Betrieb und Wirtschaft | 21. Juli 2016

Erneut eine kleine Zwetschgenernte

Von Joachim Höhn, AMI
Eine unterdurchschnittliche Zwetschgenernte in Deutschland erwarten die Erzeugergroßmärkte. Vor allem im Süden sind die Ertragserwartungen deutlich dezimiert.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr, wo der mengenmäßige Ertrag in Deutschland schon nicht gerade üppig ausfiel, rechnen Erzeuger und Vermarkter  mit einer Ernte von rund 26000 t bei den befragten Märkten, das wären laut der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) 9 % weniger als im Vorjahr. Im Vergleich zu den mengenstärkeren Jahren 2013 und 2014 beträgt das Minus 26 % bzw. 30 %. 
Die Schätzung der AMI deckt das gesamte deutsche Anbaupotenzial zu etwa 65 % ab.  Bei grober Hochrechnung könnte sich danach die gesamte deutsche Ernte im Erwerbsanbau in diesem Jahr in einem Korridor von 40000 bis 45000 t bewegen und damit zu den kleineren Ertragsjahren gehören.
Im Süden sind die Ernteeinbußen voraussichtlich größer als in den anderen Gebieten.

In Süddeutschland  hat in einigen Gebieten, so in Teilen des fränkischen Raums, am Bodensee und in Baden der Frost in der Blüte oder Nachblüte zugeschlagen. Die  kühl-regnerische Witterung in der Zeit nach der Blüte hat dem Fruchtansatz geschadet, hinzu kam Hagel in  Baden und in Teilen Frankens. 
Die Einschätzungen für den Einzugsbereich des Marktes Oberkirch lagen schon vor dem Hagel je nach Sorte zwischen 30 % und 90 % eines Vollertrags. Unter dem Strich  rechnen die Meldebetriebe des süddeutschen Raums gegenüber dem vergangenen Jahr mit einem Minus von etwa 23 %. Gegenüber den großen Ertragsjahren 2013 und 2014 könnte die Vermarktungsmenge sogar etwa 35 %  geringer ausfallen. Im mittleren und östlichen Teil Deutschlands erscheinen die Ertragseinbußen im Vergleich zum Süden wesentlich geringer.
Die kleinräumig und sortenbedingt großen Differenzen bei den Baumbehängen haben die diesjährige Schätzung in etlichen Gebieten erschwert. Die Fruchtgrößenentwicklung präsentiert sich auch bei den kleiner fallenden Sorten als ausgezeichnet. Hier könnte es  zumindest teilweise zu Kompensationen der schwächeren Behänge kommen.
 Die Kirschessigfliege tritt  in dieser Saison allenthalben wieder stärker auf den Plan. Neben teuren und aufwendigen Spritzungen, die sicherlich nicht alle Erzeuger in vollem Umfang durchführen werden, versucht man durch frühzeitige Ernte die Gefahr etwas zu bannen. Dies ist aber nicht gerade förderlich für die geschmackliche Qualität.
Schaut man auf das diesjährige Schätzergebnis, müsste man eigentlich guter Hoffnung sein. Allerdings sollte man die Erwartungen auch nicht allzu hoch hängen. Denn verantwortlich für die überraschend gute Marktentwicklung im Verlauf der letztjährigen Saison war auch das frühzeitige Ende der Importsaison vom Balkan.
Man kann nicht davon ausgehen, dass sich die Entwicklung in der jetzigen Saison wiederholt. Auch bei bestehenden Präferenzen seitens des deutschen Lebensmittel-Einzelhandels in Richtung regionaler Produktion werden die entsprechenden Anbieter von heimischer Ware von eventuell bestehender starker ausländischer Konkurrenz nicht unverschont bleiben. Zumindest in preislicher Hinsicht können die Auswirkungen gravierend sein.