Heimische Erdbeeren gibt es trotz Frost
Spanische Erdbeeren wurden im Discounter bereits für 0,99 Euro pro 500-g-Schale entdeckt, während heimische zu dieser Jahreszeit bei rund 3,00 Euro für die gleiche Menge liegen. Der Appell an die Verbraucher lautet also: „Seht den Mehrwert der heimischen Ware. Dieser liegt nicht nur in der Frische und im Aroma, sondern auch im Erhalt von Kulturlandschaft und Arbeitsplätzen in der Region.” Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für ländlichen Raum, verwies auf die hohe Kaufkraft im Bundesland und erinnerte an das Label „Gesicherte Qualität aus Baden-Württemberg”, das dem Verbraucher eine gute Orientierung biete.
Franz Josef Müller, Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau Baden-Württemberg, stellte dem Jahrhundertereignis des Frostes die Jahrhundertqualität der diesjährigen Erdbeeren aus dem Folientunnel entgegen.
Wendelin Obrecht, Vorstandsvorsitzender des Obstgroßmarktes Mittelbaden (OGM) und selbst Produzent, berichtete, dass seine eigenen Erdbeeren den Frost ohne gravierende Schäden überstanden hätten. Laut Markus Bieser, Geschäftsführer des OGM, wurde die Ernteschätzung beim OGM für dieses Jahr aufgrund des Frostereignisses von 6000 Tonnen nunmehr auf 4000 bis 4500 Tonnen angepasst. Die erste Ware kam am 12. April, die größten Erntemengen werden in den Kalenderwochen 20 bis 23 erwartet.
Man könne schwer planen, welche Mengen kommen. Bei Programmen mit dem Einzelhandel müsse man vorsichtig agieren. Bis dato steht noch nicht genügend deutsche Ware zur Verfügung, so dass Spanier, Holländer und Italiener immer noch am Markt unterwegs sind.
Die Nachfrage sei wetterbedingt verhalten, an Sonnentagen laufe die Ware besser, das merke man gleich.
Die Preise seien im bisherigen Saisonverlauf und auch in der laufenden Woche vernünftig. „Der Markt wird noch nicht geflutet mit Ware”, sagt Bieser. Konkrete Preise will er nicht nennen. Die BBZ erhält vom OGM auch keine wöchentlichen Preismeldungen mehr, andere Marktteilnehmer sollen diese nicht der Zeitung entnehmen können, findet man in Oberkirch. Bieser beklagt in diesem Zusammenhang, dass Großerzeuger, die nicht über den OGM vermarkten, in manchen Phasen die Preise kaputtmachen, wenn sie mit viel Ware im Rücken Panik bekommen. Das einzige Ventil sei dann der Preis.
„Die Erzeuger sollen sich um die Erzeugung kümmern und der OGM um die Vermarktung”, so Biesers Überzeugung. Der Erdbeermarkt sei ein internationales Geschäft. Wer Warenströme, Wetter und Qualitäten nicht im Gesamtgefüge wahrnehme, sondern nur seinen eigenen Markt eng begrenzt sehe, bringe das Gesamtgefüge durcheinander, so Biesers Erfahrung. „Das tut auf Dauer keinem der Erzeuger gut”, meint Bieser.
Für die kommende Woche seien erneut Tage mit wenigen Sonnenstunden prognostiziert. Die Mengen werden steigen, aber nicht explodieren, erwartet Bieser. Die anderen deutschen Gebiete sind seit vergangener Woche nach und nach in die Ernte eingestiegen. bos