Grüne Karriere | 12. August 2021

Beruflicher Erfolg auf pflanzlichen Pfaden

Von Petra Littner
Rund um Natur und Technologie gibt es eine große Auswahl an Tätigkeitsbereichen. So befassen wir uns in dieser Folge der BBZ-Serie „Agrar-Karriere” mit den Berufen Gärtner und Pflanzentechnologe.
Gemüse wie Paprika wird oft im Gewächshaus angebaut, wo die Pflanzen optimal versorgt werden können.
Wo es grünt und blüht, haben in der Regel Gärtner ihre Finger im Spiel. Sie vermehren Pflanzen, kultivieren, ernten und lagern Obst und Gemüse, legen Blumenrabatten an und kümmern sich um deren Pflege. Sie beraten und verkaufen saisonal und an den Standort angepasste Pflanzen und beschaffen Material, Maschinen und Geräte für geplante Projekte. Aus dieser knappen Zusammenfassung erkennt man bereits die Vielfalt an Möglichkeiten, auf die sich Gärtner spezialisieren können. Das macht den grünen Beruf interessant und abwechslungsreich.
Die duale Ausbildung, für die mindestens ein Hauptschulabschluss verlangt wird, dauert drei Jahre und findet anteilig in der Berufsschule und im Betrieb statt. In den ersten beiden Ausbildungsjahren geht es um die berufliche Grundbildung, bis dann im letzten Jahr fachrichtungsbezogen Themen aus einem der sieben Schwerpunkte Garten und Landschaftsbau, Baumschule, Friedhofsgärtnerei, Obstbau, Gemüsebau, Staudengärtnerei oder Zierpflanzenbau anstehen.
In der Berufsschule ergänzen Fachthemen das Praxiswissen, das auf dem Betrieb vermittelt wird. So steht auf dem Lehrplan des ersten Jahres alles rund um Pflanzen und deren Verwendung mit Fokus auf  Natur- und Umweltschutz. Weitere Schwerpunkte sind Organisation und Vermarktung. Im zweiten Ausbildungsjahr wird das Erlernte im Hinblick auf die Zwischenprüfung vertieft, während im letzten Jahr der schulischen Ausbildung der gewählte fachliche Schwerpunkt in den Mittelpunkt rückt.
In der Praxis auf dem Betrieb lernt der Azubi in den ersten beiden Jahren Abläufe und Zusammenhänge kennen, Pflanzen zu bestimmen, ihre Qualität zu beurteilen und bei welchen Witterungsbedingungen die Gewächse am besten gedeihen. Auch der Einsatz von Maschinen, Geräten und Werkzeugen sowie die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und Dünger wird vermittelt. Das dritte Lehrjahr konzentriert sich auch in der Praxis auf fachrichtungsbezogene Themen.
Im Obst- und Gemüsebau geht es dabei vor allem um das Anlegen und Pflegen von Obst- und Gemüsepflanzungen sowie Aufbereitung, Lagerung und Transport der Ernte. Inhaltlich dreht es sich hier also  um die Produktion von frischen, gesunden Lebensmitteln für die Bevölkerung aber auch von Futtermitteln für Tiere und von nachhaltigen  Energie- und Rohstoffen, während  manche Pflanzen  beispielsweise den Grundstoff für  Arzneimittel liefern. Darüber hinaus beeinflusst eine Artenvielfalt die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen sehr positiv und trägt zum Klimaschutz bei. Entsprechend ausgebildete Fachkräfte mit fundiertem Wissen und Können sind daher gefragter denn je.
Vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres findet eine Zwischenprüfung statt. Abgeschlossen wird die Ausbildung mit einer Prüfung vor der IHK. Bei guten Leistungen kann die Ausbildungszeit verkürzt werden. Bestimmte Fachschulen bieten im Übrigen auch eine schulische Ausbildung zum Gärtner an. Diese erfolgt dann nicht dual, sondern größtenteils in der Fachschule in Verbindung mit einem längeren Praktikum.
