Betrieb und Wirtschaft | 24. September 2020

Fester Maismarkt trotz Schweinepest

Von René Bossert/ Dr. Reiner Mohr
Erneut fallen die Erträge bei der früh angelaufenen Ernte in Südbaden unterdurchschnittlich aus. Die Marktsituation wird von einer festen Grundstimmung geprägt, die bisher von der Schweinepest nicht beeinträchtigt wird.
Die ersten Körnermais-Parzellen wurden in Südbaden bereits Mitte September gedroschen.
Die feste Grundstimmung leitet sich einerseits von den steigenden Weizennotierungen und andererseits der globalen Betrachtung der Erntemengen für Mais ab: Lange Zeit gingen alle Marktteilnehmer  von einer Maisschwemme aufgrund hoher weltweiter Anbauflächen aus.  Stürme und Trockenheit in den USA sowie Trockenheit in Südosteuropa haben die Erwartungen aber stark gedämpft. So sieht das US-Landwirtschaftsministerium in seiner Septemberschätzung die weltweite Maisproduktion mit 1,16 Milliarden Tonnen fast 10 Millionen Tonnen unterhalb der Vormonatsschätzung. Viele Analysten gehen davon aus, dass dabei die  Produktionsrücknahmen in den USA sowie für Südosteuropa einschließlich der Ukraine noch zu gering ausgefallen sind.
 
Hohe Ernte, aber auch hohe Nachfrage
Gleichzeitig wurden in den USA in den nördlichen Anbaugebieten die ersten Fröste verzeichnet. Hinzu kommen die überraschend umfangreichen chinesischen Käufe, die sich neben Soja auch auf Mais konzentrieren. Statt mit einem deutlichen Anstieg der weltweiten Maisvorräte wird mittlerweile mit einem leichten Abbau der Vorräte zum 30. Juni 2021 um zwei  Millionen Tonnen  auf 307 Millionen Tonnen gerechnet. Natürlich sei die globale Erntemenge trotz der Korrektur der Schätzung hoch, aber dem stehe eben auch eine große Nachfrage gegenüber, erklärte ein Erfasser in Baden bei unserem Rundruf am Dienstag  seine positive Grundeinschätzung zum  Maismarkt in diesen Tagen. Mit dieser   Sicht ist er beileibe nicht allein, die Marktbeteiligten sind  auf breiter Front positiv gestimmt. Im Moment sind Erzeugerpreise von rund 165 Euro pro Tonne frei Wasserplatz am  Rhein geliefert drin – wobei die Spanne bei den Preisnennungen der verschiedenen Erfasser etwas größer ist  als üblicherweise. Frei Landlager werden rund 10 Euro weniger bezahlt. Bei der zu erwartenden kleinen Ernte dürfte die Konkurrenz um die Ware im Rheintal zusätzlich  preisunterstützend wirken. Dass so manche Körnermais-Parzelle als Biogas-Substrat gehäckselt wurde, wird die Erfassungsmengen zusätzlich verknappen.  Der eine oder andere Euro mehr konnte in den vergangenen zehn Tagen  noch für ganz früh gedroschene Ware realisiert werden, weil die aufnehmende Hand dringenden Bedarf hatte. Mittlerweile sind Frühdruschprämien aber kein Thema mehr. 
Niedrigwasser
Auch die Schweinepest drückt zumindest bisher die Notierungen nicht. Sie sorgt aber durchaus für Sorgenfalten mit Blick auf die mittelfristige Preisentwicklung. Schließlich lassen sich leicht negative Szenarien ausmalen, wenn die Exportwege nicht zügig aufgehen und die regionale Ausbreitung voranschreiten sollte. Vor diesem Hintergrund raten vorsichtige Stimmen, das Verkaufen nicht zu vergessen. Der niedrige Wasserstand des Rheins dürfe auch nicht ganz ausgeblendet werden, betonte ein Erfasser.
 Bisher wurden 4 bis 10 Tonnen pro Hektar trockener Ware gedroschen. Natürlich stammen diese Ergebnisse meist von  schwächeren Standorten, teilweise auch von zünslergeschädigten Parzellen – aber dass die Ernte am Ende wieder unterdurchschnittlich ausfallen wird, liegt schon jetzt auf der Hand. Bis Mitte dieser Woche dürften zwischen 5 und 10 % der Flächen am Oberrhein  bereits gedroschen worden sein, der Start der Haupternte wird  kommende Woche erwartet.
Manche Einschätzungen lauten darauf, dass am Ende das schon schwache Durchschnittsniveau von 2019 nicht einmal erreicht wird. Optimisten meinen, dass man am Ende in etwa bei der Größenordnung des Vorjahres landen könnte. Es gibt auch Parzellen auf guten Böden, die sich kurz vor der Ernte sehr gut präsentieren. Klar ist, dass im südlichen Rheintal und am Bodensee etwas   freundlichere Aussichten herrschen als nördlich von Kehl.
Kleiner Trost sind die bereits jetzt schon sehr niedrigen Feuchtewerte, die oft  zwischen 20 und 25 % liegen und bis herunter zu 17 % reichen.  Bei den Trocknungskosten wollen manche Erfasser  leichte Preisanpassungen nach unten gegenüber dem Vorjahr vornehmen. Dies ist aber keine durchgängige Praxis.