"Es ist ein echtes Trauerspiel"
In Südbaden zeichnen Erzeuger und Berater das gleiche Bild. Die Betriebe klagen über Liquiditätsprobleme, viele Mäster machen die Ställe nicht mehr voll. Im Landkreis Sigmaringen seien vor Kurzem zwei Betriebe mit je 250 Sauen ausgestiegen, berichtet Kerstin Kipp vom Beratungsdienst Schweinehaltung Sigmaringen. Die Ferkelerzeuger treffe es am härtesten, Betriebe im geschlossenen System stehen im Moment noch etwas besser da, so ihre Einschätzung.
Die Metzgervermarktung sei trotz des höheren Aufwandes mehr denn je Gold wert, weil die Metzger die Tiefstpreise nicht mitgehen. Freilich seien die Metzger in manchen Regionen so langsam selbst eine bedrohte Art. Den Stall verpachten oder verkaufen, Lohnmast, Labelproduktion für Edeka oder Rewe oder der Umstieg auf Bio-Produktion – das Interesse an Handlungsmöglichkeiten und Alternativen und der Informationsbedarf seien im Moment groß.
Viele Betriebe denken über den Ausstieg nach, bestätigt Dietmar Scheurer vom Erzeugerring Ortenau: „Es ist ein Trauerspiel.” Er kommt beim Durchzählen noch auf 20 bis 25 Ferkelerzeuger im Oberrheintal. In der Beratungsarbeit geht es um Liquiditätsfragen statt Produktionstechnik. Wenn der Stall schon abbezahlt sei, betrachte man die Lage natürlich etwas anders, als wenn noch Darlehen zu bedienen sind.
Das Auslaufen der betäubungslosen Ferkelkastration 2019 sei neben den katastrophalen Preisen im Moment ein weiteres Problem. Die Metzger wollen mit der Ebermast nichts zu tun haben. Scheurer hält die Immunokastration für einen durchaus praktikablen Weg, aber die Akzeptanz in der Bevölkerung sei sicherlich eine schwierige Frage bei diesem Verfahren.