Kein Job für Stubenhocker
Von Petra Littner
SERIE . Wer in der Forstwirtschaft arbeitet, muss fit und robust, aber auch verantwortungsvoll, zuverlässig und gefahrenbewusst sein. Was man für die verschiedenen Jobs sonst noch mitbringen sollte, haben wir in dieser Folge der Serie Agrar-Karriere zusammengestellt.
Profis am Werk: Zur Waldarbeit gehören aber neben dem Fällen von Bäumen unter anderem auch Aufforsten, Wildtier- und Naturschutz.
Du hast Angst vor schwerem Werkzeug, gehst nicht so gerne vor die Türe und interessierst dich sowieso nicht für die Natur? Dann brauchst du jetzt gar nicht weiterlesen. Falls du aber gerne an der frischen Luft arbeiten möchtest, dir der Umgang mit Motorsäge, Beil und kräftigen Maschinen Spaß macht und du außerdem gerne an deine körperlichen Grenzen gehst, dann könnte der Beruf des Forstwirts für dich genau das Richtige sein: Die Aufgaben im Wald sind sehr abwechslungsreich und reichen von der Pflege und Nutzung des Baumbestands über das Führen von kraftvollen Motorgeräten und Fuhrwerken bis hin zu Kenntnissen in Ökologie, Biologie und Betriebswirtschaft.
Mehr als „Bäume fällen”
Die meisten Menschen verbinden den Beruf des
Forstwirts mit „Bäume fällen”. Aber neben der Holzernte gehören auch das
Pflanzen von Bäumen, das Bekämpfen von Schädlingen und der Naturschutz
sowie die Wildtier- und Landschaftspflege zu den Aufgaben der
Waldarbeiter. Forstwirte sorgen also für nachhaltigen Baumbestand,
pflegen die Artenvielfalt von Fauna und Flora und unterstützen so das
Gleichgewicht der Natur. Wald ist außerdem nicht nur Wirtschaftsbereich,
sondern wird von vielen Menschen als Erholungsraum genutzt. Hier sind
Forstwirte häufig für die Sicherheit auf den Waldwegen zuständig,
insbesondere wenn nach kräftigen Stürmen Bruchholz entfernt werden
muss.
Teamgeist ist gefragt
Waldarbeit ist körperlich anstrengend, Fertigkeiten müssen erlernt werden.
Trotz moderner Technik ist der Beruf
körperlich ziemlich anstrengend. Deshalb sollte der (angehende)
Forstwirt topfit, gesund und robust sein. Teamfähigkeit ist ebenfalls
wichtig, denn es wird in der Regel in Gruppen von mindestens drei
Personen gearbeitet. Dabei trägt jeder Eigenverantwortung und muss
absolut zuverlässig sein. Dies ist im Übrigen auch eine perfekte
Vorbereitung für einen eventuellen späteren Schritt in die
Selbstständigkeit. Diese kann auch in einem nachgelagerten Bereich wie
beispielsweise in der Säge- und Holzindustrie sein. Hier werden zum Beispiel
Holzbearbeitungsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer sowie
kaufmännische Fachkräfte gesucht. Infos unter
www.itwoodbegood.de.
Forstwirte
werden darüber hinaus auch bei Forstämtern und Forstverwaltungen
beschäftigt, können als Ausbilder in Unternehmen oder als Lehrer an
Fachschulen tätig sein.
Die dreijährige Ausbildung
zum Forstwirt ist dual, das heißt, sie findet abwechselnd an der
Berufsschule und im Betrieb statt. Als überbetriebliche Stätten der
Landesanstalt Forst BW (
www.forstbw.de) stehen dabei das Forstliche
Ausbildungszentrum Mattenhof in Gengenbach (
https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpf/faz-mattenhof/) und das Forstliche Bildungszentrum
Königsbronn (
https://fbz-koenigsbronn.forstbw.de/) zur Verfügung. Die
Kompetenzzentren kooperieren mit rund 90 staatlichen, kommunalen und
privaten Ausbildungsstätten in ganz Baden-Württemberg. Infos auch unter
www.ausbildung.de
/berufe/forstwirt/ oder unter
www.forstbw.de > Produkte-Angebote > Ausbildung.
Voraussetzungen
Für einen forstwirtschaftlichen Beruf solltest du handwerkliches und
technisches Geschick sowie mindestens einen Hauptschulabschluss
mitbringen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Lehrzeit auch auf
zwei oder zweieinhalb Jahre verkürzt werden. Nach erfolgreichem
Abschluss kannst du dich zum Vorarbeiter oder Forstspezialisten
qualifizieren. Nach zweijähriger Berufstätigkeit als Forstwirt ist
außerdem die Meisterprüfung möglich.
