Tierhaltung | 07. Februar 2019

Erzeuger gesucht

Von Axel Hilckmann, Bioland
Bio-Eier und Bio-Geflügel boomen. Wenn die betrieblichen Voraussetzungen stimmen und das Interesse da ist, ist der Einstieg in die Bio-Geflügelhaltung daher eine Überlegung wert. Eine besondere Nachfrage besteht derzeit nach Junghennnen.
Die Junghennnen kommen als Eintagsküken auf den Betrieb.
Fast jedes zehnte verzehrte Ei in Deutschland ist mittlerweile ein Bio-Ei. Beim  Mastgeflügel stammten 2018 etwa zwei Prozent der verkauften Hähnchen und Puten aus dem Biobereich – Tendenz steigend. Bioland-Eier werden meist direkt vermarktet, aber auch über Bio-Packstellen abgesetzt.Diese bündeln das Angebot, um so dem Einzelhandel entsprechende Mengen anbieten zu können.
Die Packstellen gehen auf Wunsch auch gerne Lieferverträge mit Neueinsteigern ein. So sinkt für diese das Vermarktungsrisiko und der Landwirt kann sich ausschließlich um die Produktion kümmern. In der Regel baut sich nach einiger Zeit auch die Direktvermarktung auf und ein Teil der Eier wird direkt an den Endverbraucher vermarktet.
Der immer noch junge Mastgeflügelbereich zieht nach. Neben Betrieben in der Direktvermarktung von Geflügelfleisch sind bei Bioland 2018 besonders Betriebe dazugekommen, die ihre Masthähnchen, das Wassergeflügel oder die Puten über einen Vermarkter absetzen. Auch hier wird so das Vermarktungsrisiko minimiert. Zudem werden die hohen gesetzlichen Auflagen zur Schlachtung und Vermarktung von Geflügel ausgelagert.
Mittlerweile liegen den Abnehmern der erzeugten Bio-Hähnchen allerdings viele Interessenten vor, die in diesen Betriebszweig einsteigen möchten. Daher ist es eher unwahrscheinlich, für 2019 noch einen Abnahmevertrag zu bekommen.
Neu hinzugekommen ist 2018 bei Bioland die Mast von Bruderhähnen. Auch für ihre Aufzucht werden Ställe benötigt und die Vermarktung muss angekurbelt werden. Für die Mast eignen sich sehr gut Altgebäude mit Grünauslauf. Das Töten der männlichen Küken bereits im Ei ist für Bioland keine Alternative.
 
