Erbsen: Auf den Vorfruchtwert kommt es an
Nach Darstellung von Alexander Heitz vom Landwirtschaftsamt des Ortenaukreises ist der Erbsenanbau wirtschaftlich attraktiver, als bisher oft vermutet. Danach bietet die ZG Raiffeisen für Futtererbsen einen Erzeugerpreis zwischen 16,50 und 17,50 Euro je Dezitonne. Hektarerträge zwischen 45 und über 50 dt können als realistisch gelten. Hinzu kommen organisatorische Vorteile: Die Anbauperiode beginnt im März und endet meist Mitte August und kann somit arbeitswirtschaftlich zusammen mit dem Getreidebau erledigt werden. Somit bleibt auch zeitlich genug Luft für die Ansaat der nachfolgenden Winterfrucht oder Zwischenfrucht.
Hinzu kommt, dass mit der Fruchtfolgeerweiterung die Infektionszyklen von Pflanzenkrankheiten unterbrochen werden. In engen Fruchtfolgen aus Getreide und Raps – oder Mais – ist der Erbsenanbau auch eine Art von nichtchemischer Gräserbekämpfung. Alles in allem schätzt Heitz, dass in der Winter-Folgefrucht Mehrerträge im Umfang von fünf bis 15 dt/ha erzielbar sind, wenn Erbsen die Vorfrucht waren und nicht eine Getreideart. Der positive Effekt macht sich nach Angaben des Fachmanns bis in die zweite Nachfrucht bemerkbar, bei der noch ein Mehrertrag in Höhe von einem bis drei Dezitonnen je Hektar zu erzielen sei.
Nach Heitz’ Berechnungen kann der kalkulatorische Vorfruchtwert von Sommererbsen zwischen 213 und 516 Euro je Hektar liegen. Durch einen so hohen Zusatzbetrag gewinnt die Kultur deutlich an Wettbewerbskraft und braucht den Vergleich mit den klassischen Marktfrüchten nicht zu scheuen. Mit ihrem Deckungsbeitrag kommt sie erstaunlich nahe an den Körnermais heran – 425 plus 213 bis 516 Euro.
Bei den modernen Erbsensorten wurden große Fortschritte bei der Standfestigkeit erzielt. Dazu können sie die Unkrautkonkurrenz gut unterdrücken, sobald die Reihen geschlossen sind. Einen wesentlichen Beitrag zu dieser Robustheit im doppelten Sinne leistet bei den aktuellen Sorten die Rankenbildung. Dazu nimmt das komplexe Geflecht aus Ranken und Stängeln dem Unkraut so viel Licht, dass es erfolgreich unterdrückt wird. Der Herbizideinsatz findet daher früh statt und bezieht sich hauptsächlich auf die Unkrautbekämpfung bis zum Reihenschluss, weshalb im Vorauflauf Herbizide wie Bandur, Boxer, Novitron oder Stomp Aqua zum Einsatz kommen.
Laut Alexander Heitz wird fünf bis acht Zentimeter tief gesät. Wird das angestrebte Ablageniveau exakt eingehalten, bietet das gleichzeitig genügend Sicherheit für mechanische Bekämpfungsmaßnahmen wie das Blindstriegeln. Letzteres kann nur so lange durchgeführt werden, wie die jungen Triebe noch mehr als zwei Zentimeter von der Erdoberfläche entfernt sind. Die mechanische Bekämpfung kann später, nach Erscheinen des zweiten Blattpaares, fortgeführt werden – bis zum Beginn des Reihenschlusses.
Die chemische Bekämpfung von Schadinsekten ist nicht immer erforderlich. Neben Läusen können unter anderem Blattrandkäfer, Samenkäfer und Erbsenwickler auftreten. Vor allem bei Letzterem kann der Infektionsdruck niedrig bleiben, wenn weite Abstände zu anderen Erbsenschlägen eingehalten werden.
Wenn auch auf entsprechende Pausen zwischen dem Anbau anderer Leguminosenarten geachtet wird, kann die Erbse trotzdem als Gesundungsfrucht gelten, die zudem auch wirtschaftlich attraktiv ist.
Beim Landessortenversuch hat sich im Vorjahr die erst 2013 zugelassene Sommererbsen-Sorte Astronaute als die ertragreichste erwiesen. Bei einem TS-Gehalt von 86 Prozent brachte sie ein Ernteergebnis von 57 dt/ha. Die Sorten Alvesta und Navarro kamen dieser Marke
am nächsten mit jeweils fast 56 dt/ha. Mit etwas Abstand folgten die Sorten Mythic und Salamanca mit jeweils rund 52 dt/ha.
Trotz der hohen Saatgutkosten von 98 Euro/dt entschied sich Pflanzenbauer Hansjörg Körkel für eine dichte Saat von 120 keimfähigen Körnern/Quadratmeter, um einen frühen Reihenschluss zu erreichen.