Die weitere Zulassung von Kupfer als Pflanzenschutzmittel im ökologischen Landbau wird sich auf EU-Ebene mindestens um ein Jahr verschieben. Unabhängig von dieser Entscheidung arbeiten Praktiker und Forscher an Konzepten zur weiteren Reduzierung der eingesetzten Kupfermengen.
Vorerst bleibt Kupfer aber unverzichtbar für den ökologischen Wein-, Obst- und Kartoffelanbau. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der zweiten Europäischen Fachtagung „Kupfer als Pflanzenschutzmittel”, an der etwa 100 Wissenschaftler, Praktiker und Berater Mitte November 2017 im Julius Kühn-Institut (JKI) in Berlin teilnahmen.
Initiator der vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) geförderten Veranstaltung war neben dem JKI der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW). Im Mittelpunkt des Fachgesprächs standen die Ergebnisse der Kupferminimierungsstrategie, auf die sich ökologische und konventionelle Anbauverbände in Absprache mit der Politik geeinigt hatten. Ziel der Strategie ist es, die eingesetzten Kupfermengen durch praxisnahe Forschung kontinuierlich zu verringern.
EFSA-Bewertung erschwert Zulassung
Matthias Weidenauer von der Europäischen Kupfer Task Force zeigte sich in seinem Vortrag enttäuscht über die aktuellen Entwicklungen im EU-Zulassungsverfahren für Kupfer als Pflanzenschutzmittel. Er berichtete, dass die für Anfang 2018 vorgesehene Entscheidung über die Zulassung wahrscheinlich um ein Jahr vertagt wird.
Der bisherige positive Vorschlag für eine Wiederzulassung sei durch eine schwer nachvollziehbare Prüfung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erschwert worden. „Das Problem ist, dass für einen natürlichen Stoff das gleiche Zulassungsverfahren angewendet wird wie für synthetische Wirkstoffe”, erklärte Weidenauer. Bis zur voraussichtlichen Entscheidung Anfang 2019 sei die Anwendung von Kupferpräparaten aber durch die nationale Zulassung gesichert.
Aufwandmenge um ein Drittel reduzieren
Dass eine deutliche Reduzierung der Kupfermenge im Obstbau durch eine angepasste Applikationstechnik möglich ist, unterstrich Peter Triloff von der Marktgesellschaft Bodenseeobst eG. So sollte die Applikation immer auf die Bildung möglichst kleiner Tropfen ausgerichtet sein, da diese bei Abdrift, Verteilung und vielen anderen Parametern deutlich besser seien als große Tropfen. Praktikern empfiehlt er deshalb, ausschließlich Querstromgebläse mit einer symmetrischen Rechteckverteilung einzusetzen statt Gebläse mit radialer Luftverteilung. Ein wichtiger Punkt sei darüber hinaus die Fahrgeschwindigkeit beim Ausbringen, die üblicherweise bei 6 km/h liegt. „Wir fahren in unseren Anlagen viel schneller, bis zu 15 km/h”, erklärte Triloff. „Dadurch knickt der Luftstrom mit dem Wirkstoff noch in der Baumreihe ab und nicht, wie bei langsamer Fahrt, dahinter.” Allein durch diese wenigen Anpassungen könne die Abdrift um bis zu 95 Prozent verringert werden. „Unter dem Strich konnten wir so die durchschnittlichen Aufwandmengen um ein Drittel reduzieren, ohne an Wirksamkeit der Anwendung einzubüßen.”
Fungizide schützen resistente Sorten
Zum Einsparpotenzial durch pilzresistente Sorten im Weinbau (PIWIs) äußerte sich Professor Jochen Bogs vom Dienstleistungszentrum Rheinpfalz (DLR). Er stellte eine Studie vor, nach der bei der PIWI-Sorte Regent die Aufwandmengen in Jahren mit geringem Befallsdruck durch Falschen Mehltau problemlos reduziert werden konnten. Dennoch sei die Resistenz bei Regent bereits häufiger durchbrochen worden.
Als vielversprechende Alternative erwies sich Calo-04, eine neue PIWI-Sorte, die sich im Vergleich zu Regent als widerstandsfähiger gegen Befall mit Falschem Mehltau erwies. Ausdrücklich wies Bogs darauf hin, dass Praktiker auch bei widerstandsfähigen Sorten nicht auf Maßnahmen zum Pflanzenschutz verzichten sollten. Andernfalls erhöhe sich das Risiko für einen Resistenzdurchbruch. Es sei deshalb Aufgabe für Wissenschaft und Beratung, Winzer besser über angepasste Pflanzenschutzstrategien bei PIWI-Sorten zu informieren.
Abdeckungen wirksam, aber teuer
Dr. Markus Kelderer vom Versuchszentrum Laimburg in Südtirol stellte in seinem Vortrag die Vor- und Nachteile von Regenabdeckungen im Obstbau vor. Eine Reihenabdeckung mit Regenschutz und seitlichem Netz zeigte laut Kelderer bei Versuchen in ökologischen Apfelplantagen ohne Spritzung eine vergleichbare Wirkung gegen Schorf und die Blattfallkrankheit wie übliche Spritzvarianten. Zudem schütze das Netz gegen Schadinsekten wie den Apfelwickler und fördere die erwünschten Raubmilben. Große Nachteile von Reihen- oder Einzelpflanzenabdeckungen seien jedoch der hohe Preis von bis zu 55000 Euro pro Hektar und eine ungünstige Ökobilanz. „Auch die negativen Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind gerade in Touristenregionen wie Südtirol ein echtes Problem”, sagte Kelderer.