Die Voraussetzungen
Die anhaltende Niedrigzinsphase, attraktive Förderprogramme und die gute Nachfrage sind derzeit durchaus Anreize, in die Geflügelhaltung zu investieren. Doch wer in den Bio-Geflügelbereich einsteigen will, muss auch etliche Vorbedingungen erfüllen. 1,4 Dungeinheiten je Hektar landwirtschaftlicher Fläche dürfen bei Bioland  nicht überschritten werden.
Das sind 140 Legehennen oder 280 Hähnchen pro Hektar Fläche oder auch 280 Junghennen. Zudem müssen 50 Prozent der Futtermittel selbst produziert werden. Das Geflügel muss  neben ausreichender Stallfläche auch einen Wintergarten zur Verfügung haben, zehn Prozent des Futters müssen pro Tag als ganze Körner gefüttert werden, Raufutter muss angeboten werden und die Tiere müssen auch bei Wind und Wetter die Möglichkeit haben, in den Grünauslauf zu gehen.
All dies hat in der ökologischen Geflügelhaltung seine berechtigten Gründe, verlangt aber auch vom Tierhalter besondere Mühe und Einsatz. Bio-Geflügelbetriebe ab einer bestimmten Tieranzahl werden von den Kontrollstellen drei- oder auch viermal im Jahr besucht und auf die strengen Bio-Richtlinien kontrolliert.
Wer in die  ökologische Geflügelhaltung einsteigen will, sollte zunächst prüfen, welcher Betriebszweig für ihn am geeignetsten ist – sei es im Hinblick auf persönliche Interessen, die zur Verfügung stehende Arbeitskapazität oder die Flächenausstattung:    Junghennenaufzucht, Legehennenhaltung, Hähnchen- und Putenerzeugung, Haltung von  Bruderhähnen, Wachteln, Gänsen oder Enten?
Die Knappheit von Junghennen führt dazu, dass ihre Aufzucht für viele Betriebe durchaus interessant sein kann. An dieser Stelle soll daher erläutert werden, wie die Junghennenaufzucht abläuft.
Die Eintagsküken wollen es warm
Die Junghennen kommen als Eintagsküken auf die Betriebe und werden bei Temperaturen zwischen 34 und 36 Grad eingestallt. Wichtig ist, den Stall ausreichend vorzuheizen und genügend Wasser- und Futtermöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Für Tränken und Tröge gelten die folgenden Richtwerte:
  • 1 Stülptränke mit 4–5 l (wird nur in der ersten Woche eingesetzt) reicht   für 100 Küken
  • 1 Rundtränke (Ø 46 cm) für 125 Tiere
  • 1 m Längstränke für 100 Tiere
  • 1 Nippeltränke für 6–8 Tiere
  • 1 Futter- oder Kükenschale (wird nur die ersten beiden Wochen eingesetzt)  für 60 Küken
  • 1 Rundtrog (Ø 40 cm), der bis zur zehnten Woche eingesetzt wird,   für 50 Tiere
  • 1 Längstrog (Flachkettenfütterung) mit 4,5 m für 100 Tiere
Junghennen sollten schon früh das Auf- und Abbaumen erlernen. Dies ist wichtig für ihr späteres Leben in den Volieren.
Von der dritten bis zur zehnten Woche dürfen maximal 16 Tiere pro Quadratmeter Bewegungsfläche gehalten werden, ab der elften Woche maximal 13 Tiere. Mindestens die Hälfte der Bewegungsfläche im Stall muss eingestreut sein. Tageslicht ist vorgeschrieben, ein Lichtprogramm wird durchgeführt. Ab der ersten Lebenswoche soll bereits ein Sandbad zur Verfügung stehen.
Der Stall benötigt weiterhin Lüftungsmöglichkeiten für Frischluft und Abluft. Seine Einrichtung sollte es den Küken schon früh ermöglichen, das Auf- und Abbaumen zu erlernen. Dies ist wichtig für ihr späteres Leben in den sogenannten Volieren. Hierzu eignen sich zum Beispiel erhöhte Sitzstangen oder Reuter, die den Jungtieren schon ab der zweiten oder dritten Woche zur Verfügung gestellt werden.
Mit zunehmendem Alter der Tiere wird der Abstand zum Boden vergrößert. Hier die Richtwerte: Ab der ersten Woche erhöhte Aufbaummöglichkeit, ab der vierten Woche 8 cm und ab der elften Woche 12 cm Sitzstange, davon ein Drittel erhöhte Sitzstangen. Der Grund: Es ist von Vorteil, wenn man bereits in der Junghennenaufzucht mit höhenverstellbaren Ebenen arbeitet, an denen Wasser- und Fressmöglichkeiten angebracht sind. So trainieren die Junghennen hervorragend ihre Flug- und Bewegungsfähigkeit.
 
Ein Wintergarten ist Pflicht
Nach 18 Wochen und mit einem Gewicht von etwa 1400 Gramm werden die Junghennen ausgestallt und verkauft.
Ab der zehnten Woche muss den Tieren tagsüber ein Wintergarten – also ein Kaltscharrbereich – zur Verfügung stehen. Hier dürfen  maximal  25 Tiere pro Quadratmeter Stallgrundfläche gehalten werden. Wenn ein Grünauslauf angeboten wird, was in Deutschland nicht Pflicht ist, sollte der 0,5 Quadratmeter je Tier betragen. Im Auslauf müssen Schutzmöglichkeiten vorhanden sein. Nach 18 Wochen und mit  einem Gewicht von etwa 1400 Gramm werden die Junghennen ausgestallt und verkauft beziehungsweise in den Legestall umgestallt.
Die Aufzucht wird von einem umfangreichen Impfprogramm begleitet, so dass man mit dem Geflügeltierarzt relativ häufig Kontakt hat.
Die Qualität der Junghennen ist maßgeblich am Erfolg des Legehennenhalters beteiligt. Daher ist es gut, wenn Aufzüchter und Legehennenhalter sich kennen und Informationen austauschen.
Ansprechpartner
Bioland-Berater informieren Interessenten gerne zu allen Betriebszweigen. Planungsgrößen wie Umtriebe, Schlachtgewicht und Mastdauer werden erklärt, Kontakte zu Herstellern und Vermarktern vermittelt. Ansprechpartner beim Bioland-Beratungsdienst sind:
Christopher Lindner, 74629 Pfedelbach-Gleichen, Mobil: 0151/18822255, Mail: christopher.lindner@bioland.de
Axel Hilckmann, 86169 Augsburg, Tel.: 0821/34680-172, Fax: -135, Mobil: 0176/60030030, Mail: axel.hilckmann@bioland.de.