Einsatzbereiche
Als ausgelernter Geselle arbeiten Gärtner in Gewächshäusern, Baumschulen, Gärtnereien und Blumenfachgeschäften, pflegen Anlagen in Parks und Privatgärten,  auf Spielplätzen und Friedhöfen und sind für die Produktion von Lebensmitteln, Energiestoffen und Tierfutter zuständig. Der genaue Einsatzort ist abhängig von der gewählten Fachrichtung. Unabhängig davon arbeiten Gärtner generell viel im Freien und das bei den unterschiedlichsten Wetterbedingungen.
Bei vielen Unternehmen wie 'Gemüsebau Hiss' in Schallstadt-Mengen bei Freiburg werden einige Gemüsesorten in Gewächshäusern kultiviert. Tomaten, Paprika, Salatgurken, Auberginen und einiges mehr können dabei vom Setzen der Jungpflanzen bis zur Reife optimal mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden. Auch klimatisch schafft ein Gewächshaus gute Voraussetzungen. Gleichzeitig sind empfindliche Gemüsesorten nicht den zunehmend extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt, die beispielsweise durch Spätfröste, Starkregen, Hagel oder Trockenheit massiv schaden und sogar zu totalen Ernteausfällen führen können. Azubis lernen somit, wie man fachkundig optisch und geschmacklich einwandfreie Kost produziert, die sich gut vermarkten lässt. Wer an einereine Lehrstelle im Beruf Gärtner Fachrichtung Gemüsebau bei dem Familienbetrieb interessiert ist, kann sich bei Florian und Simone Hiss einfach per E-Mail erkundigen: gemuesebau-hiss@t-online.de.
 
Fachrichtungen  und Aufgabenbereiche 
  • Im Obstbau wird  Kern-, Stein- und Beerenobst wie Äpfel, Kirschen, Himbeeren und Pflaumen produziert. Vom Anlegen der Pflanzfläche bis zum Ernten und Verpacken reichen die Aufgaben, ergänzt durch das Bewusstsein für Natur und Umwelt und den ressourcenschonenden Umgang mit Boden und Wasser.
  • Gemüsegärtner befassen sich mit dem fachgerechten Anbau verschiedener Gemüsearten. Dazu gehören Blatt- und Fruchtgemüse und Zuchtpilze.
  • In einer Staudengärtnerei werden Stauden, Gräser und Wasserpflanzen, die mehrere Jahre überdauern, gezüchtet und die Jungpflanzen im Freien oder in Gewächshäusern kultiviert. Gärtner sorgen dabei für optimale Bedingungen – entweder manuell oder mithilfe spezieller Bewässerungs- und Klimacomputer. Neben dem Anbau sind die Gärtner auch für die Beratung und den Verkauf zuständig.
  • Der Zierpflanzenbau konzentriert sich auf Schnittblumen, Beet-, Topf- und Balkonpflanzen, die meist in Gewächshäusern, im Sommer aber auch im Freien gezogen werden.  Pflanzen werden dabei mittels Saat oder Stecklingen vermehrt und bis zum verkauf gepflegt. Die Kundenberatung ist eine weitere Aufgabe. Die meisten Gärtner im Zierpflanzenbau spezialisieren sich auf eine bestimmte Pflanzenart, wie zum Beispiel Rosen oder Orchideen.
  • In einer Baumschule werden vorwiegend Pflanzen gezüchtet und Gehölze vermehrt. Wenn diese die entsprechende Größe erreicht haben, kommen sie in den Verkauf. Das kann direkt beim Erzeugerbetrieb sein, Abnehmer sind aber auch  Baumärkte und Gartenfachgeschäfte.
  • Garten- und Landschaftsgärtner arbeiten in der Regel nach Vorgaben von Landschaftsarchitekten. Typische Aufträge sind unter anderem das Anlegen von Hausgärten, Parks, Sportplätzen und Verkehrsinseln. Dabei werden auch Wege angelegt oder Treppen gebaut und es kommen  auch  Steine und Pflaster zum Einsatz.
