Grüne Karriere | 04. März 2021

Mach doch dein Hobby zum Beruf

Von Petra Littner
SERIE . Wenn Tiere und der Umgang mit ihnen dein Herz höher schlagen lassen, solltest du eine Ausbildung zum Tierwirt in Erwägung ziehen. Der Beruf umschließt fünf Fachrichtungen plus verwandte Berufe wie Pferdewirt und Fischwirt, Tierpfleger und tiermedizinische Fachkraft.
Die Arbeit mit Tieren erfordert großes Verantwortungsbewusstsein, nicht nur bei der Fütterung.
Züchten, Versorgen und Vermarkten von Tieren in Agrarbetrieben – der Beruf des Tierwirts ist in allen fünf Fachrichtungen sehr vielseitig und abwechslungsreich. Egal, ob man sich um Geflügel, Rinder, Schweine, Schafe oder Bienen kümmert – Wohl und Gesundheit der Tiere stehen stets an erster Stelle.  Deshalb verfügen  Tierwirte auch über Kenntnisse von Tierkrankheiten. Im Vordergrund stehen nicht zuletzt die Fleischgewinnung sowie Verwertung und Verkauf von tierischen Produkten. Zu den weiteren Aufgaben zählen aber auch Stallarbeit und Verwaltung. 
 
