Land und Leute | 05. Juli 2023

Auf die Zukunft gerichtet

Von Heinrich von Kobylinski
In festlichem, ganztägigem Rahmen beging das Forstliche Ausbildungszentrum (FAZ) Mattenhof sein 40-jähriges Bestehen. Verbunden mit der Feierstunde war eine beeindruckende Leistungsschau der Ausbildungsstätte.
Dr. Maria Hehn (Mitte) nahm zum 40-Jährigen des FAZ Mattenhof ein symbolisches Backwerk sowie Glückwünsche von Martin Dalhoff, Leiter der Direktion Berufsschulwesen (links), und Thorsten Erny, Bürgermeister von Gengenbach, entgegen.
Die praxisnahe Schulungsstätte in Gengenbach hat mit ihrem breit gefächerten Unterrichtskonzept einen guten Ruf, der weit über die Landesgrenzen
hinausreicht. Gleichzeitig spiegeln die Lehrinhalte auch die Erwartungen wider, die die Gesellschaft an den Wald und seine Funktionen stellt.
So sprach auch Baden-Württembergs Forst- und Landwirtschaftsminister Peter Hauk von den Funktionen des Waldes und deren Vielfalt.  Gleichzeitig wies er  auf die Notwendigkeit der Pflege und des konsequenten Waldumbaus hin, zumal innerhalb der kommenden Jahrzehnte ein  klimaresilienter Baumbestand angestrebt werde. „Der Aufwand zur Ausbildung des eingesetzten  Fachpersonals muss dem angemessen sein”, so der Minister weiter. Das Anforderungsprofil reiche von der Baumpflege über die Erlebnispädagogik bis hin zur technisch- digitalen Kompetenz und noch weit darüber hinaus. Viele Entscheidungen der Forstwirte müssten selbstständig, schnell und vor Ort im Wald getroffen werden. Dabei stehe das Ziel der CO2-Bindung im Vordergrund – gewährleistet durch die Aufwuchsleistung eines fachmännisch gepflegten Baumbestandes. Der Minister sprach deshalb auch von einer „Sinn stiftenden” Tätigkeit und beschrieb im Umgang mit der CO2-Thematik ein Kontrastbild: Er lobte die Forstwirte als „Problemlöser” und bezeichnete die Protestbewegung der Klimakleber als „totalitär”.
Hauk und Schäfer loben die Entwicklung
Peter Hauk rückte den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und forstlicher Ausbildung in den Fokus.
Hauk versicherte, dass angesichts der hohen Bewerberzahlen der Mattenhof keinen Nachwuchsmangel habe und dass alle Absolventen  mit einem erfolgreichen FAZ-Abschluss in der Branche einen Arbeitsplatz finden würden. Zwar werde nur die Hälfte der jährlich 130 Absolventen im Staatswald ein Dienstverhältnis beginnen können, gleichzeitig müsse der Know-how-Transfer von der FAZ auch dem Kommunal- und Privatwald zugute kommen. Der Minister sagte voraus, dass man deutlich mehr Pflanzungen vornehmen werde als bisher, um über das Baumwachstum eine höhere Einspeicherung von Kohlendioxid zu erreichen.  Auf dem Weg zu naturnah geführten und klimaresilienten Beständen werde man neben den heimischen Baumarten auch Importe zulassen.
Freiburgs Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer lobte das Ausbildungskonzept der seit 40 Jahren bestehenden Institution in Verbindung aus forstlicher Berufsschule und überbetrieblicher Aus- und Fortbildung. Der genauere Blick zeige, dass mit den praktischen Vorteilen dieser Kombination an der FAZ auch  verwaltungstechnische Herausforderung bei ihrer Trägerschaft verbunden sind: An der Bildungsstätte sind sowohl forstwirtschaftliche Ausbilder der Landesforstverwaltung als auch forstfachkundige Lehrer und allgemeinbildende Lehrer, die zu den Haus- und Landwirtschaftlichen Schulen in Offenburg gehören, tätig. Damit gebe es an der FAZ die forstwirtschaftliche Direktion durch Dr. Maria Hehn, wie auch die Berufsschuldirektion durch Martin Dalhof und somit Zuständigkeiten bei der Landesforstverwaltung und  beim Landeskultusministerium. Dazu komme das Ortenauer Landratsamt, das neben dem Regierungspräsidium Miteigentümer ist und für  Gebäudemanagement und für die Hauswirtschaft verantwortlich zeichnet. Die Schulung im Blockunterricht erfordere einen Internatsbetrieb.
Bärbel Schäfer lobte die enge Verzahnung zwischen Berufsausbildung und Berufsfortbildung.
Mit Blick auf das 40-jährige Bestehen würdigten sodann neben Regierungspräsidentin Schäfer auch der Staatssekretär Volker Schebesta vom Kultusministerium sowie der Ortenauer Landrat Frank Scherer die gelungene, enge institutionelle Verzahnung im FAZ. Dadurch sei der theoretische Fachunterricht vor Ort ebenso möglich wie auch die Durchführung von praktischen Übungen. Das tägliche Ausbildungsschema sieht daher fünf theoretische Unterrichtsstunden am Vormittag vor und fünf praktische Einheiten am Nachmittag. Unabhängig von der regionalen Herkunft der Absolventen soll damit auch ein vergleichbarer Wissensstand unter den Kursteilnehmenden hergestellt werden.  
Leistungsschau
Forstfachlehrer Philipp Huber (Mitte) erläuterte die Holzsortierung an Probestämmen.
Im Rahmen der ganztägigen Festveranstaltung wurden die Besucher am Nachmittag durch das Bergwaldareal des FAZ geführt, wo an mehreren Stationen demonstriert wurde, welche Themen der Praxis behandelt werden. Hierzu zählten neben der Höhenrettung und der Stammholzverspannung auch Bereiche rund um die Holzsortierung, der Einsatz von Fällhilfen sowie Pflege des jungen Baumbestands.