Erbsen und Ackerbohnen: Es tut sich etwas
Auf einem online durchgeführten Abschlusstreffen Ende Oktober stellten die Beteiligten noch einmal zentrale Ergebnisse aus dem Netzwerk vor und diskutierten mit etwa 150 Teilnehmern, wie sich der Anbau und die Märkte in den letzten sechs Jahren entwickelt haben. Tenor der Veranstaltung: Es wurde bereits viel erreicht, aber die Anstrengungen sollten fortgesetzt werden.
Petra Zerhusen-Blecher von der Fachhochschule Südwestfalen in Soest erinnerte in ihrem Vortrag an die ungünstige Ausgangslage im konventionellen Erbsen- und Bohnen-Anbau zum Start des Netzwerks im Jahr 2016. Leguminosen hätten in jenem Jahr ihren Anbautiefpunkt gehabt, eine interne Verwertung von Körnerleguminosen als Futtermittel habe es nur vereinzelt gegeben. Und eine externe Vermarktung sei mangels Nachfrage kaum möglich gewesen.
Spannend werde die Entwicklung im nächsten Jahr, wenn ab dem 1. Januar 2022 eine 100-Prozent-Öko-Fütterung vorgeschrieben ist. „Statt des bisher häufig als Ergänzung eingesetzten konventionellen Kartoffelklebereiweißes könnte es neue konzentrierte Eiweißprodukte geben auf Basis von Bakterien oder aus Bohnenprotein”, erwartet Vogt-Kaute.
Grundsätzlich profitiere auch der Ökolandbau von einer deutlich besseren Logistik für das Schälen und Aufbereiten seiner Körnerleguminosen. Das beschleunige die Entwicklung neuer Produkte für den Lebensmittelbereich und erhöhe die Chancen für die Nutzung einheimischer Ware. Bisher werde die wachsende Nachfrage überwiegend mit Importen gedeckt, insbesondere aus China.
- „Die Ackerbohne ist eine tolle Kultur”, sagte Paul Prassler vom Gut Westerwald bei Montabaur. Sie wird dort auf etwa 30 Hektar konventionell anbaut. Er schätzt neben der Auflockerung der Fruchtfolge und der Eignung für die Direktsaat vor allem den hohen Vorfruchtwert der Bohne. Je nach Flächengüte und Witterung komme er auf Erträge zwischen 15 und 60 Dezitonnen pro Hektar. „Die neuen Sorten ermöglichen aber nochmal einen Sprung nach oben beim Ertrag”, erwartet der Landwirt. Die Vermarktung sei anfangs schwierig gewesen, mittlerweile laufe es aber gut. Die Nachfrage des lokalen Landhandels übersteige derzeit das Angebot.
- Astrid Hansen baut die Ackerbohne auf ihrem 275-Hektar-Bio-betrieb im ostholsteinischen Bentheim vor allem zur Vermehrung als Saatgut an. „Hier haben wir im Ökolandbau eine kontinuierliche Nachfrage”, berichtete sie. Die schweren, tiefgründigen Böden und das maritime Klima der Region seien für die Bohne bestens geeignet. Als Nachteil sieht Hansen die relativ großen jährlichen Ertragsschwankungen. Je nach Schädlingsbefall und Niederschlagsmenge ernte man auf dem sehr guten Standort zwischen 25 und 40 Dezitonnen pro Hektar.
- Wilke Claus nutzt die Ackerbohne auf seinem konventionell bewirtschafteten Betrieb in Verden bei Bremen als Proteinkomponente für seine Mastschweine. Er baut die Bohne immer nach einer Zwischenfrucht ohne Kreuzblütler an, weil diese zum Teil erst im Frühjahr aufgehen und die Saatbettbereitung beeinträchtigen. Wie die anderen Betriebe habe auch er mit Schädlingsbefall zu kämpfen, etwa durch den Blattrandkäfer oder die Bohnenlaus. „Meine Erfahrung ist aber, dass sich zum Beispiel der Blattfraß durch den Blattrandkäfer bei guter Pflanzenentwicklung auswächst. Einen stärkeren Schädlingsbefall beobachte ich vor allem in Stressjahren mit Hitzestress und Trockenheit”, sagte Claus.2021 habe er bei ausreichenden Niederschlägen knapp 70 Dezitonnen pro Hektar geerntet. Im trockenen 2018 mit starkem Schädlingsbefall waren es dagegen nur 20 Dezitonnen pro Hektar. Die Lagerung im Blechsilo mit Lüftung und das Mahlen seien völlig problemlos. „Das Mehl ist perfekt und sehr gut rieselfähig”, berichtete der Mäster. Beim Rohproteingehalt kommt er im Schnitt auf 26 Prozent. Je nach Mastphase füttert er die Bohne mit Anteilen zwischen zwei und zwölf Prozent zu. Dabei sieht er weder Vor- noch Nachteile im Vergleich zur Fütterung mit Soja. Aber er bedauert, dass die besondere Nachhaltigkeit heimischer Leguminosen in der Fütterung nicht beim Verkauf der Schweine honoriert wird.
- Bei der Bauernland GmbH in Grimma bei Leipzig setzt Geschäftsführer Wolfgang Vogel seit 2013 auf den konventionellen Anbau von Erbsen. „Für die Ackerbohne ist unser Standort zu trocken”, sagte Vogel. Er habe sich von Anfang an intensiv um die Erbsenvermarktung gekümmert und deshalb im Jahr 2016 eine Erzeugergemeinschaft gegründet. Dazu gehören heute 75 Betriebe der Region, die auf etwa 400 Hektar Erbsen im Vertrag anbauen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Erzeuger und Abnehmer von einer langfristigen Partnerschaft im Vertragsanbau profitieren”, betonte Vogel. Bei durchschnittlichen Erträgen von 43 Dezitonnen pro Hektar und Preisen von über 20 Euro/Dezitonne komme man auf Deckungsbeiträge von 1200 Euro/Hektar. Damit seien alle Betriebe zufrieden. Die Erzeugergemeinschaft würde gerne weitere Landwirte für den Anbau gewinnen. Aber viele tun sich laut
Diana Lehmitz von der Bauernland GmbH plädiert deshalb bei externer Vermarktung für den Aufbau von Erzeugergemeinschaften. Das sei allerdings schwierig. Lehmitz: „Sie brauchen Gewissheit, dass die Anforderungen an die vereinbarten Mengen und Qualitäten eingehalten werden. Da müssen alle beteiligten Erzeuger dahinterstehen.” Eine weitere Herausforderung sei zudem die Notwendigkeit einer Zwischenlagerung der Erbsen, die größere Verarbeiter einfordern. Viele Betriebe könnten das nicht leisten.
Bei der regionalen Vermarktung komme es dagegen vor allem darauf an, die Vorteile heimischer Leguminosen in Bezug auf die Nachhaltigkeit aktiv zu kommunizieren, sagte Karl-Adolf Kremer. Er ist Ackerbauer und Gründer des Vereins Rheinische Ackerbohne e.V. und Netzwerk-landwirt im DemoNetErBo. Aufklärung der Verbraucher sei das A und O, um einen Fuß in die Tür zu bekommen. „Für uns ist die Regionalität deshalb ein Vorteil, weil wir nah am Kunden sind und wir sie direkt mit unserer Öffentlichkeitsarbeit erreichen”, berichtete er. So arbeite der Verein heute zum Beispiel mit fünf Bäckereiketten zusammen, die ein Brot aus Ackerbohnen und Dinkel anbieten.