Betrieb und Wirtschaft | 09. Juli 2020

Getreideerträge streuen mal wieder stark

Von René Bossert
Die ersten Ergebnisse der Getreideernte im Rheintal zeigen, dass die Trockenheit im April Spitzenerträge verhindert hat. Dennoch herrscht Zufriedenheit vor.
Erneut zeichnet sich ein Jahr mit stark streuenden Erträgen ab, je nachdem, wie sich die  Bestände über den  trockenen April hinweggerettet haben. Die Winterkulturen haben diese Phase insgesamt besser weggesteckt als die Sommerungen. Bei Wintergerste wird von Erfassern und Landwirten bisher von Erträgen zwischen 5 und 10 t/ha  berichtet. Viele vergeben das Prädikat durchschnittlich für die Erträge, mancher spricht auch von insgesamt leicht unterdurchschnittlich. Die Hektolitergewichte sind erfreulich hoch.
Weizen fest, Braugerste tot – so die aktuelle Marktlage in vier Wörtern.

Bei der Winterbraugerste hört man von leicht überdurchschnittlichen Erträgen bis in Richtung 8 t/ha. Hier streuen die Proteinwerte stark, einzelne Partien liegen merklich zu hoch.  Die Vollgerstenanteile stellen ebenso wie bei der Sommerbraugerste durchaus zufrieden. Die Sommergerste litt aber mehr unter der Trockenheit, regional ist hier auch Zwiewuchs ein Problem. Das verzögert auch die Ernte, so dass solide Aussagen zu Erträgen noch keine zu hören sind. Die Erwartungen gehen  allerdings   eher in Richtung unterdurchschnittlich. Einzelne Partien mit zu wenig Eiweiß wurden geerntet.
Die Weizenerträge scheinen ordentlich zu sein, wobei die Zahl der Partien noch überschaubar ist. Auf leichten Böden werden mancherorts nur  5 t/ha gedroschen, auf besseren Standorten  lassen sich aber durchaus 8 bis 10 t/ha     realisieren. Erste Angaben zu  Proteingehalten und Hektolitergewichten deuten auf unauffällige Werte hin. 
Besser als befürchtet
Bei  Raps ist von Erträgen im Bereich  3 bis 4 t/ha die Rede. Im Rheintal ist man damit  zufrieden, „das ist besser als befürchtet”, meinte ein Erfasser.  Frostschäden in der Blüte verhinderten bessere Ergebnisse.
Am Markt präsentiert sich das Bild zum Erntestart gespalten: Bei Weizen ist in diesen Tagen eine feste Grundtendenz vorhanden. 160 bis 165 Euro/t sind  als Erzeugerpreis an das Wasserlager geliefert drin, schwache Erträge in Russland, der Ukraine und Frankreich könnten für Auftrieb bei den Kursen sorgen, hoffen die Optimisten. Falls  die Mühlen wegen der Corona-Nachwehen in nächster Zeit weniger Ware ordern sollten, könnte das dagegen den Abfluss der Ware etwas bremsen.
Sorgenfalten dagegen bei der Braugerste: Der coronabedingte Absatzeinbruch beim Bier lastet auf dem Markt. Falls doch jemand Ware sucht, wird über   Erzeugerpreise knapp über dem Niveau von Weizen gesprochen. Erste Gespräche für die Ernte 2021 sind  buchstäblich ernüchternd: Berichtet wird von Angeboten der Käufer von 5 Euro/t über dem Weizenpreisniveau.
Beim Raps ist  im  Moment von Erzeugerpreisen von 350 bis 370 Euro/t die Rede. Die Ölmühlen wollen sich Ware sichern.