Betrieb und Wirtschaft | 08. August 2019

Getreideernte in Baden fällt gut aus

Von René Bossert
Die weitgehend beendete Getreideernte in Baden ist gut ausgefallen, in den frühen Lagen sogar sehr gut. In mittleren und höheren Lagen sorgten die hohen Temperaturen ab der letzten Juniwoche für gewisse Ertragseinbußen. Enttäuschend sind allerdings die Rapserträge.
Dieses Fazit zog der Vorstandsvorsitzende der ZG Raiffeisen, Dr. Ewald Glaser, am Dienstag vor Journalisten auf dem Hofgut Maxau bei Karlsruhe.   Laufende Niederschläge konnten das Niederschlagsdefizit des Winters ausgleichen und führten zu optimalen Feldbeständen im gesamten ZG-Arbeitsgebiet, berichtete Glaser.   Die Hitze  ab dem 22. Juni  kostete in mittleren und höheren Lagen etwas Ertrag. 
Die Ernte in Baden wird  nach Einschätzung der ZG über dem letztjährigen Niveau und über dem Bundesdurchschnitt liegen. Sie fällt qualitativ gut aus und findet einen aufnahmefähigen Markt. Auf die einzelnen Kulturen bezogen stellt sich die Bilanz wie folgt dar:
Bei  Wintergerste lagen die Erträge zwischen  6,5 und  8 t/ha. Die Hektolitergewichte erreichten  durchgend mindestens   63 kg.   Mit 130 bis 140 Euro/t  bewegten sich die Erzeugerpreise auf Vorjahrsniveau.
Überdurchschnittliche 7 t/ha brachte die Braugerste. Bei den Qualitäten gibt es regionale Unterschiede: Die Eiweißwerte streuen stark, es gibt viele Anlieferungen mit unter 9,5 % Eiweiß. In Südbaden  wurden dagegen  eher eiweißreiche Partien angeliefert. Die Vollgerstenanteile lagen im nördlichen Arbeitsgebiet bei nur 80 %.
Vorverträge konnten mit bis zu 220 Euro/t abgeschlossen werden, wovon Glaser zufolge der Großteil der Erzeuger Gebraucht gemacht hatte. Für die freie Ware liegen die Erzeugerpreise derzeit bei 170 bis 185 Euro/t.
 Bei  Weizen liegen die Erträge  mit 8 bis 9 t/ha  auf einem guten Niveau. Vereinzelt wurden mehr als  10 t/ha gedroschen. Die Proteingehalte liegen um rund 0,5 bis 1,0 %  unter dem Vorjahr, die Hektolitergewichte meist zwischen  76 und  78 kg.
Derzeit bewegen sich die Erzeugerpreise seitwärts im Bereich von 145 bis 150 Euro/t. Die ZG erwartet weitere Abwärtskorrekturen bei den Erträgen und sieht beim Weizenpreis noch etwas Luft nach oben.
Gleich zwei neue Gesichter gibt es in leitenden Funktionen bei der ZG: Neu in dem um eine Person erweiterten Vorstand ist seit 1. Juli Dr. Holger Löbbert (rechts). Er verantwortet die Bereiche Tiernahrung und IT und war zuvor Geschäftsführer einer BayWa-Tochterfirma in Norddeutschland. Nachfolger von Franz Utz (Zweiter von links) als Leiter der Abteilung Vermarktung wird Hermann Frey (rechts neben ihm). Links Vorstandsvorsitzender Ewald Glaser.

Dinkel sei  für die ZG  eine wichtige Nischenkultur.   Glaser erwartet  eine Erfassungsmenge  auf Vorjahresniveau bei Erzeugerpreisen von 200 bis 220 Euro/t.   Der Markt wachse, aber in begrenztem Außmaß.
Infolge einer gestiegenen Anbaufläche und guter Druschergebnisse sei mit einer großen Ernte an Roggen in Deutschland zu rechnen. Das Ertragsniveau in Baden ist mit über 7 t/ha  bei gleichzeitig guten Qualitäten erfreulich. Probleme mit Mutterkorn gab es im Gegensatz zum Vorjahr nur sehr vereinzelt. Der Erzeugerpreis liegt bei 135 Euro/t.  Die ZG erwartet keine Preisbefestigung.
Europaweit wurden infolge des trockenen Spätsommers 2018  weniger Flächen mit Raps bestellt. Die ausgesäten Rapssaaten entwickelten sich außerdem sehr schlecht. Etliche Erzeuger haben deshalb im Oktober 2018 ihren Rapsbestand umgebrochen und Weizen eingesät.
Flächenrückgang bei Raps dürfte weitergehen
Ein Minus bei der Anbaufläche – 15,7 % in Baden-Württemberg – und unterdurchschnittliche Erträge sorgen für eine kleine Rapsernte im Arbeitsgebiet der ZG. Die Erträge liegen  rund eine  Tonne pro  Hektar unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Der  Ölgehalt liegt mit 42 bis 43 %  auf  gutem Niveau, was Zuschläge von   11 bis 15  Euro/t bedeutet.
Die ZG erwartet wegen  fehlender Bekämpfungsmöglichkeiten von Schädlingen und Krankheiten einen weiteren Rückgang der Anbaufläche.  Das habe auch Folgen für die Versorgung mit gentechnikfreiem Eiweiß in der Futtermittelproduktion, wo  sich Raps als Ersatz für GMO-freies Soja etabliert hat. 
Die Anbaufläche für Sojabohnen hat sich im ZG-Arbeitsgebiet  positiv entwickelt. Die Feldbestände präsentieren sich hervorragend, die ZG erwartet  Erträge von 3 bis 3,2 t/ha.  Aktuell liegen die Erzeugerpreise bei 325 bis 335 Euro/t.  Die von der ZG  erfassten Sojabohnen werden im eigenen Mischfutterwerk in Kehl verarbeitet, was dessen Marktposition auf dem regionalen Markt stärke.

 
Ernüchterung bei Mais
Die Ernte bei Körnermais werde unterdurchschnittlich ausfallen, betonte Glaser.  Im Raum Mannheim und in der Ortenau gebe es deutlich geschädigte Bestände. Die ZG erwartet weitere Abwärtskorrekturen bei den Ernteschätzungen für die  EU. Entscheidend für die Preisentwicklung werde  die Erntemenge in der  Ukraine sein. Die Preisentwicklung sei unübersichtlich. Die ZG rät  zum Abschluss eines Preisabsicherungs-Prämienkontrakts, mit dem Erzeuger von einem eventuellen Preisanstieg profitieren könnten.  Die  Trocknungskosten sieht die ZG auf Vorjahresniveau.