Betrieb und Wirtschaft | 12. Juli 2018

Getreideernte stellt zufrieden

Von René Bossert
Die Getreideernte in Baden-Württemberg bringt bislang insgesamt durchschnittliche Erträge bei meist ordentlichen Qualitäten. Für etwas Enttäuschung sorgt Raps.
„Es gibt nichts zu jammern, vor allem wenn man das mit der Lage in Nord- und Ostdeutschland vergleicht”, diese Ansicht wird von den Erfassern und Landwirten  immer wieder geäußert. Das Vorjahresniveau beim Winterweizen wird mehr oder weniger deutlich unterschritten,  meist liegen die Erträge im badischen Rheintal im Bereich von 6,5 bis 8 t/ha.  In der Spitze werden 9,5 t, als unteres Ende der Bandbreite werden 4,5 t/ha genannt  – da fehlte dann auf leichteren Standorten das Wasser.
Die Hektolitergewichte sind erfreulich: „76 Kilo und aufwärts”, berichtet ein Erfasser. Die Proteinwerte liegen meistens, aber nicht immer auf dem erwünschten Niveau.  Nichts zu mäkeln  gibt es bei den Fallzahlen. Erhöhte Mykotoxin-Werte treten nur bei Einzelpartien auf. 
Zügig geht die bereits in den letzten Junitagen gestartete Weizenernte voran, kommende Woche startet sie auch in den späteren Gebieten in Südbaden.

Preislich geben die Meldungen über die regional sehr enttäuschende Ernte in Deutschland und schwache Ernten in anderen europäischen Ländern dem Markt eine feste Grundtendenz. Für B-Weizen an den Rheintäler Wasserplatz ließen sich am Dienstag Erzeugerpreise von um die 165 Euro/t realisieren.   
Auch bei der Winterfuttergerste sind die Hektolitergewichte gut, die Erträge liegen zwischen 6 und 8 t/ha, für das Rheintal ein zufriedenstellendes Niveau. Die Winterbraugerste drischt mit 6 bis 7 t/ha auf durchschnittlichem Niveau. Die Proteinwerte liegen im erwünschten Rahmen, in einzelnen Fällen gibt es Ausreißer nach unten. Auch die Sortierung passt meistens, bei einzelnen Partien sind allerdings Abstriche zu machen.
Weniger zufrieden ist man mit den Erträgen bei Sommergerste, die bisher nur  im Rheintal geerntet wurde. Während im südlichen Rheintal noch von durchschnittlichen Erträgen berichtet wird, sieht es weiter nördlich knapper  aus und Mindererträge von 25 bis 30 % im Vergleich zum Vorjahr  treten auf. Die Proteinwerte sind tendenziell niedrig, mit Ausreißern in den sehr niedrigen Bereich.  Die Preise sind auch hier fest, Landwirte erfüllen Kontrakte, halten aber wegen  der Hoffnung auf eine weitere Preisbefestigung die restliche Ware fest.
 
Ölgehalte bei Raps streuen
Beim Raps ist das Bild nicht ganz einheitlich: Es gibt viele Stimmen, die enttäuscht sind und von Erträgen um die 3 t/ha im Rheintal berichten. Andere Erfasser sprechen über Erträge von 3,5 bis 4 t/ha. Erste Meldungen deuten auf sehr stark streuende Ölgehalte hin, von 38 bis 46 % ist alles dabei.  In den etwas späteren Gebieten läuft die Ernte jetzt erst an.
In Nordbaden und in Württemberg sind noch keine repräsentativen Angaben zum Weizen möglich. Im Kraichgau  streuen die Erträge von 6 bis 9 t/ha.  Die Qualität bezeichnet der Handel als „sehr gut” mit Hektolitergewichten im Schnitt von 66 bis 67 Kilo.  Im württembergischen Unterland zwischen Heilbronn und Stuttgart bringt die Wintergerste ebenfalls eine weite Ertragsspanne mit 5 bis 8 t/ha.  Die Qualität passt mit Werten von 64 bis 72 kg/hl. In Hohenlohe  sind die Ergebnisse mit 6 bis 7,5 t/ha  mindestens 10 % niedriger als im Vorjahr. Bei den Preisen für vertragsfreie Winterfuttergerste ex Ernte, frei Gosse, nannte der Handel zu Wochenbeginn rund 130 Euro/t, netto. Das ist etwas mehr als im Vorjahr.
Überragende Qualität
Winterbraugerste bringt in Württemberg eine insgesamt gute, teilweise „überragende Qualität”, berichten die Erfasser. Die Vollgerstenanteile liegen durchweg deutlich über 90 %, die Eiweißgehalte überwiegend unterhalb der Höchstgrenze von 11,5 %. Die Erträge sind mit 5,5 bis 7 t/ha etwas niedriger als im Vorjahr.
Durchweg enttäuscht äußern sich die Händler über den Raps. Sowohl in den frühen als auch in den mittleren Lagen Nordbadens und Württembergs bringt er breit streuende Erträge ohne Spitzenwerte: Die Spanne reicht von 2,5 bis 4 t/ha.  In den frühen Lagen Nordbadens liegen die Ölgehalte bei 42 bis 44 %.   Als mögliche Erzeugerpreise wurden für vertragsfreie Ware, ex Ernte, frei Gosse 315 bis 330 Euro/t genannt.  Aber  kein Landwirt will verkaufen. Aufgrund der europaweit nicht bedarfsdeckenden Ernte müssten die Preise eigentlich steigen. Wann das der Fall sein wird, ist offen. Mit einem kurzfristigen Anstieg wird nicht gerechnet.