Pflanzenbau | 19. Mai 2016

Gras unter Mais – Herbizidstrategie anpassen

Von Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen
Eine Grasuntersaat in Mais bietet unter anderem die Möglichkeit, Geening-Auflagen zu erfüllen. Allerdings muss dann die Herbizidstrategie angepasst werden. Untersaaten werden als ökologische Vorrangfläche mit dem Faktor 0,3 bewertet.
Gut etablierte Untersaat in Mais.
3,3 ha einer Untersaat entsprechen einem Hektar Ökologische Vorrangfläche (ÖVF). Erlaubt sind nur Einzelgräser oder Gräsermischungen. Der Bewuchs muss bis ins Frühjahr des Folgejahres stehen bleiben. Durch den üblichen Maisanbau wird die Fläche nur sechs bis acht Monate genutzt. Eine über Winter vorhandene Pflanzendecke mindert die Erosion und konserviert gleichzeitig die in den Pflanzen gespeicherten Nährstoffe. Verschiedene Versuche in Norddeutschland mit Grasuntersaaten in Mais haben unter anderem zu einer Stickstoffspeicherung von 25 bis 40 kg pro ha geführt.  Weitere Vorteile sind Humusanreicherung, Steigerung der Tragfähigkeit des Bodens und Bereitstellung von Äsungsfläche für Wildtiere im Winter. Weidelgräser überwiegen deutlich vor Rot- oder Schafschwingel. Diese Schwingelarten müssen aber mit oder kurz vor der Maisausaat eingesät werden, denn sie entwickeln sich relativ langsam.
Meistens Weidelgras
Bewährt hat sich eine Mischung aus Deutschem und Welschem Weidelgras, beispielsweise Weidelgras-Express oder Humus-Plus Spät, die in den aufgelaufenen Mais eingesät werden. Weidelgräser eignen sich aufgrund der Schnellwüchsigkeit am besten für eine späte Saat ab einer Wuchshöhe des Maises von 50 bis 70 cm – breitwürfig ohne Einarbeitung oder in Kombination mit einer späten Gülleausbringung mit Schleppschlauch.
Die Aussaatmenge bei Weidelgras beträgt 15 bis 20 kg/ha. In normalen Jahren erreicht der Mais etwa Mitte Juni die entsprechende Wuchshöhe. Normalerweise entwickelt sich die Untersaat vor der Maisreife nur langsam. Bei einer längeren Trockenheit wie im vergangenen Sommer verkümmern die Gräser meist und stellen daher keine Konkurrenz für den Maisbestand dar. Mit der Maisabreife oder nach der Ernte und dem damit verbundenen Lichteinfall im Bestand setzt ein stärkeres Graswachstum ein, sodass sich noch im Herbst ein dichter Bestand entwickeln kann.
 