Wenn dir das nicht reicht,
kannst du auch noch ein Studium im Bereich Forst- und Holzwirtschaft
oder in Forstingenieurwesen ablegen. Ein Studium der Forstwissenschaften
an einer Uni qualifiziert für den höheren Forstdienst, das Studium der
Forstwirtschaft an einer Fachhochschule für den gehobenen Dienst. Für
die Studienzulassung ist mindestens die Fachhochschulreife
erforderlich. Unter bestimmten Kriterien kann aber auch eine
abgeschlossene Ausbildung reichen, um an einer Fachhochschule studieren
zu dürfen.
Forstliche Stützpunkte
Eine wichtige Rolle spielen in Baden-Württemberg im
Übrigen sieben Forstliche Stützpunkte, in denen Mitarbeiter speziell für
die unterschiedlichen Anforderungen von jeweils drei zu betreuenden
Forstbezirken geschult werden. Privatwaldbesitzer und
Hilfsorganisationen wie THW und Feuerwehr können dort Schulungen in
Sachen sichere Waldarbeit belegen, Revierförster Weiterbildungen
besuchen und natürlich werden Forstwirt-Azubis ausgebildet. In
Karlsruhe befindet sich darüber hinaus ein Forstliches Bildungszentrum,
das sich als Dienstleister der forstlichen Aus- und Weiterbildung
versteht. Es wirkt maßgeblich an der Erstellung und Durchführung des
jährlichen Bildungsangebots von ForstBW mit und bietet eine Reihe von
Fortbildungsveranstaltungen rund um das Thema Wald an. Parallel dazu
koordiniert das FBZ die Qualifizierung der Nachwuchsbeamten von ForstBW
innerhalb eines Traineeprogramms, Infos unter
https://fbz-karlsruhe.forstbw.de/.
Professionell jagen
Ebenfalls dem Bereich Forstwirtschaft zugeordnet wird der anerkannte Ausbildungsberuf des Revierjägers. Das Aufgabenfeld liegt im Wesentlichen in der Erhaltung einer artenreichen und gesunden Tierwelt und der Regulierung des Wildbestandes. So gestalten Revierjäger unter Berücksichtigung ökologischer Zusammenhänge Lebensräume für Wildtiere, müssen sich im Gebrauch von Schusswaffen und Jagdgeräten auskennen und sich um die Verwertung und Vermarktung von Wild kümmern.
Drei Jahre dauert diese Ausbildung, für die das Abitur oder Fachabitur verlangt wird. In der ersten Hälfte sind Themen wie Wildschadenverhütung, Waffen, Jagdausrüstung und die Einrichtung von Standorten für Fütterung, Kirrung, Ansitz, Pirsch und Fallen, aber auch Tier- und Pflanzenkunde, Statistiken und Dokumentationen Schwerpunkte. In den folgenden 18 Monaten geht es unter anderem um fachgerechtes Zerlegen, Verwerten, Vermarkten und Beseitigen von Wild, Planung und Durchführung von Jagdereignissen, das Führen von Jagdhunden und Jagdhilfstieren (Greifvögel, Frettchen) sowie die Durchführung von öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen. Ausführliche Beschreibung unter
www.bildungsserveragrar.de.
Für Verbandsarbeit und Verwaltung qualifiziert
Nach der Prüfung sind Revierjäger oft für Jagd- und Forstverwaltungen oder auch Naturschutzverbände im Einsatz. Qualifizierungsmöglichkeiten bestehen in der Weiterbildung zum Revierjagdmeister oder geprüften Natur- und Landschaftspfleger. Auch das Studium in Forstwirtschaft oder Forstwissenschaft kann auf der Ausbildung aufbauen.
Wie viel man später in einem Forstberuf verdient, hängt unter anderem von der Berufserfahrung, der Branche und dem Arbeitsort ab. Weitere Angaben dazu liefert die Tarifdatenbank des Statistischen Bundesamtes (
www.destatis.de). Nützliche Informationen zum Beruf gibt es unter
www.azubiyo.de. Weitere Links:
www.ausbildung.de;
www.gruener-stellenmarkt.de; IHK-Ausbildungsseite:
https://www.durchstarter.de/.
Tipps und Anregungen?
Die Serie „Agrar-Karriere” ist als
Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen
Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen
Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir
freuen uns über Tipps oder Infos per E-Mail: littner(at)blv-freiburg.de.