Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) sehen die Belastungsgrenze für den landwirtschaftlichen Berufsstand in der Europäischen Union erreicht.
Christiane Lambert, Präsidentin von COPA und des französischen Bauernverbandes FNSEA, sieht den Zeitpunkt für EU-weite Ernteversicherungen gekommen.
Wie COPA-Präsidentin Christiane Lambert am Montag dieser Woche bei einer Pressekonferenz der beiden Dachverbände feststellte, stehen viele Landwirte mittlerweile ökonomisch betrachtet mit dem Rücken zur Wand. Gründe seien die lange Trockenheit in vielen Teilen Europas, die hohen Energie- und Düngerpreise und die ebenfalls durch den Krieg in der Ukraine verursachte unsichere Marktlage sowie die hohe Inflation. Hinzu komme, dass die EU-Kommission mit Regelungen unter anderem zur Pflanzenschutzmittelreduktion oder der Neufassung der Emissionsrichtlinie die Arbeit der Landwirte für eine sichere Lebensmittelversorgung der Bevölkerung noch zusätzlich erschwere, beklagte die COPA-Präsidentin aus Frankreich, die dort auch Präsidentin des Bauernverbandes FNSEA ist.
COGECA-Präsident Ramon Armengol unterstrich, dass das Hauptproblem die höheren Produktionskosten seien. Dies habe in den meisten Betrieben zu einem drastisch gesunkenen Cash-Flow geführt. Dadurch habe sich der Finanzierungsbedarf für notwendige Investitionen oftmals verdoppelt. Hinzu komme der wieder höhere Zinssatz für Fremdkapital, erklärte der Spanier.
Hinreichende Produktion nicht mehr garantiert
Ein weiteres großes Problem
sei das zunehmende Auftreten von Tierseuchen wie der Vogelgrippe oder
der Afrikanischen Schweinepest (ASP).Gemäß Lambert ist unter den
derzeitigen Rahmenbedingungen eine hinreichende Nahrungsmittelproduktion
in der EU ohne angemessene Unterstützungsmaßnahmen nicht mehr
garantiert. Zugleich betonte sie aber auch den Willen der europäischen
Landwirte, an der Lösung drängender Probleme wie der Klimakrise
mitzuwirken. Beispielsweise habe sich die
Effizienz der landwirtschaftlichen Bewässerung in den vergangenen zehn
Jahren um 25 Prozent bis 35 Prozent verbessert.
Nach Auffassung von
Lambert und Armengol ist aufgrund der klimatischen Veränderungen der
Zeitpunkt gekommen, den Landwirten EU-weit Ernteversicherungen
anzubieten.
„Als Vorbild” für ihr Land und die gesamte EU sieht die
COPA-Präsidentin das betreffende System in Spanien an. In die richtige
Richtung geht nach ihren Worten auch die in ihrem Heimatland Frankreich
in Aussicht gestellte Erhöhung des Budgets bei der Reform der
Ernteversicherung. Armengol stellte wiederum klar, dass die
Landwirtschaft in Spanien ohne eine staatliche Risikoabfederung „kaum
noch rentabel” wäre.