Politik | 11. Februar 2016

Europaparlament will FFH schärfer haben

Von AgE
Das Europäische Parlament hat sich gegen eine Reform der EU-Naturschutzregeln ausgesprochen. In einer Entschließung, die am 2. Februar mit großer Mehrheit angenommen wurde, fordern die Abgeordneten stattdessen eine bessere Umsetzung der Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtlinien.
Das Europaparlament ruft Kommission und Mitgliedstaaten dazu auf, die Wirksamkeit von Greening und Agrarumweltmaßnahmen zu überwachen, zu bewerten und bei Bedarf zu steigern.
Nach Ansicht der Parlamentarier würde eine Revision der Vorschriften das Ziel gefährden, den Artenschwund in der Europäischen Union bis 2020 zu stoppen. Die mit einer Reform verbundene Rechtsunsicherheit sei „schlecht für die Natur, die Menschen und die Wirtschaft”.
Kontrollsystem einrichten
Ein „Fitness-Check” der Richtlinien ist erklärtes Ziel von EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker. Das Parlament verlangt von der Kommission stattdessen, ein spezielles Kontrollsystem einzurichten, um Verstöße gegen die Vogelschutz- und FFH-Richtlinien aufzudecken und zu bestrafen. Die Einhaltung der Vorschriften müsse verbessert werden, beispielsweise über angemessene, wirksame und abschreckende Sanktionen. Ferner halten die Europapolitiker den Anteil von Natura-2000-Gebieten, die 2012 über Managementpläne verfügten, mit 58 Prozent für zu gering. Sie verweisen darauf, dass die Schutzgebiete jährlich schätzungsweise 5,8 Milliarden (Mrd.) Euro kosteten, im Gegenzug aber Umweltleistungen in Höhe von 200 Mrd. Euro bis 300 Mrd. Euro erbrächten. Daneben regen die Abgeordneten eine europäische Bieneninitiative an, unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Bestäuber. Das Teilverbot von Neonicotinoiden soll aufrechterhalten werden.
Chance für mehr Effizienz
EU-Umweltkommissar Karmenu Vella kündigte an, dass die Kommission ihre Schlussfolgerungen im Frühling und Rechtsvorschläge später im Jahr vorlegen werde. Er räumte ein, dass die Umsetzung der Richtlinien deutlich verbessert werden müsse. Der Fitness-Check sei eine Gelegenheit, um die Wirksamkeit und Effizienz der Vorschriften zu überprüfen. Dabei gehe es neben der Umsetzung um die Ressourcen, die Vermittlung von Wissen und Erfahrungen sowie die Einbeziehung von Interessenträgern. „Ja, die Naturschutzrichtlinien spielen eine zentrale, entscheidende Rolle beim Stopp des Artenverlusts in Europa, aber alleine sind sie nicht genug”, stellte der Malteser fest. Entscheidend werde es sein, sich auf den wirtschaftlichen Nutzen zu konzentrieren, der durch die Anerkennung und Anrechnung von Umweltleistungen zum Erhalt der Biodiversität erreicht werden könne. Letztendlich hänge es davon ab, wie sehr sich die Gesellschaft der Nachhaltigkeit von Produktion und Konsum verschreibe.
Agrarsektor sehr wichtig
Das Parlament hebt in seiner Entschließung die Sonderrolle der Landwirtschaft für den Naturschutz hervor. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt sei für die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln von entscheidender Bedeutung und liege daher im Eigeninteresse der Landwirte.
Die Abgeordneten verweisen darauf, dass die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bereits über Instrumente für die Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung der Artenvielfalt verfüge, stellt aber gleichzeitig mit Bedauern fest, dass sich die Biodiversität in der Landwirtschaft noch nicht verbessert habe.
Kommission und Mitgliedstaaten werden aufgerufen, die Wirksamkeit von Greening und Agrarumweltmaßnahmen zu überwachen, zu bewerten und bei Bedarf zu steigern. Land- und Forstwirte sollen mit EU-Mitteln bei der Verwirklichung der Ziele zur biologischen Vielfalt besser unterstützt werden. Für besonders dringlich hält das Parlament die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen und traditioneller landwirtschaftlicher Sorten.