  • Friedhofsgärtner gestalten, bepflanzen und pflegen Grabstätten in enger Absprache mit ihren Kunden. Meist handelt sich um Dauergrabpflege, weil die Hinterbliebenen unter Umständen nicht selbst in der Lage sind, sich um das Grab zu kümmern. Die Dienstleistung beinhaltet auch die Kundenberatung bei der Auswahl von Grabpflanzen sowie die Gestaltung des Blumenschmucks für  Beerdigungen.
Qualifizierung
Gärtner haben viele Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Mit Kursen zum Baumpfleger kann man sich zum Beispiel für Tätigkeiten spezialisieren, für die stetig Experten gesucht werden. Mit einer  Abschlussprüfung als Gärtner oder in einem anderen anerkannten Ausbildungsberuf mit mindestens dreijähriger Berufspraxis oder  mindestens fünfjähriger Berufspraxis kann man sich außerdem zur Prüfung für den Abschluss „Fachagrarwirt Baumpflege” anmelden. Ein Ausbildungszentrum für Seilklettertechnik und Baumwissen befindet sich  in Glottertal: „arborfaktur” bietet ein breites Kursprogramm von der Klettertechnik verschiedener Stufen über Baumschnittkurse bis zu Sachkundeschulungen. www.arborfaktur.de
Meister, Techniker oder Studium
Der Meister- oder Technikertitel berechtigt dazu, Verantwortung in einem Gartenbaubetrieb zu übernehmen oder sich selbstständig zu machen. Zur Prüfung anmelden kann sich, wer nach bestandener Abschlussprüfung zum Gärtner mindestens zwei Jahre Praxiserfahrung gesammelt hat.  In einem  Lehrgang oder an der einjährigen Meisterschule bereitet man sich vor. Einige Fachschulen bieten auch Winterlehrgänge und Blended- Learning-Kurse an. Teilweise sind im Lehrplan Betriebsbesichtigungen und Lehrfahrten ins In- und Ausland oder Auslandspraktika integriert.  Der Meister ist in allen sieben Fachrichtungen des Gärtners möglich.
Wer als Techniker für Gartenbau durchstarten will, muss eine zweijährige Weiterbildung in Theorie und Praxis absolvieren. Staatlich geprüfte Gartenbau-Techniker dürfen ebenfalls ausbilden und arbeiten oft als Betriebs- oder Abteilungsleiter in Verkauf und Beratung.
Eine Gärtnerlehre bietet nicht zuletzt sehr gute Voraussetzungen für ein Studium in Gartenbau- oder Landschaftsarchitektur, im Ingenieurwesen oder für ein Berufsschullehramt. Die Regelstudienzeit beträgt sechs bis acht Semester und wird mit dem Abschluss „Bachelor of Science” oder in der Landschaftsarchitektur teilweise auch mit „Bachelor of Engineering” abgeschlossen. Mit zwei bis vier weiteren Semestern kann man sich zudem zum „Master” qualifizieren. Berufsinformationen erteilt der Zentralverband Gartenbau in Berlin unter Tel. +49 30200065124 oder per E-Mail: info@beruf-gaertner.de
Natur und Technologie in einem Beruf
Gemüse-, Energie- und Zierpflanzen werden technologisch entwickelt und vermehrt.
Vielleicht habt ihr euch schon einmal gefragt, wo die jungen Pflänzchen herkommen, wie man diese vermehrt und wie man erreicht, dass Setzlinge gesund und vital gedeihen? Diese überaus interessanten Zusammenhänge lernt man in der Pflanzentechnologie kennen. Im entsprechenden Beruf, der bis 2013 „Landwirtschaftlich-technischer Laborant” hieß, werden Energie-, Nahrungs- oder Zierpflanzen entwickelt und gezüchtet,  Versuche durchgeführt, Kulturen gepflegt und Analysen im Labor durchgeführt und dokumentiert.
Auf den ersten Blick scheinen die Begriffe Natur und Technologie gegensätzlich,  tatsächlich aber gehen sie Hand in Hand: Denn in der Pflanzenzucht wird längst nichts mehr dem Zufall überlassen. Vielmehr sind Pflanzentechnologen in Natur und Labor gleichermaßen tätig.  Während der Ausbildung wird vermittelt,  wie Pflanzen in Gewächshäusern und auf Versuchsfeldern angebaut und gezüchtet werden. Jeder Schritt wird dabei wissenschaftlich untersucht und ausgewertet. Die Ausbildung zum Pflanzentechnologen dauert drei Jahre – als Voraussetzung wird mindestens die Mittlere Reife verlangt – und findet in Berufsschule und Betrieb statt. Arbeitgeber können Betriebe im Bereich Pflanzenzucht, eine Saatgutfirma oder eine landwirtschaftliche Forschungsanstalt sein.
Das theoretische Wissen wird in berufsspezifischen Lernfeldern (z. B. Züchtungsverfahren, Böden, Substrate, Nährmedien, integrierter Pflanzenschutz) an der Berufsschule vermittelt. Während der Ausbildung erfolgt eine Spezialisierung, die in mindestens zwei Einsatzgebieten vertieft wird. Je nach Ausbildungsbetrieb kann man aus den sieben unterschiedlichen Gebieten Feldversuchswesen, Gewächshaus, Kulturlabor, Pflanzenschutzversuchswesen, Saatgutwesen, Untersuchungslabor und Zuchtgarten kombinieren. Entsprechend den gewählten Schwerpunkten könnten die Tätigkeiten darin bestehen, Versuchspflanzen zu säen, zu ernten und zu pflegen. Proben von den Pflanzen und dem Saatgut zu nehmen und diese im Labor zu untersuchen, gehört ebenso zum Ablauf wie die sorgfältige Aufzeichnung der Ergebnisse.
 Neue Erkenntnisse im wissenschaftlichen und technischen Bereich haben meist direkte Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Pflanzentechnologen begleiten diese Veränderungen und bringen sie auch  voran. Das macht den Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich, zumal jede Jahreszeit neue Herausforderungen an pflanzliche Versuche stellt.
Pflanzentechnologie ist ein perfekter Job für alle, die sich für Experimente begeistern und vom Umgang mit dem Mikroskop fasziniert sind. Generelles Interesse an Naturwissenschaften wie Biologie und Chemie sowie an Aufbau und Strukturen von Pflanzen sollten ebenso vorhanden sein wie das Bewusstsein für Hygiene und Sicherheit: Tägliche Begleiter der Pflanzentechnologen sind Laborkittel, Handschuhe und Schutzbrille.

Karriereleiter
Die Entwicklung robuster Samen und Setzlinge – wie zum Beispiel Soja – erfolgt in der Pflanzentechnologie.
Pflanzentechnologen legen sich schon während der Ausbildung auf bestimmte Einsatzbereiche fest. Nach der Ausbildung ist es empfehlenswert, das Wissen weiter zu vertiefen.  Qualifizierungslehrgänge zu Pflanzenschutz und Labortechnik, in  Biochemie und Genetik oder auch in EDV und Qualitätsprüfung zählen zu den vielen verschiedenen Optionen.
Ebenfalls eine Möglichkeit ist die Meisterprüfung, die als Kombination aus Betriebswirtschaft und Fachwissen zur Leitung eines Betriebs oder eigenen Unternehmens befähigt. Wer stärker an technischen Abläufen interessiert ist, kann auf der Karriereleiter zum Techniker aufsteigen. Neben dem technischen Know-how werden bei dieser Qualifikation ebenfalls Kenntnisse in Unternehmensführung und Betriebswirtschaft vermittelt und so der Weg für eine Führungsposition bereitet.
Kandidaten, die das Abitur in der Tasche haben, können anstelle von Weiterbildungen auch ein Hochschulstudium absolvieren. Besonders bieten sich die Studiengänge Agrarbiologie, Agrarwissenschaften, Garten- und Landschaftsbau, Biologie oder Landschaftsökologie an.
Einen Überblick  bieten Portale wie
Infos zu den Grünen Berufen und freien Stellen in Südbaden auch unter www.laju-suedbaden.de/de/ausbildungsboerse/

   
Tipps und Anregungen?
Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns über Tipps oder Infos per E-Mail: littner(at)blv-freiburg.de.