Erdbeer-Erzeuger sind sauer auf den Handel
Drinnen in dem Netto-Discounter war das spanische Angebot direkt neben dem deutschen aufgestellt. Die spanische Ware kostete pro Körbchen 1,69 Euro und die deutsche – aus Bayern – 2,99 Euro. Zusätzlich zum Preisunterschied kam noch ein Mengenunterschied hinzu: Die Erdbeeren aus dem Inland wurden in 400-g-Packungen angeboten, die spanischen in 500-g-Packungen.
Die Landwirte waren sauer. „Der LEH betreibt mit seiner Preispolitik Kundenverwirrung auf Kosten der heimischen Erzeuger. Die bekommen gerade mal 1,10 Euro für 500 Gramm”, schimpfte Franz Josef Müller, Präsident des LVEO Baden-Württemberg, in Ortenberg. Edeka, der Mutterkonzern
der Netto-Discounterkette, zeige zwar eine Liebe zu Lebensmitteln, aber nicht unbedingt zu heimischen Produkten. Bei Edeka hatten die Landwirte bei ihren Marktbeobachtungen an diesem Tag einen Preis von 3,29 Euro für eine 500-g-Schale mit regionaler Ware festgestellt.
Mit den individuellen Gebindeanforderungen wird die Erntekampagne für die Erzeuger kompliziert: Oft fallen mehr als drei Wechsel bei den Gebinden in der Woche an. Mal geht es um 400 Gramm, mal um 500 Gramm, mal um Holzschliff, mal um Pappkarton. Als unangemessen im Hinblick auf den hochwertigen Inhalt empfinden die Erzeuger die Verwendung von Plastikschalen, wie bei Kaufland und Lidl – nicht nur wegen der Umweltbelastung und der globalen Ächtung von Kunststoff, sondern auch wegen der Gesamterscheinung des Erzeugnisses: Im Plastikgebinde können die Früchte nur allzu leicht mit der ausländischen Ware verwechselt werden.
ren der weiter nördlich gelegenen deutschen Anbaugebiete”, berichtete Marceli-
no Expósito, Geschäftsführer beim Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM). Nachdem die Freilandernte vergangene Woche begonnen hat, hofft er trotz hoher Anlieferungsmengen auf stabile Preise in dieser Woche. Die feuchte Witterung sorge für Bedenken wegen der Qualität der Freilandware. Die Erwartung für die gesamte Erntemenge hat Expósito mittlerweile von 5500 Tonnen auf 5000 Tonnen korrigiert.
„Wenn es eine große Menge gibt und die denn auch noch so schnell kommt, dann geht es nun einmal nur über den Preis”, sagte Lorenz Boll, Geschäftsführer beim Erzeugermarkt Südbaden (EGRO). In der laufenden und in der kommenden Woche gehe es bei den erwarteten Spitzen-Anlieferungsmengen in der Saion darum, die Preise stabil zu halten. „Die Preise im Laden sind jetzt so, dass der Verbraucher eigentlich kaufen muss”, so Boll. Erhöhte Spannen beim Handel meint Boll in diesem Jahr nicht festgestellt zu haben.
In Oberkirch und Oberrotweil ist man sich einig, dass die Saison für die Tunnel-Erzeugung schlecht war. Zwei Wochen Überlappung mit der spanischen Ernte sorgten für unbefriedigende Preise.