Grüne Karriere | 08. Juli 2021

Die Service-Spezialisten

Von Petra Littner
SERIE . Landtechnikbetriebe und Lohnunternehmen suchen händeringend nach Fachkräften. Entsprechend gefragt sind Land- und Baumaschinenmechatroniker sowie Agrarserviceexperten. In dieser Folge der BBZ-Serie „Agrar-Karriere” beleuchten wir die beiden Berufsbilder.
Mechatroniker kümmern sich hauptsächlich um die Funktionstüchtigkeit von Maschinen und Geräten.
Vom Rasenmäher über Stapler bis hin zu riesigen Mähdreschern mit mehrere Meter breitem Schneidewerk  – die Fahrzeugtypen, mit denen es der Land- und Baumaschinenmechatroniker zu tun hat, sind breit gefächert. Ebenso umfangreich sind die Anforderungen an die technischen Kenntnisse: Vom Oldtimer bis zur GPS-gesteuerten Hightech-Maschine ist quasi alles dabei. Und jedes Fahrzeug muss irgendwann einmal gewartet oder letztlich repariert werden. Defekte an älteren Modellen lassen sich teilweise noch mit einfachen Handgriffen beheben, moderne, komplexe Systeme für Landwirtschaft, Forst und Gartenbau erfordern hingegen umfangreiche Kenntnisse und Fähigkeiten.
Am Anfang steht die Fehleranalyse
Eine Fehlerdiagnose hilft dabei, Störungen zu analysieren.
In der Regel muss zunächst die Ursache eines Problems gefunden werden. Dazu sind  Analysegeräte nützlich. Taucht beispielsweise im Bordcomputer eines Traktors ein bestimmter Fehlercode auf, kann man ein Laptop mit entsprechender Software anschließen, die Fahrzeugdaten auslesen und anhand der ermittelten Werte eine Störung in der Hydraulik, Pneumatik oder Elektronik gezielt beheben. Um Schäden frühzeitig zu erkennen und die Funktionstüchtigkeit von Maschinen, Geräten und Anlagen lange zu erhalten, müssen diese außerdem regelmäßig und fachkundig gewartet werden.
Land- und Baumaschinenmechatroniker sind darüber hinaus mit ihrem Know-how als Kundenberater gefragt. Zum Beispiel in Vetriebsunternehmen, wenn es um den Verkauf von Neugeräten und -fahrzeugen geht, oder in Werkstätten, wenn nach einer Reparatur die Funktionen und deren Bedienung zu erklären sind.
Ausbildung und Perspektiven
Die Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker dauert dreieinhalb Jahre. Zwei bis drei Tage pro Woche verbringt der Azubi in der Berufsschule, die übrigen Tage arbeitet er beziehungsweise sie im Betrieb mit. Der schulische Teil wird manchmal aber auch in Form von mehrwöchigem Blockunterricht durchgeführt. Welchen Schwerpunkt die praktische Ausbildung hat, hängt wesentlich von der Fachrichtung des Betriebs ab, mit dem vor Beginn der Lehre  ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen werden muss und der Voraussetzung ist für den Platz an der Berufschule. Mit der Wahl des Ausbildungsbetriebs kann man sich also von Anfang an beispielsweise auf  Melktechnik, Maschinen für Forstwirtschaft, Gartenbau oder Bau spezialisieren. Die Arbeitsbereiche erstrecken sich dabei sowohl auf Werkstätten als auch auf Einsätze direkt beim Kunden auf dem Hof oder Feld.
Durch Schulungen auf dem Laufenden
Wer sich weiterqualifiziert, erhöht mit der Fortbildung auch seine beruflichen Perspektiven. Während die Meisterprüfung alle Bereiche der Land- und Baumaschinentechnik umfasst, spricht die Fortbildung zum Servicetechniker vor allem ausgewiesene Technik-Freaks an. Um Kunden bestmöglich beraten zu können, besuchen diese Experten regelmäßig Herstellerschulungen. Und wer nach dem Servicetechniker den Meister obendrauf packt,  bekommt übrigens die  Prüfungsleistung im Teil „Instandhaltungs- & Instandsetzungstechnik” voll angerechnet, sodass dieser Teil in der Meisterprüfung  entfällt.
