Grüne Karriere | 08. April 2021

Kein Job für Stubenhocker

Von Petra Littner
SERIE . Wer in der Forstwirtschaft arbeitet, muss fit und robust, aber auch verantwortungsvoll, zuverlässig und gefahrenbewusst sein. Was man für die verschiedenen Jobs sonst noch mitbringen sollte, haben wir in dieser Folge der Serie Agrar-Karriere zusammengestellt.
Profis am Werk: Zur Waldarbeit gehören aber neben dem Fällen von Bäumen unter anderem auch Aufforsten, Wildtier- und Naturschutz.
Du hast Angst vor schwerem Werkzeug, gehst nicht so gerne vor die Türe und interessierst dich sowieso nicht für die Natur? Dann brauchst du jetzt gar nicht weiterlesen. Falls du aber gerne an der frischen Luft arbeiten möchtest, dir der Umgang mit Motorsäge, Beil und kräftigen Maschinen Spaß macht und du außerdem gerne an deine körperlichen Grenzen gehst, dann könnte der Beruf des Forstwirts für dich genau das Richtige sein: Die Aufgaben im Wald sind sehr abwechslungsreich und reichen von der Pflege und Nutzung des Baumbestands über das Führen von kraftvollen Motorgeräten und Fuhrwerken bis hin zu Kenntnissen in Ökologie, Biologie und Betriebswirtschaft.
Mehr als „Bäume fällen”
Die meisten Menschen verbinden den Beruf des Forstwirts mit „Bäume fällen”. Aber neben der Holzernte gehören auch das Pflanzen von Bäumen, das Bekämpfen von Schädlingen und der Naturschutz sowie die Wildtier- und Landschaftspflege zu den Aufgaben der Waldarbeiter. Forstwirte sorgen also für nachhaltigen Baumbestand, pflegen die Artenvielfalt von Fauna und Flora und unterstützen so das Gleichgewicht der Natur. Wald ist außerdem nicht nur Wirtschaftsbereich, sondern wird von vielen Menschen als Erholungsraum genutzt. Hier sind Forstwirte häufig für die Sicherheit auf den Waldwegen zuständig, insbesondere wenn nach kräftigen Stürmen Bruchholz entfernt werden muss.
Teamgeist ist gefragt
Waldarbeit ist körperlich anstrengend, Fertigkeiten müssen erlernt werden.
Trotz moderner Technik ist der Beruf körperlich ziemlich anstrengend. Deshalb sollte der (angehende) Forstwirt topfit, gesund und robust sein. Teamfähigkeit ist ebenfalls wichtig, denn es wird in der Regel in Gruppen von mindestens drei Personen gearbeitet. Dabei trägt jeder Eigenverantwortung und muss absolut zuverlässig sein. Dies ist im Übrigen auch eine perfekte Vorbereitung für einen eventuellen späteren Schritt in die Selbstständigkeit. Diese kann auch in einem nachgelagerten Bereich wie beispielsweise in der Säge- und Holzindustrie sein. Hier werden zum Beispiel Holzbearbeitungsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer sowie kaufmännische Fachkräfte gesucht. Infos unter www.itwoodbegood.de.
Forstwirte werden darüber hinaus auch bei Forstämtern und Forstverwaltungen beschäftigt, können als Ausbilder in Unternehmen oder als Lehrer an Fachschulen tätig sein.
Die dreijährige Ausbildung zum Forstwirt ist dual, das heißt, sie findet abwechselnd an der Berufsschule und im Betrieb statt. Als überbetriebliche Stätten der Landesanstalt Forst BW (www.forstbw.de) stehen dabei das Forstliche Ausbildungszentrum Mattenhof in Gengenbach (https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpf/faz-mattenhof/) und das Forstliche Bildungszentrum Königsbronn (https://fbz-koenigsbronn.forstbw.de/) zur Verfügung. Die Kompetenzzentren kooperieren mit rund 90 staatlichen, kommunalen und privaten Ausbildungsstätten in ganz Baden-Württemberg. Infos auch unter www.ausbildung.de
/berufe/forstwirt/
oder unter www.forstbw.de > Produkte-Angebote > Ausbildung.
