verbreiten, so beispielsweise: „Gibt’s nur Mais auf
weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur” und „Steht das Schwein auf
einem Bein, ist der Schweinestall zu klein”. „Wir wissen, dass die
intensive Landwirtschaft die Belastungsgrenzen von Böden und Natur viel
zu oft überschreitet”, erklärte Hendricks zum Start ihrer Kampagne am 2. Februar in Berlin. Das wollten die meisten Bürger nicht. Die
Landwirtschaft habe nur dann eine Zukunft, wenn sie naturverträglich sei
und Artenvielfalt, Klimaschutz und die Gesundheit der Menschen mit
berücksichtige. „Wir setzen uns deshalb vehement dafür ein, die
EU-Agrarförderung umzubauen”, betonte die SPD-Politikerin.
In Zukunft sollten Landwirte stärker für öffentliche Leistungen wie den
Naturschutz bezahlt werden. Das Bundesumweltressort wies ergänzend
darauf hin, dass unter www.bundesumwelt
ministerium.de/bauernregeln die Website zur Kampagne mit den neuen
Bauernregeln online geschaltet sei. Die Internetseite liefere
zusätzliche Hintergrundinformationen über relevante Themen wie
Biodiversität und Landwirtschaft oder den Zusammenhang von Düngung und
sauberem Grundwasser
Aus den Reihen der Junglandwirte
gab es empörte Reaktionen, die sie auf der Internetseite des Bundes Badischer
Landjugend (BBL) und mit einer enormen Reichweite auf Facebook fortlaufend
veröffentlichen. Außerdem verfassten sie einen Brief an Umweltministerin
Hendricks.