Welche Fachrichtung soll’s denn sein?
Um einen Ausbildungsbetrieb zu finden, muss man sich zunächst für eine Fachrichtung entscheiden. Mit dem Ausbildungsvertrag kann man sich dann an der Berufsschule anmelden. In drei Ausbildungsjahren wird in dualer Form der professionelle Umgang mit den Tieren, mit Produkten wie Milch, Fleisch und Wolle, aber auch die Bedienung von technischen Anlagen, beispielsweise im Stall, vermittelt. Dann geht’s zur Abschlussprüfung. Mit dem Fachabitur oder der allgemeinen Hochschulreife kann die Lehre auf  zweieinhalb Jahren verkürzt werden. Wer den Beruf Tierwirt ergreift, muss sich auf unregelmäßige Arbeitszeiten, auch am Wochenende sowie an Sonn- und Feiertagen, einstellen. Dafür bekommt man an anderen Tagen frei oder erhält einen Gehaltszuschlag. Mit dem Gesellenbrief in der Tasche  kann man sich weiter spezialisieren, dazu bieten die Landwirtschaftskammern der Bundesländer  Fortbildungskurse wie „Homöopathie beim Schwein”, „Klauenpflege beim Rind” oder „Schafschur”. Infos: www.bildungsserveragrar.de > bildungswege > ausbildung > berufsportraets. Aus- und Fortbildung in Baden-Württemberg koordinieren die Landwirtschaftsämter in den Regierungspräsidien.
Ausbildungsinhalte
In der Geflügellhaltung gehört Herdenmanagement zu den Schwerpunkten.
An der Berufsschule werden die Unterrichtsinhalte an die jeweilige Fachrichtung angepasst. So lernen Schweinehalter aus Zucht- und Mastbetrieben neben der Pflege und Betreuung der Tiere auch das Bedienen von Fütterungs- und Lüftungstechnik.  
Ähnlich ist das in der Rinderhaltung, bei der sich alles um Zucht-, Milch- und Fleischrinder vom Melken bis zur Weidewirtschaft und Futtergewinnung dreht. Tierwirte der Geflügelhaltung wiederum befassen sich mit Herdenmanagement und Brut und kümmern sich um die Hygiene in Käfigen und Ställen, während es in der Schafhaltung vorrangig um Hütetechniken, Wolleproduktion und die Aufzucht von Lämmern geht.
Auch die Imkerei zählt zu den Berufen der Tierwirtsachaft. Dabei bilden Pflege, Fütterung und Standortwechsel der Völker sowie die Herstellung von Honig die Schwerpunkte. Die einzige Berufsschule bundesweit ist übrigens das Institut für Bienenkunde in Celle. Azubis aus ganz Deutschland reisen für den zehnwöchigen Blockunterricht von Januar bis Mitte März an.
Ein sehr traditionsreicher Beruf ist der des Fischwirts. Für junge Menschen, die sich an Flüssen, Teichen, Seen und Meeren wohlfühlen und die sich für Fische und Schalentiere interessieren, kann eine Tätigkeit in einem der drei Bereiche  „Fischhaltung und Fischzucht”, „Seen- und Flussfischerei” oder „Kleine Hochsee- und Küstenfischerei” das Richtige sein. Mit Kuttern geht es dabei auf Fangreise, aber auch die Zucht in Aquakulturen und die Regulierung der Fischbestände gehören zum Bewirtschaften von Gewässern. Fischwirte kennen sich zudem gut mit Natur und Umwelt, Hygienestandards und  Fangmethoden aus, können die eingesetzten Maschinen und Geräte warten und die verschiedenen Fischereiprodukte weiterverarbeiten. Für Seeleute stehen zudem Navigation und Wetterkunde auf dem Lehrplan.
Nach der Prüfung arbeiten Fischwirte auf Fischfarmen, im Fischhandel und in der Landwirtschaft mit Fischzucht oder auch in der Seen- beziehungsweise Meeresfischerei.
Die „Deutsche Hochsee- und Küstenfischerei” geht dabei unter anderem im Pazifik, vor Grönland und Norwegen auf Fangreise. Wissenswertes dazu ist auf der Seite des Bundesamts für Naturschutz zu finden unter https://www.bfn.de > Themen > Meeresnaturschutz.
Jobs gibt es auch in Landesämtern für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Rechtlich bestehen keine schulischen Anforderungen für die dreijährige Ausbildung zum Fischwirt, der Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife sowie Interesse an Naturwissenschaften und Biologie sind aber von Vorteil. Und: Man sollte natürlich schwimmen können! Details zu den verschiedenen Berufen der Tierwirtschaft: www.ausbildung.de, www.azubiyo.de/berufe/.
Beruf aus Leidenschaft
Ausrüsten und Longieren zählen zu den Ausbildungs- inhalten angehender Pferdewirte.
Pferdewirte
haben meist ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Vor der Ausbildung steht aber zunächst die Entscheidung für eine der fünf unterschiedlichen Fachrichtungen „Pferdehaltung und Service”, „Pferdezucht”, „Klassische Reitausbildung”, „Rennreiter, Einsatzgebiete Rennreiten und Trabrennfahren” und „Rennreiter, Einsatzgebiete Westernreiten und Gangreiten”. In Deutschland sind derzeit 127 Ausbildungsbetriebe anerkannt, davon bilden 73 in mehreren Fachrichtungen aus (Quelle: RP Karlsruhe, Ref. 31c2, Stand Nov. 2020). Laut Berufsbildungsgesetz (BBiG, § 45/2) ist ein Berufsabschluss unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne reguläre Lehre möglich. 
Die Hauptaufgaben von Pferdewirten sind Pflege, Zucht und Trainieren der Tiere. Außerdem erteilen Pferdewirte Reitunterricht, kümmern sich um die Gesundheit der Tiere und sorgen dafür, dass diese genügend Bewegung bekommen.  Füttern und Stall ausmisten gehören ebenfalls zum Alltag.
Wer sich für eine Ausbildung in einer der Fachrichtungen interessiert, sollte bereits Erfahrung im Reitsport mitbringen, also mindestens die Fähigkeit, Spring- und Dressurprüfungen der Klasse A zu absolvieren. Außerdem kann ein Reitabzeichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz hilfreich sein: Es zeigt das Interesse und die Wahrscheinlichkeit, dass das Ausbildungsziel nach drei Jahren erreicht wird. Die Arbeit mit Pferden erfordert nicht zuletzt Fitness und die Bereitschaft für Wochenendeinsätze und Mithilfe bei Turnieren, Zucht- und Leistungsschauen.
Die duale Ausbildung findet anteilig auf dem Pferdebetrieb und in der Berufsschule statt. Nach dem Abschluss kommen Tätigkeiten in Gestüten, Pferdepensionen, Reitschulen, Deckstationen oder auf landwirtschaftlichen Betrieben mit Pferdehaltung in Frage. Die Karriere kann man außerdem mit einer Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister oder einem Studium der Pferdewirtschaft oder Pferdewissenschaften fortsetzen.
Unter www.azubiyo.de ist der Beruf des Pferdewirts samt Fachrichtungen und Ausbildungszielen ausführlich beschrieben. Erwähnenswert ist noch, dass Pferdewirte auch in der Lage sein müssen, Wissen und Können weiterzugeben, zum Beispiel als Kundenberater, Reitlehrer oder Experte in Haltung und Umgang mit Pferden.
Für Jockeys, so nennt man Rennreiter, gelten zudem bestimmte Anforderungen an Körpergröße und Gewicht. Ausbildungsbetriebe in Baden-Württemberg nutzen im Übrigen fast ausschließlich die Trainingsbahn im badischen  Iffezheim. Für die Ausbildung zum Trabrennfahrer hingegen gibt es in Baden-Württemberg keine Ausbildungsställe. Profi im Westernreiten kann man wiederum werden, indem man sich für die Fachrichtung Spezialreitweisen entscheidet.
Die Berufliche Schule Münsingen beheimatet seit 1977 die Landesfachklasse für Pferdewirte. Azubis, die in Baden-Württemberg im Beruf Pferdewirt ausgebildet werden, erhalten dort das theoretische Fundament ergänzend zur praktischen Ausbildung im pferdehaltenden Betrieb. Der Schulstandort in unmittelbarer Nähe zum Haupt- und Landgestüt Marbach ermöglicht eine kooperative, umfassende Ausbildung.  Lehrkräfte und Schüler sind regelmäßig Gäste des Gestütes, vor allem auf der Anlage der Landesreitschule.
Forschung und Heilung
Tierpfleger, ein weiterer verwandter Beruf der Tierwirtschaft, sind in Tierkliniken, Zoos und Tierheimen für die Betreuung der Tiere verantwortlich. Haltung, Zucht, Ernährung und Pflege sowie Anatomie und Systematik stehen dabei auf dem Lehrplan. Tiermedizinische Fachangestellte wiederum assistieren zum Beispiel Tierärzten beim Empfang der „Patienten” und bei Behandlungen. Sensibilität ist dabei ebenso gefragt wie der Mut, kräftig anzupacken. Auch sollte man keine Angst vor Reptilien, Großvieh und schlecht gelaunten Katzen und Hunden haben.
Auf YouTube gibt es zahlreiche Videos der Bildungsplattform ausbildung.de zu finden. Außerdem hat der Bund Badischer Landjugend (BBL) zusammen mit dem BLHV (Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband) eine Ausbildungsbörse mit Infos, Videos, Kontaktadressen und Ausbildungsbetrieben in Südbaden eingerichtet unter www.laju-suedbaden.de.
Tipps und Anregungen?
Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns über Tipps oder Infos per E-Mail: littner(at)blv-freiburg.de.