Betrieb und Wirtschaft | 22. Oktober 2014

Fische, Natur und Kundenpflege

Von Gisela Ehret
Jetzt wird es nass: In dieser Ausgabe unserer Serie zu weniger verbreiteten Grünen Berufen geht es um den Fischwirt. Bei der Fischzucht Riegger in Ettenheim haben wir den Azubi und Betriebsnachfolger Max Riegger besucht.
Mit dem Pickup fährt Max Riegger über das 32 Hektar große Gelände. Über schmale Uferwege geht es vorbei an den 24 Fischteichen, auf denen sich Reiher, Schwäne und Störche tummeln. Zwölf verschiedene Fischarten, vom Aal bis zum Zander, züchten die Rieggers hier auf 17 Hektar Wasserfläche und verkaufen sie anschließend an Angelvereine, Teichbesitzer und andere Züchter; eine sogenannte Besatzfischzucht. Heute ist ein wunderschöner Spätsommertag, am Teichufer weiden Schafe, die Sonne strahlt. 
Herbst ist Hochsaison
Das Füttern der Fische in den Teichen gehört für den Fischwirt-Azubi Max Riegger zu den täglichen Routinearbeiten.
Aber ganz so idyllisch ist es hier nicht immer. Bei 5 Grad und bedecktem Himmel um 7 Uhr morgens den Sauerstoffgehalt in den Teichen zu messen, dürfte schon weniger Freude bereiten. Wenn es kalt wird, im Herbst und Winter, ist hier in der Fischzucht Hochsaison: Dann geht es ans Abfischen, eine echte Knochenarbeit. Für den 26-jährigen Fischwirt-Azubi ist das aber kein Problem: „Wenn man dann anschließend heiß duscht, spürt man jedes Nervenende.” Für Max ist diese Saison die spannendste Zeit: Zum ersten Mal sieht man das Ergebnis der Arbeit eines Jahres. „Man kann in den Teich vorher ja nicht hineinsehen.” Die Fische werden aus den Teichen geholt, sortiert und zum Kunden transportiert. Durch ganz Baden, in den Schwarzwald und ins Elsass fahren Rieggers dann mit ihrem Pickup. In dieser Zeit gibt es für alle eine Sieben-Tage-Woche, aber dafür ist es im Januar ruhiger. Da die Fische Winterruhe halten, müssen sie nun nicht mehr gefüttert werden.
Idyllisch zeigen sich die Fischteiche vor allem bei sonnigem Wetter. Sie sind ein wahres Biotop: Schwäne, Storche und Reiher sind hier oft gesehene Gäste.
Im Frühjahr beginnt dann die Vermehrung der Fische, je nach Wassertemperatur ab Anfang April. Einige Fische wie der Karpfen und der Hecht werden auch im Bruthaus vermehrt. Ende Mai, Anfang Juni verlassen viele junge Fische schon den Hof. Im Sommer stehen dann nur noch Routinearbeiten an: Füttern, Teiche kontrollieren, Wiesen mähen, Reparaturen. Diese Arbeiten sind auch mit kleiner Besetzung zu bewältigen, deswegen ist im Sommer auch ein sechswöchiger Urlaub kein Problem. Für Max ist das ein schöner Nebeneffekt seines Berufs. Außerdem arbeitet er gerne in der Natur, aber auch der Kontakt mit den Kunden macht ihm Spaß. Und er liebt die Abwechslung, die der Beruf durch die Vielfalt an Tätigkeiten liefert: Pflege der Fische, Kontrolle und Analyse der Teiche, Kundenberatung. Deswegen hat er sich nach einer Ausbildung zum Landwirt und drei Semestern Agrarwirtschaft in Nürtingen dazu entschieden, doch in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Fischwirt zu werden. Der Meisterabschluss ist nach der Ausbildung in Planung, später wird er die Fischzucht übernehmen.
Nur wenige Ausbildungsplätze
Ausbildungs- und Arbeitsplätze sind nach Max’ Kenntnis rar, zumindest hier in der Region. Um Fischwirt zu werden, muss man mobil und flexibel sein, aber auch zäh. „Man darf in diesem Beruf nicht zimperlich sein”, betont der junge Fischwirt. „Man wird mal dreckig, man wird mal nass, es ist mal kalt.” Bewerber sollten außerdem rechnen können und naturbegeistert sein. „Und man sollte ein Auge für die Natur haben, die Teiche gut beobachten können. Denn nicht alles ist messbar.” 
In Kürze
  • Voraussetzung: Hauptschulabschluss
  • Berufsschule: Blockunterricht, für Süddeutschland in Starnberg (Bayern).
  • Schwerpunkte: Fischhaltung und Fischzucht, Kleine Hochsee- und Küstenfischerei, Seen- und Flussfischerei. Die schulische Ausbildung ist die gleiche.
  • Fortbildung: Fischwirtschaftsmeister (Starnberg), Studium der Fischereiwissenschaften (Kiel)