Fünf engagierte Züchter besucht
Am Abend im Schwarzwaldhotel in Gengenbach berichtete Zuchtleiter Dr. Schmidt über die aktuelle Situation der Fleischrinderzucht in Baden-Württemberg. Mit gut 60000 Mutterkühen ist der Gesamtbestand leicht abnehmend, bei stabilen Zahlen in der Herdbuchzucht mit knapp 3300 Kühen über 20 Rassen verteilt, wobei Limousin, Angus und Charolais bereits 60 % ausmachen. Hauptabnehmer im Export waren 2016 Rumänien, Spanien und Bulgarien, wobei Angus am meisten gefragt war. Auf den heimischen Märkten stehen knapp stabilen Absatzzahlen sehr gute Preise gegenüber.
Auf lebhaftes Interesse stieß der Vortrag von Dr. Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) zum Thema Wolf. Fundiert
stellte er die dynamische Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland, Frankreich und der Schweiz seit dem Jahr 2000 dar. Mittelfristig sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich auch bei uns Rudel ansiedeln werden. In Baden-Württemberg beteiligen sich das Land und die Verbände an dem Projekt „Herdenschutz in der Praxis”, um Möglichkeiten und Grenzen des Herdenschutzes für die Weidetierhaltung aufzuzeigen. Ergänzend zu diesen Ausführungen stellte Dr. Torsten Sommer als Herdenschutzbeauftragter der RBW dar, dass den Rinderhaltern nicht nur direkte Schäden vollumfänglich und schnell ersetzt werden müssten, sondern auch der notwendige Mehraufwand und indirekte Schäden durch unruhige bis ausbrechende Herden, Verkalbungen usw.
Den Reigen der Vorträge schloss Wäldervieh-Zuchtleiter Dr. Franz Maus. Immer wieder erstaunlich, welch hohe Absetzgewichte die Kälber dieser Rassen in der Mutterkuhhaltung erzielen, dank der guten Milchleistung der Mütter. Rund 7700 Vorderwälder-Herdbuchkühen stehen 2900 der Hinterwälder gegenüber, mit stetig steigendem Anteil an Mutterkühen von aktuell 20 % bei den Vorder- und 80 % bei den Hinterwäldern.
Die Charolais des Breighofs in Berghaupten waren am Samstagmorgen das Ziel. Vor 28 Jahren wurde hier mit der Umzüchtung auf Charolais begonnen. Gute Herdbuchbullen sind Stephan Breig ebenso wichtig, wie sie es dem noch sehr aktiven Senior Ludwig über all die Jahre waren. Alle Rinder werden mit Angus belegt, damit sie spätestens mit zweieinhalb Jahren problemlos abkalben. Auf 110 ha Wiesen und Weiden – viele Flächen entlang der Kinzig – werden 60 Mutterkühe mit Nachzucht gehalten. Der einfache, aber zweckmäßige Offenstall dient im kurzen Winter bei einem Jahresmittel über 10 °C als Schutz. Ungewöhnlich, dass alle Charolais als Absetzer an regionale Mäster gehen und dafür regelmäßig Kleingruppen Vorderwälder-Bullenkälber angekauft und bis zum Schlachtgewicht von 350 kg gemästet werden. Jedoch passt dies gut zum Futterangebot des Betriebs und bedeutet regelmäßige Einnahmen, in Kombination mit Direktvermarktung und eigenem Zerlegeraum. Ergänzt wird das Angebot durch einige Schweine sowie Partyservice und die Verköstigung von Vespergruppen.
Auf „Benny’s Ranch” nahe Lautenbach startete Bernd Müller 1993 mit seiner Limousin-Zucht, deren Endprodukte über die Theken seiner 6 km entfernten Metzgerei in Oberkirch vermarktet werden. Inzwischen besitzt er Anteile am Schlachthof in Oberkirch, um die Regionalität der Vermarktung für die Zukunft zu sichern. Im Jahr 2000 entstand der sehenswerte Offenstall mit Faltschieber, der die Arbeitsbelastung im Winter senkt. Im Sommer werden die steilen Hänge des Schwarzwaldes genutzt, zu schwer dürfen die 23 nicht enthornten Kühe daher nicht werden.
Mehr als 40 Besucher auf jedem der Betriebe, voller Saal am Freitagabend. Keine Frage, 2019 soll es ein Wiedersehen geben, geplant ist Oberschwaben!