Grüne Karriere | 16. Dezember 2020

Karriere fängt mit der Schule an

Von Petra Littner
SERIE . Die Weichen für die berufliche Laufbahn werden häufig erst nach dem Schulabschluss gestellt. Aber schon mit der Wahl der Schulart lässt sich der Weg vorbereiten.
Gewerbeakademie Freiburg
Hochburg Emmendingen
Für eine Ausbildung im Agrarbereich wird kein spezieller Abschluss vorausgesetzt. Meist genügen ein Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife. Wer sich für ein Studium der Landwirtschaft, zum Beispiel in Agrarwissenschaften, Agrarökonomie, -marketing oder -business entscheidet, braucht jedoch das Abitur. Vorteile verschafft dabei das Agrarwissenschaftliche Gymnasium, denn Profilfächer wie Agrarbiologie, Agrar- und Umwelttechnologie oder Biotechnologie sind nicht nur spannend, sondern bieten mit Experimenten, Exkursionen, Seminaren und Betriebspraktika wertvolle Einblicke. Agrarwissenschaftliche Gymnasien in Baden-Württemberg gibt es in Freiburg (Edith-Stein-Schule), Radolfzell (Mettnau-Schule), Aulendorf (Edith-Stein-Schule), Isny (Berufliches Schulzentrum), Wangen (Berufliches Schulzentrum), Ravensburg (Edith-Stein-Schule), Ettlingen (Bertha-von-Suttner-Schule), Nürtingen (Fritz-Ruoff-Schule) und Öhringen (Richard-von-Weizsäcker-Schule). www.landwirtschaft-bw.info > „Fachschulen”.
Akademische Laufbahn
Als weiterführende Einrichtungen bestehen deutschlandweit 14 Fachhochschulen oder Hochschulen der Landwirtschaft, darunter die Hochschule in Nürtingen (www.hfwu.de) und die Hochschule Weihenstephan in Triesdorf (www.hswt.de). Dazu kommen zehn Universitäten, zum Beispiel die Uni Hohenheim in Stuttgart (www.uni-hohenheim.de). Unis mit landwirtschaftlichen Studiengängen sind auch zu finden unter www.agrarstudieren.de. Eine akademische Laufbahn kann man unter anderem in einem Landwirtschaftsamt oder auf Lehramt an einer Berufsschule einschlagen.
Wer gleich tatkräftig anpacken will, entscheidet sich meist für eine klassische Ausbildung, mit der man anschließend aber ebenfalls eine Fülle an Möglichkeiten hat. Sei es, um direkt in den Beruf einzusteigen, sich auf einer Fachschule zu spezialisieren, einen Meisterkurs zu absolvieren oder mit dem Erfahrungsschatz und entsprechender schulischer Voraussetzung ein Agrarstudium zu beginnen. www.ausbildung.de, www.krass gruen.de, www.azubiyo.de.
Praktikum
Wer seine persönlichen Stärken und Interessen erst noch testen will, kann das bei einem Praktikum. Viele Bauernhöfe und landwirtschaftliche Unternehmen bieten die Möglichkeit, im Rahmen der Berufsorientierung oder in den Ferien einen Tag oder bis zu mehreren Wochen bei der täglichen Arbeit auf dem Betrieb zuzuschauen und mitzuhelfen. Manchmal wird diese freiwillige Mitarbeit sogar finanziell vergütet. Unter www.krassgruen.de (auch www.bauernverband.de) erhält man nützliche Tipps – unter anderem für ein Praktikum im Ausland. Interessant ist auch der Link zur Schorlemer-Stiftung, bei der Profis bei der Vermittlung von Auslandspraktika, insbesondere nach Afrika und neu ab 2021 nach Japan, weiterhelfen. Gute Praktikumsplätze sprechen sich nicht zuletzt herum. Geht doch einfach auf einen Betrieb zu – fragen kostet nichts!
Persönlichkeitsbildung
Während der Fachschulzeit wird im Bildungshaus Kloster St. Ulrich ein zweiwöchiger Kurs im Fach „betriebliche Kommunikation angeboten (pro Winter eine Woche: erste Woche Persönlichkeitsbildung, zweite Woche Betriebsführung). Dieser Kurs „Qualifizierung als landwirtschaftliche Unternehmerin/ landwirtschaftlicher Unternehmer” ist seit 1997 Bestandteil der Fachschulausbildung in Baden-Württemberg. Landjugendverband und Berufsstand forderten damals, dass neben Fach- auch Persönlichkeitsbildung Unterrichtsinhalt sein sollte. Wer nach dem Wirtschafter den Meister „dranhängt”, nimmt an einer dritten Woche zum Thema Berufs- und Arbeitspädagogik teil. Ansprechpartner sind Bernhard Nägele, Bildungshaus Kloster St. Ulrich (info@bildungshaus-kloster-st-ulrich.de) und Michaela Schöttner vom BLHV (E-Mail: michaela.schoettner @blhv.de).
Vom Bauer zum Lehrer
Nikolaus König
„Ich möchte einmal auf meinem Hof Lehrlinge ausbilden”, hatte sich Nikolaus König aus Breitnau während seiner eigenen Ausbildung zum Landwirt vorgenommen und deshalb danach den Meisterkurs absolviert. Dass es ihn einmal an die Edith-Stein-Schule in Freiburg als Praxislehrer verschlagen würde, hätte König damals nicht gedacht. Seine Qualifikation zusammen mit der Berufserfahrung und dem Talent, jungen Menschen etwas beizubringen, kamen ihm jedoch dabei zugute. Heute kann er nur jedem empfehlen, sich stetig weiterzubilden und immer verschiedene Perspektiven in Betracht zu ziehen. Wer nicht an einer Schule unterrichten will, kann auch seinen Hof für Auszubildende zur Verfügung stellen. Nikolaus König hat damit gute Erfahrungen gemacht. Auf seinem Bartleshof zeigt er Jungs und Mädchen vom Schlepperfahren bis zum Stallausmisten realistische Landwirtschaft und lernt selbst immer wieder dazu.
Weitere allgemeine Infos zum Thema Bildung:
www.bildungsserveragrar.de
Info-Austausch
Die Serie „Agrar-Karriere” ist als Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung gedacht. Die Beiträge erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir freuen uns über persönliche Tipps oder Infos per E-Mail an: littner@blv-freiburg.de.