Tierhaltung | 07. Mai 2021

Ergebnisse der Milchleistungsprüfung 2020

Von Klaus Drössler
Die unter Milchleistungsprüfung stehenden Kühe in Baden-Württemberg gaben im Prüfjahr 2020 durchschnittlich knapp 200 kg mehr Milch bei ähnlichen Inhaltsstoffgehalten. Die Tendenz geht auch bei der Lebensleistung und dem Alter der Tiere nach oben.
2020 haben 623 MLP-Kühe die Lebensleistung von 100000 kg Milch überschritten. Das sind rund 370 mehr als noch vor zehn Jahren.
Die Leistungen der Milchkühe in Baden-Württemberg sind auch im Prüfungsjahr 2020 (1. Oktober 2019 bis 30. September 2020) angewachsen. Damit einher ging eine weitere Zunahme von Kühen mit hohen Lebensleistungen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die schon über die zurückliegenden Jahre zu beobachten ist.
Nach wie vor ist es aber so, dass die Kühe unter Milchleistungsprüfung (MLP) in Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich am wenigsten Milch geben. Wie bekannt, ist dies im Rassespektrum in Süddeutschland begründet und lässt keine Rückschlüsse auf die jeweilige Erlössituation zu. Bayern und Baden-Württemberg bewegen sich dabei auf einem sehr ähnlichen Niveau. Bei den Betriebsgrößen belegt Baden-Württemberg mit rund 61 Kühen pro Betrieb den zweitletzten Platz vor Bayern mit 52,5 Kühen pro Betrieb. Die Herden im Süden der Republik sind damit deutlich kleiner. Insbesondere im Vergleich zu den Ostländern, wo durchschnittlich zwischen 128 und knapp 439 Kühe auf einen Betrieb kommen.
Entgegen der Erwartungen, dass 2020 bestenfalls mit einer bescheidenen Leistungsverbesserung zu rechnen sein wird, hat uns die Realität wieder einmal eines Besseren belehrt: Alle ganzjährig geprüften Kühe in Baden-Württemberg haben das Jahr 2020 mit einem Plus von 199 kg Milch abgeschlossen, und das bei gleichbleibenden Inhaltsstoffprozenten. Bis auf das Braunvieh konnten alle Rassen ein positives Ergebnis aufweisen. Erfreulich ist, dass das Durchschnittsalter über alle Tiere stabil ist mit leicht ansteigender Tendenz. Die Trockenheit und Hitze in weiten Landesteilen hatten also nicht den erwarteten negativen Einfluss auf die Leistungsentwicklung der Tiere. Die genauen Leistungsergebnisse der einzelnen Rassen sind in dieser Tabelle zusammengefasst.
Über die einzelnen Landesteile zeigt sich das bekannte Bild: Die meisten Kühe stehen in den Regierungsbezirken Tübingen mit rund 121500 und Stuttgart mit knapp 83000 MLP-Kühen. Danach folgt der Regierungsbezirk Freiburg mit fast 51500 Tieren. 
 
Rasseverteilung
Baden-Württemberg zeichnet eine große Rassenvielfalt aus, mit dem Schwerpunkt auf der Zweinutzungsrasse Fleckvieh. Das Rassespektrum blieb in den letzten zehn Jahren relativ konstant bei leichten Verlusten für das Fleckvieh und das Braunvieh und einem daraus resultierenden leichten Zugewinn bei den schwarzbunten Holsteins. An dieser Stelle sei aber noch einmal angemerkt, dass nicht die Rasse über den Betriebserfolg entscheidet, sondern viele andere Faktoren.
Hohe Lebensleistungen im Trend
Die Kühe unter Leistungsprüfung werden zunehmend älter und die Lebensleistung steigt. Das heißt auch, die Tiere sind gesünder und stabiler in ihrer Konstitution. Das ist der Weg, den unsere Milchviehhalter gehen – deutlich mit Fakten und Daten hinterlegt. Die Zahl der „alten Kühe” nimmt zu: Gab es vor zehn Jahren 252 Kühe (0,09 % aller Kühe) mit mehr als 100000 kg Milch Lebensleistung sind es im Jahr 2020 bereits 623 (0,23 % aller Kühe). Auch hier ist die Tendenz steigend.
Bei Betrachtung der Kuhgruppe, die mehr als 50000 kg Milchlebensleistung erzielt hat, sieht das Bild folgendermaßen aus: Vor zehn Jahren, also im Jahr 2011, umfasste diese Gruppe 19209 Kühe. Das waren 5,1 % des gesamten Kuhbestandes unter MLP. Im Jahr 2020 zählt diese Gruppe 31916 Tiere und repräsentiert damit 8,8 % des gesamten Milchkuhbestandes beim Landeskontrollverband (LKV).
Das Alter der abgegangenen Kühe stieg vom Jahr 2000 bis 2020 über alle Rassen von 5,5 Jahren auf 5,8 Jahre. Die Anzahl Kalbungen nahm von 3,2 auf 3,4 zu, und die Lebensleistungen der abgegangenen Kühe entwickelten sich von 16464 kg Milch auf 26346 kg. Das höhere Alter, die Zunahme an Kalbungen und die Leistungssteigerungen wirken sich insgesamt sehr positiv auf die Lebensleistungen der abgegangenen Kühe aus und untermauern eine verbesserte Tiergesundheit und Robustheit der baden-württembergischen Kühe unter MLP.
Gesundheitsmonitoring
Das Thema Tiergesundheit und Tierwohl ist nicht nur für den Verbraucher und für die Gesellschaft wichtig, sondern vor allem für die Tierhalterinnen und Tierhalter. Für sie standen diese Themen schon immer im Brennpunkt – Verbraucherinnen und Verbraucher haben sie erst kürzlich entdeckt. Bisher wurden diese Themen von den Milchviehhalterinnen und Milchviehhaltern aber zu wenig dokumentiert und die Ergebnisse zu selten präsentiert.
Seit dem Jahr 2010 werden in Mitgliedsbetrieben des LKV Baden-Württemberg Diagnosen bei Kälbern, Rindern und Kühen erfasst, die von den Tierärztinnen und Tierärzten gestellt wurden. Die Teilnahme an diesem Gesundheitsmonitoring (Gmon) Rind Baden-Württemberg ist freiwillig, und die Datenhoheit liegt dabei immer beim Betrieb. Zwischenzeitlich beteiligen sich über 1000 LKV-Mitgliedsbetriebe mit ihren über 80000 Kühen sowie 70000 Rindern und mehr als 140 Großtierpraxen. Miteinbezogen sind inzwischen auch Klauenpfleger. Die Gesundheitsdaten der Milchkühe, Rinder und Kälber werden auch von den Mitgliedsbetrieben direkt im LKV-Herdenmanager beziehungsweise mit der „LKV-Rind App [BW]” erfasst.
Die erhobenen Daten sind unter anderem Grundlage für das betriebliche Management, die tierärztliche Bestandsbetreuung und für die Zuchtwertschätzung von direkten Gesundheitsmerkmalen für Bullen der Rassen Fleckvieh, Braunvieh und Holsteins. Durch die Gmon-Daten ist es möglich, belastbare Zahlen zum Gesundheitsstatus der Kühe vorzulegen.