Für eine Führungsposition in einem Unternehmen und die Befugnis, Lehrlinge auszubilden, ist der Meistertitel in der Regel Voraussetzung. Dieser ist dem Bachelor gleichwertig. Der Meistertitel kann aber auch auf einer Ausbildung aufbauen, sofern mehrere Jahre Berufspraxis nachgewiesen werden können. Ein vergleichbarer praxisbezogener Studiengang ist Maschinenbau beziehungsweise „Bachelor of Engineering”.
Mit der Kampagne „Starke Typen” unterstützt der Bundesverband LandBautechnik die wachsende Branche. 47 Innungen sind in Deutschland unter diesem Dach vereint. Neben der Interessenvertretung ihrer Mitglieder  hat sich der Verband auch die Organisation der handwerklichen Ausbildung zum Land- & Baumaschinenmechatroniker/in zur Aufgabe gemacht. Unter www.starke-typen.info sind weitere Infos zum Berufsbild sowie zur Aus- und Weiterbildung zu finden. In dieser Portal kann man auch nach Lehrstellen oder Praktikumsplätzen suchen.
Über die Grünen Berufe informiert des Weiteren  das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter www.bmel.de > Landwirtschaft. Hilfreiche Adressen sind zudem  https://www.agrajo.com und die Seite der Bundesagentur für Arbeit https://berufenet.arbeitsagentur.de.  
Agrarservice - Fachkraft oder Meister?
Agrarservicemeister planen und organisieren die Abläufe in landwirtschaftlichen Unternehmen.
Gefragte Dienstleister Böden bearbeiten, säen und ernten und Pflanzen pflegen –  bei diesen Vorlieben könnte eine Ausbildung zur Fachkraft für Agrarservice eine passende Tätigkeit sein. Maschinen und Geräte in Schuss zu halten und Transporte durchzuführen, zählt zu den weiteren Aufgaben dieses Ausbildungsberufs, ergänzt durch kaufmännische Inhalte.
Witterungsbedingt konzentrieren sich die landwirtschaftlichen Arbeiten auf die Monate vom Frühjahr bis zum Herbst. Aber auch im Winter wird es nicht langweilig: Hier steht die Wartung des Fuhrparks an, Angebote müssen erstellt und Planungen für das kommende Jahr erstellt werden. Arbeitsprozesse planen und organisieren, die Qualität der Erzeugnisse sicherstellen, sich um die Vermarktung der Produkte kümmern, aber auch Mitarbeiter und Auszubildende führen – so lassen sich die Tätigkeitsbereiche eines Agrarservicemeisters zusammenfassen. Aufbauend auf die Ausbildung zur Fachkraft Agrarservice, können sich Betriebsleiter und Mitarbeiter in zwei Wintersemestern zum Agrarservicemeister fortbilden. Es ist bundesweit geregelt, dass für die Qualifikation  ein Weiterbildungskurs absolviert werden muss.
Dafür werden folgende Ausbildungsschwerpunkte unterrichtet und geprüft:    
  • Produktions- und Verfahrenstechnik/Agrartechnik und Dienstleistungen 
  • Betriebs-und Unternehmensführung
  • Berufsausbildung/Mitarbeiterführung
Agrarservicemeister erlangen durch ihren Abschluss die Ausbilderqualifikation und die Zugangsberechtigung für Hochschulen. Die Jobchancen sind sehr gut: Jährlich werden rund 150 Führungskräfte in  rund 3000 Lohnunternehmen im Bundesgebiet gesucht.
Qualifikation Seit 2014 werden an drei Standorten, darunter das Bildungszentrum  Triesdorf, berufsbegleitende Fortbildungskurse angeboten. Sie beginnen im November und führen in 20 Wochen zum Meistertitel (www.triesdorf.de).
Als Zulassungsvoraussetzung gelten der Abschluss „Fachkraft Agrarservice” und mindestens zwei Jahre Berufspraxis in Unternehmen des Agrarservice oder des Pflanzenbaus mit Serviceangeboten oder in vergleichbaren Unternehmen. Ebenfalls anerkannt werden ein  landwirtschaftlicher Ausbildungsabschluss und mindestens drei Jahre Berufspraxis oder mindestens fünf Jahre Berufspraxis in Unternehmen des Agrarservice oder des Pflanzenbaus mit Serviceangeboten oder in vergleichbaren Unternehmen.


 
Tipps und Anregungen?
Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns über Tipps oder Infos per E-Mail: littner(at)blv-freiburg.de.