Betrieb und Wirtschaft
| 20. November 2014
Für Edeka ist "Regional" das neue "Bio"
Von Heinrich von Kobylinski
Mit dem regionalen Absatz von Bio-Gemüse am Oberrhein befasste sich in Offenburg eine deutsch-französische Tagung bei Edeka Südwest in Offenburg.
Heidi Schmelzle vom Stuttgarter Agrarministerium stellte zu Beginn fest: „Der Markt für Bio wächst rasant!” Im weiteren Verlauf der Veranstaltung ergab sich aber ein differenziertes Bild: Während der Jahresumsatz mit Bio-Waren seit 2000 in Baden-Württemberg um 260 % gewachsen ist, legte die Anbaufläche nur um 95 % auf nun 94.000 Hektar zu. Zuletzt verlangsamte sich der Flächenzuwachs derart, dass für 2014 befürchtet werden muss, dass er zum Stillstand kommt.
Die Baden-Württemberger geben 30 % mehr für Biogemüse aus als im deutschen Durchschnitt. Das liege an der hohen Kaufkraft, sagte Hans-Christoph Behr von der AMI.
Dr. Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) erläuterte, dass die Verbraucherausgaben für Bio-Gemüse seit 2006 deutschlandweit um jährlich 3,7 % wachsen. 2013 wurde ein Umsatz von 500 Millionen Euro erreicht. Das bedeutendste Erzeugnis sind Karotten, dann kommen Tomaten, Salate und Gurken. Hohe Zunahmen gab es zuletzt bei Kürbissen, Pilzen, Wurzelgemüse, Gurken, Paprika und Zwiebeln. Salat und Kohl verlieren an Bedeutung.
Hauptsächlich wegen der hohen Kaufkraft im Südwesten liegen laut Behr in Baden-Württemberg die Verbraucherausgaben für Biogemüse um 30 % über dem Bundesdurchschnitt. Auch bei der bevorzugten Verkaufsstelle weichen die Baden-Württemberger vom Bundesdurchschnitt ab: Fast die Hälfte des Umsatzes wurde über den Direktverkauf erzielt, der Bundesdurchschnitt liegt bei 35,8 %. Insgesamt scheine der Direktverkauf nach einigen Rückschlägen wieder zuzunehmen.
Stagnation
Wie ist die Situation im Lebensmittel-Einzelhandel? Bei den Discountern stagniert der Absatz von Biogemüse seit 2009. Trotz ihrer erweiterten Produktpalette verzeichnen auch die Vollsortimenter des Lebensmittel-Einzelhandels keine starken Steigerungen beim Bio-Absatz: 2009 hatten sie einen Anteil von 24 % am Biogemüse-Markt. Der erhöhte sich zwischendurch mal auf 29 %, fiel dann aber im Laufe dieses Jahres wieder auf 27 % zurück. Ähnlich erging es Edeka Südwest: Der Lebensmittel-Einzelhändler erreichte 2009 einen Marktanteil von 8,3 % beim Biogemüse, konnte ihn in den Folgejahren leicht ausbauen, um dann in diesem Jahr (Januar bis September) wieder bei 8,5 % zu landen.
Alfons Kopf, bei Edeka Südwest Warenbereichsleiter für Obst und Gemüse, ist deshalb mit Blick auf den Bio-Absatz ernüchtert. Nach seinen Angaben versorgen sich in Deutschland nicht mehr als 13 % der Verbraucher regelmäßig mit Bio-Ware, zum gelegentlichen Kauf neigen 32 %. Der Anteil der Kundschaft, der regionale Herkünfte bevorzugt, sei fast dreimal so hoch wie der Anteil der Biokundschaft. Kopf ist sich sicher: „Regional ist das neue Bio.”
Schon 2006 sei dieser Trend von Edeka mit der eigenen konventionellen Hausmarke „Unsere Heimat – echt und gut” aufgegriffen worden. Karotten und Zwiebeln bildeten den Anfang. Heute ist daraus in Baden-Württemberg ein Programm aus 250 Artikeln geworden. 2009 war Unsere Heimat mit einem Umsatzanteil von 11,5 % gleichauf mit dem Bio-Anteil. Bis 2014 aber hat sich „Unsere Heimat” auf einen Anteil von 21,3 % beim Gemüse fortentwickelt. „Ein toller Erfolg”, fand Kopf, weshalb er sich nicht wundert, dass der Wettbewerb jetzt nachzieht. Verkaufserfolge mit „Unsere Heimat” werden beispielsweise auch beim konventionell erzeugten heimischen Paprika erzielt, der von einer Erzeugergemeinschaft vom Bodensee stammt. Dort geht es um 100.000 kg pro Woche. Im Rahmen von „Unsere Heimat” hat Edeka aber auch auch Bio-Gemüse und Obst platziert. Dessen Anteil entwickelte sich von 13 % im Jahr 2009 auf jetzt 31 %.