Heimisches Soja auf dem Vormarsch
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Soja-Netzwerk, das vor fünf Jahren gestartet war und im Rahmen der sogenannten Eiweißpflanzenstrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums finanziert wird. Es soll den Anbau durch praxisnahe Forschung, Beratung und ein bundesweites Netz aus Demonstrationsbetrieben unterstützen.
Dennoch sei der Anbauumfang in Deutschland verglichen mit Italien, Österreich oder osteuropäischen Ländern nach wie vor sehr bescheiden. Die mittlerweile erzielten Erträge schätzt der geschäftsführende Vorsitzende des Sojaförderrings dagegen im internationalen Vergleich als absolut konkurrenzfähig ein. Mittelfristig könne die Sojabohne vor allem in Süddeutschland „eine ganz normale Kultur” werden, da die Infrastruktur für Aufbereitung und Verarbeitung immer dichter wird und die Züchtung inzwischen „aufgewacht ist”. Bis 2030 hält er deshalb eine Fläche von 100000 Hektar für realistisch. „Die natürlichen Voraussetzungen in Deutschland würden sogar den Anbau auf 700000 Hektar zulassen”, ist Recknagel überzeugt.
Auf die besondere Bedeutung der Züchtung verwies Dr. Christine Riedel von der LfL. Sie stellte ein aktuelles Züchtungsprojekt vor. Dabei konnten aus über 15000 Kreuzungsnachkommen bestehender Sorten viele interessante Zuchtstämme selektiert werden, die auf die Sortenzulassung vorbereitet werden.
Die ausgewählten Stämme verbinden die für das Klima in Deutschland erwünschte frühe Abreife mit höheren Erträgen oder Proteingehalten als bisherige Sorten. Bei erfolgreicher Prüfung sind diese neuen Sorten laut Riedel in zwei bis drei Jahren am Markt verfügbar.
Im Hinblick auf die hohen Kosten für zertifiziertes Saatgut riet Aigner, die standardmäßig empfohlenen 70 Körner/m2 zur Saat auf 60 zu verringern. Das sei aufgrund der Erfahrungen aus den Versuchen ohne Ertragsausfälle möglich. Auf die Impfung des Saatgutes mit Bakterien sollte dagegen auf keinen Fall verzichtet werden. „Mit knapp 30 Euro pro Hektar sind die Kosten gering. Ein Verzicht kann dagegen zu Ertragseinbußen von bis zu 25 Prozent und geringeren Proteingehalten führen”, betonte Aigner.
Zur großen Bedeutung einer optimalen Aufbereitung der Sojabohne für die Wirtschaftlichkeit der Tiermast betonte Stefan Thurner von der LfL den erheblichen Einfluss einer möglichst geringen Trypsininhibitoraktivität (TIA) auf die Verdaulichkeit der Soja. Durch eine angemessene Hitzebehandlung sollte die TIA deshalb so weit wie möglich gesenkt werden. Jedoch unterliegt der Gehalt an verdauungsmindernden Inhibitoren großen Schwankungen und ist abhängig von vielen Faktoren wie Sorte, Anbaujahr und Region. „Das macht es oft schwierig, die Anlagen bei der thermischen Aufbereitung richtig einzustellen. In der Praxis sehen wir deshalb oft nicht ausreichend aufbereitete Sojachargen”, beklagte Thurner.
Inwieweit eine Beregnung der Sojabohne sinnvoll sein kann, erläuterte Dr. Andreas Butz vom LTZ Augustenberg. Aus den Daten einer fünfjährigen Studie lässt sich laut Butz ableiten, dass bei optimaler Bewässerung Ertragszuwächse von bis zu 25 dt/ha möglich sind, insbesondere auf leichteren Standorten. Dennoch sei der Einsatz einer Anlage nur dann betriebswirtschaftlich lohnend, wenn ein Betrieb noch andere beregnungswürdige Kulturen anbaut wie zum Beispiel Kartoffeln. Zudem sei nach den Ergebnissen der Studie eine Beregnung erst ab der Blüte wirtschaftlich.
Lukas Wolf von der LfL stellte eine Auswertung zur Rentabilität des Sojaanbaus vor. Dabei bezog er sich auf die Daten von 115 ökologischen und konventionellen Betrieben des bundesweiten Soja-Netzwerks. Danach sind die mittleren Erträge von 2014 bis 2017 in beiden Bewirtschaftungsformen gestiegen, bei konventionellem Anbau auf durchschnittlich 34 dt/ha, im Ökolandbau auf 30 dt/ha. Wolf führt dies auf das wachsende Anbauwissen und die zunehmende Erfahrung der Betriebsleiter zurück. Die Preise gingen im gleichen Zeitraum auf hohem Niveau leicht zurück und lagen mit bis zu 90 Euro/dt für Speisesoja und um die 80 Euro/dt für Futtersoja mehr als doppelt so hoch wie bei konventioneller Soja.
„Dieser Verbraucherwunsch schlug sich aber bisher nicht in entsprechenden Verkaufszahlen nieder”, fasste Beringer die ersten Ergebnisse zusammen. Zwar gebe es einen stabilen Absatz an Teilstücken mit dem „Gentechnikfrei-Siegel”, sogar mit leicht steigender Tendenz. Aber insgesamt lägen die verkauften Mengen auf niedrigem Niveau. Mehr Potenzial sieht er dagegen bei einer Kombination von gentechnikfreiem Fleisch mit anderen Programmen wie dem bayerischen Strohschweinprojekt, das inzwischen ebenfalls als Pilotprojekt gestartet ist.
In einer abschließenden Runde schilderten Praktiker und Berater ihre Einschätzungen und Erfahrungen mit dem Soja-Netzwerk. Experten wie der überregionale Sojaberater Jürgen Unsleber und Alexander Kögel, Berater in Bayern, betonten nochmals ausdrücklich den Wert des Netzwerks für die stetige Weiterentwicklung des Fachwissens für die Beratung und Praxis. Biolandwirt Hilmar Cäsar, Leiter eines Netzwerkbetriebs, lobte vor allem, dass das Netzwerk konventionelle und Biolandwirte enger zusammenführt und einen intensiven Austausch fördert. Das konnte er auf allen bisherigen, stets sehr gut besuchten Infoveranstaltungen zur Soja auf seinem Betrieb feststellen.