Halmverkürzer für gute Standfestigkeit
Für die Bemessung des erforderlichen Aufwandes von Wachstumsreglern müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Die Tabelle gibt eine Hilfestellung dazu. Die Anwendungsgebiete und die empfohlenen Aufwandmengen der verschiedenen Wachstumsregler sind im Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2019”.
Sie wirken gleichmäßig auf Haupt- und Nebentriebe. Behandelte Bestände sind ungleichmäßig und sehen fast wie unbehandelte aus. Für eine gute Wirkung sind sonniges Wetter und Temperaturen von mindestens 12 °C erforderlich.
Aufgrund der guten Formulierung von Moddevo wird der Wirkstoff des Mittels auch bei tieferen Temperaturen aufgenommen. Deshalb eignet sich Moddevo für den frühen Einsatz ab Mitte bis Ende der Bestockung im ES 25 – Wintergerste 29 – bis 31/32. Der frühzeitige Einsatz verkürzt die untersten Stängelabschnitte.
Das Mittel Medax Top enthält zwei Wirkstoffe. Mepiquat-Chlorid wirkt, ähnlich wie das Chlormequat, früh auf die Pflanzenhormone, verkürzt die Länge und verstärkt die Wand des Halmes. Der Haupttrieb wird gehemmt und die Nebentriebe werden gefördert. Die Ansprüche an die Witterung sind mit denen von Chlormequat-Mitteln vergleichbar. Der zweite Wirkstoff, Prohexadion-Calcium, hat eine ähnliche Wirkungsweise wie Trinexapac. Er hemmt später, verkürzt die Länge und verstärkt die Wand der Halme. Zudem wirkt er gleichmäßig auf Haupt- und Nebentriebe. Für eine gute Wirkung ist eine Mindesttemperatur von 12 °C erforderlich. Medax Top ist jetzt zusätzlich nach Artikel 51 zur Halmfestigung in Emmer, Einkorn und Khorasan-Weizen zugelassen.
In Prodax sind die Wirkstoffe Prohexadion-Calcium und Trinexapac kombiniert. Die Wirkstoffe verkürzen über einen längeren Zeitraum den Halm und erhöhen auch die Dicke der Halmwand. Das Mittel hat in Winter- und Sommergetreide ein breites Anwendungsfenster und kann auch in Dinkel und Durum zum Einsatz kommen. Neu sind zusätzliche Anwendungsgebiete nach Artikel 51 zur Halmfestigung in Einkorn, Emmer und Khorasan-Weizen.
Die Ethephon-Mittel Camposan Extra, Cerone 660 und Orlicht Plus wirken über das Pflanzenhormon Ethylen. Es verkürzt die Halmlänge. Die Halmwand wird nicht beeinflusst. Es reduziert auch das bei der Gerste gefürchtete Ährenknicken. Von allen Wachstumsreglern hat es die höchsten Temperaturansprüche von mindestens 14 °C und benötigt Wachstum förderndes Wetter für eine sichere Wirkung.
Das Mittel Bogota Ge enthält die Wirkstoffe Chlormequat und Ethephon. Die Kombination der beiden Wirkstoffe verkürzt und festigt den Halm.
Dies gelingt bei einem möglichst frühzeitigen Einsatz der entsprechenden Mittel am besten. Ein verspäteter Einsatz bewirkt eine Verkürzung im oberen Teil des Halmes mit der unerwünschten Folge, dass die Ähren nur wenig über das Fahnenblatt hinausragen. Unter solchen Bedingungen trocknen die Ähren schlechter ab und werden anfälliger für Krankheitsbefall.
Chlormequat-Mittel kürzen im Vergleich zur Kontrolle die Halme am geringsten. Eine Kombination mit Moddus wirkt besser. Die stärksten Einkürzungen erzielen Medax Top + Turbo und Prodax. In Gerste führt die zusätzliche Anwendung eines Ethephon-Mittels zu einer weiteren Reduzierung der Halmlänge. In Winterroggen ist meist eine Maßnahme erforderlich. In der Reihe folgen Wintergerste und Triticale. Hohe Lagergefahr besteht auch in Hafer. In dieser Getreideart können zum Beispiel Chlormequat-Mittel, Moddus, Countdown NT, Flexa, Modan 250 EC oder Medax Top sowie Prodax während des Schossens zur Anwendung kommen.
Die meisten Winterweizensorten sind sehr standfest und haben den geringsten Bedarf. In standfesten Sorten wie Barranco, Beryll, Boss, Kamerad, KWS Fontas, Partner, Poniticus, RGT Reform und anderen ist, insbesondere in trockenen Jahren, kein Einsatz erforderlich. Anwendungen können unter diesen Bedingungen sogar zu Mindererträgen führen.
In Kombination mit Azolfungiziden wird die Wirkung der Wachstumsregler verstärkt. Deshalb ist mit diesen Tankmischungen trotz einer verringerten Aufwandmenge der Wachstumsregler die gleiche Einkürzung zu erzielen. Dies zeigte sich in Versuchen sowohl bei Behandlungen des Winterweizens als auch der Wintergerste.
Auch wenn das Getreide nicht ins Lager geht, kann der Einsatz von Wachstumsreglern zu Mehrerträgen führen. Bei Berechnungen der Wirtschaftlichkeit ist allerdings festzustellen, dass vor allem Behandlungen mit hohen Aufwandmengen oft unrentabel sind oder nur geringfügige Mehrerlöse erbringen. Dies gilt insbesondere für Anwendungen
in standfesten Winterweizensorten.