Voraussetzungen
Für einen forstwirtschaftlichen Beruf solltest du handwerkliches und technisches Geschick sowie mindestens einen Hauptschulabschluss mitbringen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Lehrzeit auch auf zwei oder zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Nach erfolgreichem Abschluss kannst du dich zum Vorarbeiter oder Forstspezialisten qualifizieren. Nach zweijähriger Berufstätigkeit als Forstwirt ist außerdem die Meisterprüfung möglich.
Wenn dir das nicht reicht, kannst du auch noch ein Studium im Bereich Forst- und Holzwirtschaft oder in Forstingenieurwesen ablegen. Ein Studium der Forstwissenschaften an einer Uni qualifiziert für den höheren Forstdienst, das Studium der Forstwirtschaft an einer Fachhochschule für den gehobenen Dienst. Für die Studienzulassung ist mindestens die Fachhochschulreife erforderlich. Unter bestimmten Kriterien kann aber auch eine abgeschlossene Ausbildung reichen, um an einer Fachhochschule studieren zu dürfen.   
Forstliche Stützpunkte
Eine wichtige Rolle spielen in Baden-Württemberg im Übrigen sieben Forstliche Stützpunkte, in denen Mitarbeiter speziell für die unterschiedlichen Anforderungen von jeweils drei zu betreuenden Forstbezirken geschult werden. Privatwaldbesitzer und Hilfsorganisationen wie THW und Feuerwehr können dort Schulungen in Sachen sichere Waldarbeit belegen, Revierförster Weiterbildungen besuchen und natürlich werden Forstwirt-Azubis ausgebildet. In Karlsruhe befindet sich darüber hinaus ein Forstliches Bildungszentrum, das sich als Dienstleister der forstlichen Aus- und Weiterbildung versteht. Es wirkt maßgeblich an der Erstellung und Durchführung des jährlichen Bildungsangebots von ForstBW mit und bietet eine Reihe von Fortbildungsveranstaltungen rund um das Thema Wald an. Parallel dazu koordiniert das FBZ die Qualifizierung der Nachwuchsbeamten von ForstBW innerhalb eines Traineeprogramms, Infos unter https://fbz-karlsruhe.forstbw.de/.
Professionell jagen
Ebenfalls dem Bereich Forstwirtschaft zugeordnet wird der anerkannte Ausbildungsberuf des Revierjägers. Das Aufgabenfeld liegt im Wesentlichen in der Erhaltung einer artenreichen und gesunden Tierwelt und der Regulierung des Wildbestandes. So gestalten Revierjäger unter Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge Lebensräume für Wildtiere, müssen sich im Gebrauch von Schusswaffen und Jagdgeräten auskennen und sich um die Verwertung und Vermarktung von Wild kümmern.
Drei Jahre dauert diese Ausbildung, für die das Abitur oder Fachabitur verlangt wird. In der ersten Hälfte sind Themen wie Wildschadenverhütung, Waffen, Jagdausrüstung und die Einrichtung von Standorten für Fütterung,  Kirrung, Ansitz, Pirsch und Fallen, aber auch Tier- und Pflanzenkunde, Statistiken und Dokumentationen Schwerpunkte. In den folgenden 18 Monaten geht es unter anderem um fachgerechtes Zerlegen, Verwerten, Vermarkten und Beseitigen von Wild, Planung und Durchführung von Jagdereignissen, das Führen von Jagdhunden und Jagdhilfstieren (Greifvögel, Frettchen) sowie die Durchführung von öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen. Ausführliche Beschreibung unter www.bildungsserveragrar.de.
Für Verbandsarbeit und Verwaltung qualifiziert
Nach der Prüfung sind Revierjäger oft für Jagd- und Forstverwaltungen oder auch Naturschutzverbände im Einsatz. Qualifizierungsmöglichkeiten bestehen in der Weiterbildung zum Revierjagdmeister oder geprüften Natur- und Landschaftspfleger. Auch das Studium in Forstwirtschaft oder Forstwissenschaft kann auf der Ausbildung aufbauen.
Wie viel man später in einem Forstberuf verdient, hängt unter anderem von der Berufserfahrung, der Branche und dem Arbeitsort ab. Weitere Angaben dazu liefert die Tarifdatenbank des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de). Nützliche Informationen zum Beruf gibt es unter www.azubiyo.de. Weitere Links: www.ausbildung.de;
www.gruener-stellenmarkt.de; IHK-Ausbildungsseite:  https://www.durchstarter.de/.
Tipps und Anregungen?
Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns über Tipps oder Infos per E-Mail: littner(at)blv-freiburg.de.