Hier wird die Untersaat nach der Körnermaisernte durch Stroh bedeckt.
Vorsicht mit Herbiziden
Die Wahl der Herbizide, die Aufwandmenge und der Applikationszeitpunkt werden durch eine Untersaat eingeengt, weil die Verträglichkeit gegenüber der Untersaat zu beachten ist. Grundsätzlich gilt: Je weiter der Abstand zwischen Herbizidbehandlung und Grasaussaat, desto geringer ist das Schadrisiko für die Gräser. Flächen mit sehr starkem Ungrasdruck, beispielsweise mit Ackerfuchsschwanz, Flughafer, Trespen oder Quecken, eignen sich nicht für eine Untersaat, da sich diese Schadgräser bei einer Untersaat meist nicht befriedigend bekämpfen lassen.  Die meisten Unkräuter lassen sich ohne wesentliche Schäden an der Unterssaat mit Arrat, Bromoxynil, unter anderem B 235 oder Buctril, Effigo, Harmony SX oder Mais Banvel WG problemlos bekämpfen. Hirsen lassen sich mit Triketone wie Callisto, Laudis und Sulcogan kontrollieren, wobei Callisto und Sulcogan nicht ausreichend gegen Borstenhirse wirken. Hirsewirksamen Bodenherbiziden wie zum Beispiel Spectrum, Quantum, Dual Gold oder Restmengen von Clio Super sollten bei einer geplanten Untersaat maximal mit einem Drittel der zugelassenen Aufwandmengen gespritzt werden. Außerdem sollten zwischen Herbizidbehandlung und Aussaat der Untersaat mindestens zwei Wochen liegen. Gräserwirksame Sulfonylharnstoffe ohne Bodenwirkung wie Arigo, Cato, Elumis, Kelvin, Nicogan, Samson oder Task können vor dem Auflaufen der Gräseruntersaat appliziert werden. Bei Weidelgrasuntersaaten empfiehlt sich die Unkrautbekämpfung im Splitting-Verfahren. Dabei sollten bereits im Vorauflauf bis zum Zwei-Blatt-Stadium des Maises Bodenwirkstoffe wie Stomp Aqua 2,5 l + Spectrum 0,4 l oder eine Kombination aus Boden- und Blattwirkstoff wie Spectrum 0,4  l/ha + Laudis 2 l/ha oder Dual 0,4 l/ha + Callisto 1 l/ha zur Anwendung kommen. Im Drei- bis Fünf-Blatt-Stadium kann bei Bedarf je nach Unkrautart mit blattaktiven Herbiziden nachbehandelt werden. Zu diesem Zeitpunkt können Callisto, Laudis und Sulcogan, aber auch gräserwirksame Sulfonyle ohne Bodenwirkung wie Cato, Elumis, Kelvin oder Task zur Bekämpfung von Gräsern wie Ackerfuchsschwanz oder Quecken appliziert werden. Da das neue MaisTer Power über eine Bodenwirkung verfügt, ist es für Gräseruntersaaten nicht geeignet. Im Anschluss an die Unkrautbekämpfung können die Weidelgräser ausgesät werden. Reine Unkrautmittel sind auch nach der Einsaat der Untersaat noch anwendbar. Meist ist eine Schwächung der Untersaat durch die Herbizide jedoch nicht vollständig zu vermeiden. Allerdings kann dies auch ein Überwachsen und damit eine entstehenden Konkurrenz zum jungen Mais verhindern. Da Rot- und Schafschwingel-Untersaaten bereits mit dem Mais ausgesät werden, ist hier die Herbizidwahl stärker eingeschränkt. Nicht infrage kommen unter anderem gäserwirksame Sulfonylharnstoffe. Schwingelarten sollte man daher nur auf Standorten mit geringer problematischer Verunkrautung anbauen.
Abräumen in Frühjahr
Untersaaten überstehen den Winter meist gut. Bei einer folgenden Sommerung ist eine Bekämpfung der Gräser im Frühjahr einzuplanen. Vor allem auf leichten Standorten darf nicht zu viel Winterfeuchtigkeit verbraucht werden. Weidelgräser lassen sich meist mit reduzierten Aufwandmengen von zwei Drittel glyphosathaltiger Herbizide bekämpfen, während bei einer Schwingel-Untersaat die volle Aufwandmenge zu empfehlen ist. Die mechanische Bekämpfung funktioniert meist bei einer schwach entwickelten Untersaat in Kombination mit einer sauberen Pflugfurche.
Für eine gelingende Untersaat im Maisanbau sollte es im Sommer genügend regnen.
Trotz Sommertrockenheit ist diese Grasuntersaat bei Ladenburg in einem ordentlichen Zustand.
Silomais ist generell günstiger als Körnermais, da nach seiner Ernte noch genügend Zeit für das Wachstum im Herbst bleibt. Die Kosten des Verfahrens werden durch dessen Vorteile sowie die Anrechnung als ökologische Vorrangfläche in der Regel mehr als ausgeglichen.