Frontalangriff gegen die Holzenergie
In manchen gesellschaftlichen Entwicklungen sieht Burger Parallelen zum Wald und zur Forstwirtschaft. „Viele fragwürdige Ideen finden inzwischen Anklang in der Politik in Brüssel und Berlin. Falsche Einstellung und mangelndes Problembewusstsein bei zunehmender Deindustrialisierung und in der Energiekrise gefährden den Wohlstand des Landes, weil viele glauben, disen durch Stillstand sichern zu können.” Burger zitierte mit diesen Worten den früheren Ministerpräsidenten des Landes, Günther Oettinger, der diese Haltung nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft beobachtet – also bei den wohlhabenden und urban lebenden Menschen.
Der Traum von einer unberührten NaturWildnis entsteht nicht, wenn geschützte Landschaften sich selbst überlassen werden. Zu diesem Ergebnis kommt zum Beispiel Jan Haft in seinem Buch „Wildnis – Unser Traum von unberührter Natur”. Darin führt der Biologe und Naturfilmer den Nachweis, dass Artenvielfalt Weidevieh, das heißt offene Landschaften, braucht. Zumindest für den traditionellen Naturschutz ist die Erkenntnis verblüffend, dass Wildnis das geplante Eingreifen des Menschen erfordert, meint der Autor.
Diese Beispiele zeigen Burger, dass Stillstand weder Lösung für das Problem der klimabedingten Waldschäden noch für ein vermeintliches „Zurück zur Natur” ist. Die Überzeugung, nach der die Natur es besser richten würde, bezeichnet Burger schlicht als falsch. Die Forderung, in den Gemeindewäldern die Forstwirtschaft abzuschaffen, komme längst nicht nur von ökologischen Fundamentalisten, sondern vermehrt auch aus dem von Oettinger beschriebenen Klientel, beklagte Burger. Er führt das auf deren Bezugsverlust zum Leben im ländlichen Raum und Wirtschaften mit der Natur zurück.
Die Waldbesitzer halten das weder für notwendig noch für sinnvoll. Burger begründet dies mit den erst vor drei Jahren gesetzlich erweiterten Standards. „In den letzten Jahren sind unsere Wälder immer älter, immer vorrats- und laubholzreicher, gemischter und naturnäher geworden. Über ausreichend Tot- holzanteil müssen wir uns angesichts der Waldschäden leider auch keine Sorgen machen”, ergänzte er. „Mit Stillstand oder ökologischen Mindeststandards halten wir die Dynamik des Klimawandels nicht auf”, gab Burger zu bedenken. Klimaresiliente und vielfältig leistungsfähige Wälder könne man nicht vorschreiben. Dafür benötige man engagierte und motivierte Waldbesitzer, die nicht noch weiter eingeengt werden.
Den 240000 privaten und 1000 kommunalen Waldbesitzern in Baden-Württemberg machte Burger Mut, ihre Wälder weiter aktiv zu bewirtschaften. „Wir müssen mehr Forstwirtschaft wagen”, rief Burger die Mitglieder auf. Dies sei auch das Jahresmotto des Waldbesitzerverbandes.
Die große Herausforderung sieht Hauk in der Anpassungsfähigkeit der Waldbesitzer bei diesem Transformationsprozess. Er erinnerte deshalb daran, rechtzeitig in der zweiten Jahreshälfte die Mittel im Rahmen der „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” (GAK) neu zu beantragen. Kassenschluss sei Anfang Dezember 2023.
In den vergangenen Jahren habe das Landeskabinett auch die Sägeindustrie ermuntert, ihre Wertschöpfung zu verbessern. Um heimisches Holz vor Ort zu verwenden und verarbeiten zu können, wirbt Hauk für die Ansiedelung weiterer Unternehmen. „Nach meinen Erfahrungen hat Konkurrenz noch niemals dem Geschäft geschadet”, argumentierte er.
Angesichts der bundesweiten Waldschäden, die dringend den Umbau von rund drei Millionen Hektar Wald erforderten, sprach der Präsident des Bundesverbandes der Waldeigentümer (AGDW), Professor Andreas Bitter, von einer Kraftanstrengung für die Waldbesitzer und die Gesellschaft. Hierzu seien Mittel zwischen 15 und 45 Milliarden Euro nötig.
Waldbesitzer sind nach seiner Aussage Opfer des Klimawandels und keinesfalls die Täter. In der öffentlichen Opfer-Täter-Umkehr erkennt Bitter allerdings genau das Narrativ, mit dem waldbauliche Anstrengungen immer häufiger in Frage gestellt werden. Dies sei ein erheblicher Wiederspruch zur sonstigen Wertschätzung des Waldes in der Gesellschaft. Bitter ist das Bekenntnis zum Holz wichtig, der wichtigsten Versorgungsleistung des Waldes.
Die Vielfalt der Eigentumsstruktur sollte als Chance genutzt werden, weil auch kleine, urbane und weibliche Waldbesitzer Vereine bilden und kommunizieren können. Anstatt sich immer nur auf den Minimalkonsens zu einigen, sollte die Forstwirtschaft in der Öffentlichkeit ruhig auch mal um die bessere Lösung streiten. Dies zeige nach außen, dass über unterschiedliche Dinge nachgedacht wird.
Sudas Schlussplädoyer lautete: „Forstwirtschaft ist nicht die Produktion von Holz, sondern die Gestaltung der Beziehung zwischen Wald und Mensch.