Politik | 04. August 2016

Grüne wollen auch im Bund das Ministerium

Von AgE
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Friedrich Ostendorff geht davon aus, dass Agrar- und Ernährungspolitik im Bundestagswahlkampf seiner Partei im kommenden Jahr erneut eine herausgehobene Rolle spielen werden.
Der Grünen-Abgeordnete Friedrich Ostendorff will auch bei der nächsten Bundestagswahl kandidieren.
Das sagte Ostendorff, der auch agrarpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion ist, in einem Interview mit dem  Nachrichtendienst Agra-Europe. Ostendorff untermauerte in dem Interview auch den Anspruch seiner Partei, bei einer möglichen Beteiligung an einer künftigen Bundesregierung das Landwirtschaftsministerium zu besetzen.
Tiefere Gräben
Zurückhaltend beurteilt er die Zusammenarbeit mit der CDU. Trotz  Koalitionen in Baden-Württemberg und Hessen bestünden die Gräben weiter; auf Bundesebene würden sie sogar wieder tiefer. Der Politiker wirft der Union eine fehlende Bereitschaft vor, sich wirklich auf eine Debatte um eine gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhaltung einzulassen. Den Verzicht auf das Agrarressort in Baden-Württemberg nennt er einen Fehler.
Der kürzlich von den Grünen vorgelegte „Pakt für faire Tierhaltung” sei mehr als Wortgeklingel. Es gehe darum, der Landwirtschaft ein Angebot für einen gangbaren Weg in eine tragfähige Tierhaltung zu machen. „Das machen wir im Ton, aber insbesondere auch im Inhalt des Papiers deutlich”, sagte Ostendorff.  Jeder wisse, dass die Tierhaltung in ihrer gegenwärtigen Form keine Zukunft habe. Man müsse also gemeinsam überlegen, wie man aus der Sackgasse herauskomme, mit den Bauern und nicht gegen sie. Ostendorff räumt ein, dass der „Pakt für faire Tierhaltung” innerhalb seiner Partei Kritik von  Tierschützern erfahren habe.
Probleme hat er  mit dem Begriff „Massentierhaltung”: „Von mir werden Sie diesen Begriff nicht hören.” Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass viele Landwirte diese Bezeichnung als Angriff empfänden, auch weil sie „sperrig und schwer zu definieren” sei. Als vorrangiges grünes Ziel für die anstehende Reform der EU-Agrarpolitik  nennt Ostendorff den Ausstieg aus der „nicht mehr zu rechtfertigenden Flächenförderung”. Er setze sich dafür ein, die Erste Säule abzubauen und das Geld in erster Linie in den Umbau der Tierhaltung zu stecken.
Für nicht mehr erforderlich hält er  eine grundsätzliche Auseinandersetzung über die  Nutztierhaltung: „Die Probleme liegen auf dem Tisch; die Argumente sind ausgetauscht.” So wisse man beispielsweise, „warum die Schweineschwänze abgeschnitten werden”. Das müsse man nicht jeden Tag aufs Neue diskutieren. Stattdessen müsse es darum gehen, Haltungsformen zu entwickeln, in denen das nicht mehr nötig sei. Wer einen Stall für artgerechte Schweinehaltung mit Auslaufmöglichkeit bauen wolle, bekomme aber sehr oft keine Genehmigung. Der Abgeordnete verweist auf Vorbehalte wegen der Emissionen, der Nähe zu Naturschutzgebieten und vielem mehr.
Naturschutz „nicht unterfinanziert”
Ostendorff spricht sich dafür aus, zusätzliche Mittel aus der Zweiten Säule vorrangig für den Umbau der Tierhaltung zur Verfügung zu stellen. Gegenwärtig werde die Zweite Säule von der einzelbetrieblichen Förderung und den Agrarumweltprogrammen bestimmt. Insbesondere der Naturschutz scheine jedoch „nicht unterfinanziert” zu sein. Die Mittelverteilung zwischen Programmen zur Förderung der Weidehaltung oder zur Haltung auf Stroh auf der einen und Umweltprogrammen auf der anderen Seite veranschlagt der Abgeordnete auf 1 zu 40.