Tierhaltung | 15. November 2018

Gesündere Ferkel dank Tanninen

Von Redaktion
Der Zusatz von Kastanientanninen zum Futter kann das Auftreten von Absetzdurchfall bei Ferkeln deutlich vermindern. Das haben Wissenschaftler von Agroscope, dem Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung, herausgefunden.
Mit Tanninen gefütterte Ferkel hatten in einem Schweizer Versuch deutlich weniger Probleme mit Absetzdurchfall.
Für  Ferkel ist das Absetzen die schwierigste Entwicklungsphase, heißt es in einer Pressemitteilung von Agroscope. Sie würden von der Muttersau getrennt, könnten keine Muttermilch mehr trinken und bekämen ein neues Futter auf pflanzlicher Basis. Dadurch würden die Ferkel krankheitsanfällig. Häufig komme es zum  Absetzdurchfall, welcher hauptsächlich durch das Bakterium ETEC F4 hervorgerufen werde. Üblicherweise werde der Ferkeldurchfall auf der Basis einer tierärztlichen Verordnung mit Antibiotika behandelt. Jeder Einsatz von Antibiotika fördere jedoch das Auftreten von Antibiotikaresistenzen. Als Konsequenz  verlören die Antibiotika ihre Wirksamkeit. Gemäß einer kürzlich veröffentlichten Studie der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern sind 70 Prozent  der krankheitserregenden E. coli-Bakterien von Schweinen mit Durchfall resistent gegen mindestens ein Antibiotikum und rund 30 Prozent gegen mehr als drei Antibiotika.
Die Forscherin Marion Girard testete laut der Pressemitteilung auf dem Agroscope-Versuchsbetrieb in Posieux  Pflanzenextrakte, welche eine gesundheitsfördernde Wirkung haben. Dem Absetzfutter für Ferkel gab sie zwei Prozent Kastanienbaumtannin-Extrakt bei. Diese Mischung verfütterte sie drei Tage vor dem Absetzen und dann während zwei Wochen. „Die Resultate waren vielversprechend! Wir konnten eine deutliche Verbesserung der Ferkelgesundheit feststellen”, bilanziert Girard. Im Gegensatz dazu zeigten Ferkel, die das Standardfutter erhielten, stärkere Krankheitssymptome. Im Agroscope-Versuchsbetrieb wird seither das tanninhaltige Absetzfutter für alle Ferkel verwendet. Der Futterzusatz mit Tanninen verteuert das Futter um rund acht Franken pro Dezitonne beziehungsweise pro Ferkel im Durchschnitt um etwa 30 Rappen.
 
Labor bestätigte positive Resultate
Im Labor verglich der Agroscope-Forscher Nicolas Pradervand die im Kot abgesetzte Bakterienmenge der Ferkel und konnte eine vergleichbare Entwicklung feststellen. Mit Tanninen gefütterte Ferkel wiesen deutlich weniger ETEC-Bakterien auf und hatten entsprechend weniger Durchfall.
In diesem Jahr startete Agroscope einen neuen Versuch mit der Esparsette, welche eine andere Art von Tanninen enthält. Die ersten Resultate der Studie sind erfolgversprechend.