Handel macht Bauern Zugeständnisse
Die zur Schwarz Gruppe gehörenden Ketten Lidl und Kaufland machten zusätzlich zu der für das nächste Jahr angekündigten Geldspritze von 50 Mio. Euro für die Initiative Tierwohl (ITW) weitere Nägel mit Köpfen: Beide Unternehmen erhöhten per 10. Dezember die Ladenpreise für zehn Schweinefleischartikel um jeweils 1 Euro/kg oder etwa 20 %. Die Zusatzeinnahmen sollen an die Tierhalter weitergereicht werden.
Die Rewe-Gruppe mit dem Discounter Penny kündigte einen Tag später an, den Preis für Schweinefleisch auf das Niveau von vor dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland anzuheben.
Der DBV hatte in einem Forderungspapier vom Handel unter anderem einen „Deutschland-Bonus” verlangt. Verlangt werden auch eine Selbstverpflichtung des Lebensmittel-Einzelhandels zum Ausstieg aus der „Dauerniedrigpreiskultur”. Angedacht werden sollten im Kartellrecht eine strengere Fusionskontrolle, aber auch „aktive Maßnahmen zur Dekonzentration von Marktmacht” auf Seiten des LEH.
Aus der Politik gab es Zustimmung für die Offerten des Handels. Bauernverband, Molkereien und Schlachthöfe, der Lebensmitteleinzelhandel und Verbraucherorganisationen seien gefordert, eine freiwillige Selbstverpflichtung in Verbindung mit einem Fahrplan zu entwickeln, wie eine faire Wertschöpfung für alle Akteure der Lebensmittelkette zu erreichen sei, sagte der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann. Von den Verbrauchern erhofft er sich die Einsicht, dass sie letztendlich über die Zukunft der deutschen Landwirtschaft an der Ladentheke entscheiden.
Es soll eine neutrale Ombudsstelle zwischen Handel und Landwirtschaft eingerichtet werden, die künftige Konflikte beilegen soll.
Außerdem verständigten sie sich darauf, eine neue, einheitlichen Herkunftskennzeichnung für heimische Erzeugnisse zeitnah einzuführen.
Gemeinsam will man
Konzepte erarbeiten, damit Landwirte bei Schweinefleisch und Milchprodukten für höhere Anforderungen auch höhere Erlöse erhalten.
Der LEH sichert zu, die Leistungen der hiesigen Landwirtschaft in seinen Werbeaktivitäten stärker herauszustellen.
Die Unternehmen des Lebensmittelhandels sichern außerdem ihre Unterstützung der Landwirte bei
ihrem Ziel zu, einen Sofort-Hilfsfonds einrichten zu lassen, der Corona- und ASP-bedingte Einkommenseinbußen abfedern soll.
Dieser zeitlich befristete Fonds soll neben dem Handel außerdem vom Staat, der Lebensmittelverarbeitung und der Lebensmittelindustrie getragen werden. Dafür sollen kurzfristig Gespräche mit Politik und
Verarbeitern aufgenommen werden, die der Handel unterstützt.