Geflügelschlachtmobil rollt durch Südbaden
Nach vielen Recherchen und langen Überlegungen war der Geflügelhalter aus Gengenbach-Schwaibach auf die Firma Rowa aus Melle in Niedersachsen gestoßen. Bei seinem Besuch in Melle fand er, wonach er fast zwei Jahre lang gesucht hatte. In den ersten Modellen sah Harter viele seiner Vorstellungen für ein Schlachtmobil realisiert, konnte aber noch eigene Ideen und Verbesserungen in die Ausstattung für sein eigenes Mobil einbringen.
Die Zulassung des Schlachtmobils dauerte länger als gedacht. Denn auf seine Nachfragen zeigten sich die zuständigen Ämter laut Harter zwar offen und interessiert, dennoch seien sie vorsichtig zurückhaltend dem neuen Geschäftsmodell gegenüber gewesen. Die Vorschriften zum Inverkehrbringen von leicht verderblichen Lebensmitteln gelten auch für eine mobile Schlachtstätte.
Geschlachtet wird im Geflügelschlachtmobil in zwei getrennten Bereichen, jeweils mit Wasser- und Stromversorgung ausgestattet. Im Schwarzbereich braucht es Anschlüsse für Starkstrom mit 16 und 32 Ampere sowie fließendes Wasser mit ausreichend Druck für den Durchlauferhitzer des Brühkessels mit einer Leistung von 27 kWh. Die innenliegende Elektrotechnik muss in einem wasserdichten Staukasten abgesichert sein.
Durch eine Schwingtür gelangt man in den Weißbereich, in dem die gerupften Schlachtkörper am Ausweidetisch mit bis zu drei Arbeitsplätzen gereinigt und zum Auskühlen im hofeigenen Kühlraum vorbereitet werden. Die sauberen Suppenhühner müssen im Kühlraum bei Temperaturen unter vier Grad Celsius gelagert werden.
Beide Schlachtbereiche sind mit Handwaschbecken mit fließendem Kalt- und Warmwasser sowie Dosierern für Seife und Desinfektionsmittel ausgestattet. Die Bereiche sind durch eine eingehängte Wand getrennt und können auch von außen über ausziehbare Treppen betreten werden. So stand schließlich der Anhänger mit den Maßen von 6 mal 2,45 Metern und dem geschlossenen Aufbau mit einer Höhe von 3,2 Metern bei einem Gesamtgewicht von 2,4 Tonnen auf einer Tandemachse. Fast 60000 Euro hat der Anhänger nach den Wünschen von Daniel Harter gekostet. Für das schwere Geflügelschlachtmobil benötigt Harter zusätzlich einen Pickup, um sicher auf die Höfe im Schwarzwald rollen zu können.
Eine Woche vorher muss die Schlachtung mit Tierart und Anzahl beim zuständigen Veterinäramt angemeldet und dort registriert werden. Der Hofbesitzer stellt die Starkstromanschlüsse, den Wasseranschluss mit ausreichendem Druck und einen Abfluss zur Verfügung. Die Schlachtreste muss er sachgemäß entsorgen.
Geflügelhalter Adrian Schmid in Waldmössingen hatte all das vorbereitet und eine Hühnergruppe mit etwa 200 knapp zwei Jahre alten Tieren in seinem Hühnermobil auf den Hof gefahren. Nun konnten Daniel Harter und seine beiden Mitarbeiter mit dem Geflügelschlachtmobil in den Hof rollen und mit ihrer Arbeit beginnen. Metzgergeselle Thomas Blum arbeitet im Schwarzbereich, Metzgermeister Franz Männle und Geschäftsführer Daniel Harter übernehmen die Arbeit im Weißbereich.
Im nächsten Schritt landen die toten Tiere zwischen den Gummifingern in der Rupfmaschine, aus der die nassen Federn in einen Behälter quellen. Von den letzten Federresten befreit, werden die Körper über die Durchreiche auf den Ausweidetisch aus Edelstahl im Weißbereich durchgeschoben. Hier können bis zu drei Mitarbeiter die Innereien entfernen, die Schlachtkörper ausschaben und sie nach dem Reinigen auf Hakenreihen zum Abtropfen aufhängen. Zum Auskühlen werden die Suppenhühner in den hofeigenen Kühlraum gebracht, um sie bei höchstens vier Grad bis zum Verkauf zu kühlen.
Das Schlachten kostet für Hühner drei Euro pro Stück, für Hähnchen 3,50 Euro. Dazu kommen die Kosten für die Anfahrt im Schlachtmobil von einem Euro pro Kilometer. Jeder Geflügelhalter im weiten Umkreis von Gengenbach kann das Schlachtmobil mit Besatzung mieten, wenn er die erforderlichen Versorgungsleitungen zur Verfügung stellen kann und über einen Kühlraum verfügt – egal ob Hühner, Enten oder Gänse. Daniel Harter klärt über gesetzliche und technische Bedingungen für eine mobile Hofschlachtung bei der telefonischen Anmeldung auf.
Er sieht einen großen Bedarf für sein Angebot, weil Geflügelhaltungen mit Mobilställen groß im Kommen sind. Auch die Halterinnen und Halter von Bruderhähnen zählt er zu seinem künftigen Kundenkreis, weil die meisten Höfe kein eigenes Schlachthaus betreiben. Sein Geflügelschlachtmobil ermöglicht eine artgerechte Schlachtung der Tiere vor Ort. Damit werden lange Tiertransporte überflüssig, weil das Geflügel im eigenen Mobilstall auf den Hof gebracht wird. Daniel Harter sieht seinen mobilen Schlachtbetrieb im Aufbau und kann sich über zahlreiche Anfragen auch aus Freiburg und sogar Stuttgart freuen.