Erdraupen machen den Mais platt
Von Raphael Maurath, Landwirtschaftsamt Breisach
Seit Kurzem werden im Saat- und Körnermais starke Schäden durch die Erdraupe Agrotis segetum festgestellt, die auch als Wintersaateneule bezeichnet wird. Im Einzugsgebiet des Maiswerkes Heitersheim und der Göppertmühle Weisweil sind die Verluste nicht zu übersehen.
Es gibt zunehmend Umfaller mit geschädigter Wurzel im Körnermais. Hier ein Feld in Sasbach am Kaiserstuhl. Die Pflanzen wachsen säbelförmig. Ernteerschwernis und Ertragsverluste sind vorprogrammiert.
Hauptschäden sind im Raum Breisach-Gündlingen einschließlich der Domäne Rothaus aufgetreten. Im Bereich des westlichen Kaiserstuhles sind Pflanzenverluste insbesondere auf der Gemarkung der Gemeinden Burkheim und Jechtingen sichtbar. Zur Bekämpfung des Schädlings stehen im Mais keine wirksamen Bodeninsektizide zur Verfügung.
Ohne Vaterlinien keine Saatguterzeugung
Neuaussaat mit hohem Risiko in der Abreife des Erntegutes
Wenn im Saatmais die Pflanzen der Vaterlinien abgefressen sind und damit für die Bestäubung der Mutterlinie ausfallen, ist das Feld für die Erzeugung von Maissaatgut verloren. Deshalb mussten auf der Gemarkung Burkheim mehr als 30 ha neu ausgesät werden. Mit einem Monitoring werden seit 2011 die Flugaktivitäten der Ypsilon-, Gamma- und Wintersaateneule dokumentiert. So hoch wie dieses Jahr waren die Falterfänge der Wintersaateneule noch nie. Anfang Mai wurden 84 Falter in einer Woche gezählt. Der milde Winter und das trockene, regenarme Frühjahr 2014 haben die Population vermutlich gefördert.
Die erste Generation hat sich verpuppt und frisst vorerst nicht mehr. Zwei bis drei Generationen sind in einer Vegetation möglich.
Die Weibchen legen 800 bis 1000 Eier ab und machen zwei bis drei
Generationen in einer Vegetation. Schäden treten in allen Kulturen auf
wie zum Beispiel Gemüse, Körnerhirse und Tabak; bevorzugt wird aber
besonders der Mais.
Schäden auch in Körnermais
Auch in Körnermaisbeständen im Rheintal von der Schweizer Grenze bis Offenburg werden in diesen Tagen gravierende Lagerschäden gemeldet. Schon bei leichtem Wind fallen die Pflanzen um und zeigen den sogenannten Säbelwuchs. Bei genauem Hinsehen sind die meisten Wurzeln am Wurzelkranz abgefressen und die Pflanzen werden nur noch von etwa 30 % Restwurzeln am Leben gehalten. Deshalb haben sie eine geringe Standfestigkeit. In diesen Beständen wird es zu Mindererträgen und Ernteerschwernissen kommen. Und Maiskolben, die mit dem Mähdrescher nicht geerntet werden können und im Herbst auf dem Feld liegenbleiben, werden im nächsten Jahr Wildschweine anlocken, was wiederum zu Schäden in der Vegetation führen wird.
Experten machten sich ein Bild vor Ort
Fachleute von Bundes- und Landesbehörden sowie Branchenvertreter machen sich auf dem Landhof Rothaus ein Bild.
Um das enorme Ausmaß der Erdraupenschäden zu begutachten, haben am 4. Juli Vertreter der Maisbranche und Experten der Zulassungsbehörden geschädigte Flächen des Betriebes Hubertus Schmidt, Landhof Rothaus, besichtigt. Ein Bild von der Situation vor Ort machte sich unter anderem Dr. Wolfgang Zornbach vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Anwesend waren auch Dr. Esther Moltmann vom Ministerium Ländlicher Raum in Stuttgart, Dr. Udo Heimbach vom Julius-Kühn-Institut, Dr. Roger Waldmann vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Dr. Michael Glas und Kerstin Hüsgen vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Karlsruhe und Hansjörg Imgraben vom Regierungspräsidium Freiburg. Des Weiteren begutachteten Vertreter aus Züchtungsunternehmen und den VO-Firmen die Lage. Nach Darstellung der Situation wurden in einer intensiven Diskussion die Möglichkeiten und Chancen erörtert, den Saatmaisstandort Südbaden mit einer Vermehrungsfläche von 4000 ha zu sichern, denn viele bäuerliche Familienbetriebe erwirtschaften mit diesem Produktionszweig ihren Lebensunterhalt.