Land und Leute | 06. Juni 2019

Firmen als Paten für Blühstreifen

Von Silvia Bächle und René Bossert
Blühpatenschaften liegen im Trend. Eva und Wolfram Wiggert vom Haslachhof in Löffingen haben ihr eigenes Modell dafür entwickelt.
Die meisten Landwirte legen die Fläche erst an, wenn die Finanzierung durch eine   Blühpatenschaft gesichert ist. Die Wiggerts sind auf ihrem Bioland-Betrieb gewissermaßen schon in Vorleistung getreten. Ihr System besteht in einer Veränderung des Ackerfutterbaus und Firmen als Zielgruppe für Blühpatenschaften.
Der Bioland-Betrieb hat die Hauptstandbeine Ackerbau, Mutterkuhhaltung und Biogasanlage. Er hat eine achtgliedrige Fruchtfolge mit einem Flächenanteil von knapp 30 % Klee-Luzernegras. Diesen Ackerfutterbau – rund 150 Hektar, genutzt im Ansaatjahr und drei weitere Jahre  –  stellt er nach und nach auf eine deutlich vielfältigere Mischung mit über 20 enthaltenen Pflanzen um.
Sie enthält Kräuter und einjährige Blühpflanzen, unter anderem vertreten sind Malve, Phacelia, Inkarnat-Klee, Hornklee, Gelbklee, Esparsette, Sommerwicke, Wiesenkümmel, Schafgarbe, Kleiner Wiesenknopf, Wilde Petersilie und Wegerich. 
Eva und Wolfram Wiggert sind mit der Resonanz der Firmen auf ihr Blühpatenschafts-Projekt bisher sehr zufrieden.

Artenschutz kostet
Auf dem Betrieb mit Flächen zwischen 700 und 900 Metern Höhe wird diese Mischung in der Regel dreimal im Jahr gemäht, wobei der Löwenanteil über die Biogasanlage verwertet wird. Dabei lässt Wiggert nun Teilflächen bei der ersten Mahd stehen. Das können Streifen sein, aber auch Saumstreifen um Hecken herum, ungeschickte Ecken oder den Spitz einer dreieckigen Parzelle.
Auch beim zweiten Schnitt werden wieder kleine Flächen nicht genutzt, teils werden dann die beim ersten Schnitt nicht genutzten Flächen gemäht, teils aber auch noch weiter stehen gelassen. „Wichtig ist, dass ein Mosaik entsteht”, sagt Wiggert. So ergebe sich die beste Wirkung im Blick auf die Diversität. Blühstreifen sollten dabei sinnvollerweise sechs bis sieben Meter breit sein, Saumstreifen um Hecken herum drei Meter breit, meint Wiggert. 
Das habe finanzielle Einbußen für den Betrieb zur Folge, erklärt Wiggert seinen Blühpaten: Das Saatgut für die Mischung sei teurer und nicht auf hohen Ertrag hin optimiert. Die stehen gelassenen Stücke bringen in der Biogasanlage kaum noch Ertrag. Auch werden seine Maßnahmen nicht staatlich gefördert.
Drei Pakete im Angebot
Die Wiggerts arbeiten mit einem Bioland-Imker zusammen, der Bienenvölker bei ihnen  aufgestellt hat. Erzeugt werden soll der „Bio-Blühwiesenhonig”. Angesprochen werden sollen mit dem Konzept als Blühpaten vor allem Firmen.  
Drei unterschiedliche Blühpakete stehen im Angebot: 250 Euro (Blühfläche 200 Quadratmeter), 500 Euro (Blühfläche 300 Quadratmeter) und 800 Euro (Blühfläche 500 Quadratmeter). Dafür erhalten die Paten ein Urkunde und beim Paket 3 zusätzlich 25 Gläser des Bio-Blühwiesenhonigs. Beim Paket 3 kommt ihr Logo auf Infotafeln am Feld, während beim Paket 1 und 2 das Logo ausschließlich auf der eigens für das Projekt ins Leben gerufenen Homepage zu sehen ist.
Einkommen aus Umwelt-Dienstleistungen
Firmen als Blühpaten zu haben, sei weniger organisatorischer Aufwand, als wenn man mit Privatpersonen arbeite, nennt Wiggert einen wichtigen Grund für sein System. Die Firmen wollen öffentlichkeitswirksam dargestellt werden, deshalb sei eine professionelle Webseite nötig. 15 Firmen, meist im näheren Umfeld, sind bisher Blühpaten geworden. „Wir sind erst vor drei Wochen gestartet und sind damit zufrieden”, erzählt Wiggert. Auch die Gemeinde Löffingen ist Blühpate.
Ob man in einem zweiten Schritt auch Anfragen nach Patenschaften von Privatleuten berücksichtigen werde, sei noch nicht ausdiskutiert, sagt Wiggert. Er geht davon aus, dass langfristig ein Viertel bis ein Drittel seines Einkommens aus Dienstleistungen für die Umwelt kommen wird. Dabei ist das Thema CO2-Entzug durch Humusaufbau für ihn der nächste Schritt, den er angehen will.