Von nahrhaft bis genussreich
Dass Böden und Klima in Südbaden für landwirtschaftliche Nutzung ideal sind, haben die Menschen also schon früh erkannt und durch dessen Bewirtschaftung im Laufe der Jahrhunderte das ursprüngliche Landschaftsbild der Region stark verändert und geprägt. In vielen Berufen sind Traditionen wiederzufinden, wenngleich moderne Technik und Forschung mühsame Handarbeit ersetzen und leistungsfähiger machen. Die Aufgaben von Landwirten, Winzern und Brennern sind damit auch komplex und anspruchsvoll geworden und erfordern vielfältige Kenntnisse. Diese erlangt man mit der Ausbildung, die sodann den Grundstein für die berufliche Zukunft legt. Danach ist es quasi unerlässlich, sich stetig weiterzubilden oder zu spezialisieren.
Große Agrarbetriebe setzen manchmal ein Studium der Agrarwirtschaft voraus, zum Beispiel für Leitungspositionen oder Stellen in Vertrieb oder Marketing. Dual Studierende – konventionell oder ökologisch ausgerichtet – profitieren von der praxisorientierten Gestaltung, das heißt sie können theoretisches Lernen an der Hochschule durch praktische
Tätigkeit im Betrieb ergänzen und zusätzlich bei Exkursionen, Praktikum oder Auslandssemester Erfahrungen sammeln.
Ein landwirtschaftlicher Meisterbrief wird im Übrigen oftmals dem Bachelor in Agrarwirtschaft gleichgestellt. Wer also zunächst eine klassische Ausbildung in einem landwirtschaftlichen Beruf gemacht hat und danach zwei Jahre Berufserfahrung sammelte, kann sich durch einen anschließenden Meisterkurs ebenfalls für Positionen mit höheren Anforderungen und mehr Verantwortung sowie als Betriebsleiter und Ausbilder qualifizieren.
Darüber hinaus gibt es für junge Menschen mit technischen und betriebswirtschaftlichen Interessen seit 2019 den Studiengang „Wein-Technologie-Management” (Duale Hochschule Heilbronn www.heilbronn.dhbw.de in Kooperation mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau [LVWO] Weinsberg https://lvwo.landwirtschaft-bw.de).
Neben der Verarbeitung mit modernen, computergesteuerten Geräten lernt man das Verkosten, Abfüllen und Vermarkten der hochprozentigen Destillate, führt Qualitätskontrollen durch und zeichnet für Hygiene verantwortlich. Der Beruf geht mit großer Verantwortung im Umgang mit Alkohol einher. Deshalb müssen Auszubildende volljährig sein oder das Einverständnis der Eltern vorweisen.
Der Unterricht an der Berufsschule findet in der Regel in Blöcken statt. Fundierte theoretische Kenntnisse zur Obst- und Getreidebrennerei sowie in Wirtschafts- und Betriebslehre werden durch Einheiten im Labor und die praktische Arbeit im Ausbildungsbetrieb ergänzt. Nach dem Abschluss kann die Meisterprüfung oder ein Studium erfolgen, mit der eine selbstständige Tätigkeit und Eröffnung einer eigenen Brennerei möglich ist.
Die Ausbildung im Brennereiwesen kann sowohl in landwirtschaftlichen Betrieben als auch in Betrieben der gewerblichen Wirtschaft erfolgen. Im Rahmen der dualen Ausbildung besuchen Azubis die zentrale Bundesfachklasse für Brenner am Fritz-Henßler-Berufskolleg in Dortmund. Für Brenner im Nebenerwerb gibt es fachschulische Ergänzungsangebote in Verbindung mit Praxiszeiten, die befähigen, an der Berufsabschlussprüfung teilzunehmen.
Eines ist den Berufen gemeinsam: In allen Bereichen werden Lebensmittel produziert und verarbeitet. Das Feld ist dabei breit gefächert. Es reicht von den Grundnahrungsmitteln wie Fleisch, Gemüse und Obst bis hin zu Genussgütern wie Wein und Spirituosen. Obst- und Gemüsebauern, Winzer und Edelbrenner sorgen aber nicht nur für die Ernährung der Bevölkerung, sondern leisten mit ihrer täglichen Arbeit auch einen respektablen Beitrag zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft.