Land und Leute | 10. August 2015

Urlaub bei uns - Staunend entdecken!

Von Sylvia Pabst
Der Schwarzwald lockt mit vielen interessanten Angeboten, zwei davon stellen wir dieses Mal vor: das Mitmachmuseum Schwarzwaldhaus der Sinne in Grafenhausen und den zweieinhalb Kilometer langen Zauberwald-Pfad in Bernau.
Dominospiel, eingeteilt in Tages-, Jahres- und Lebenslauf: Hier gilt es die Steine in die passende Reihenfolge zu bringen.
Staunen, ausprobieren und begreifen – das ist im Mitmachmuseum Schwarzwaldhaus der Sinne in Grafenhausen angesagt. Und das macht einfach so richtig Spaß. Gleich zu Anfang bekommen die Fußsohlen auf einem Barfußpfad so einiges zu spüren, während lebensgroße alemannische Fasnachtsfiguren darüber zu wachen scheinen, dass alle schön auf dem Weg bleiben. Auch lässt sich entdecken, wie Bienen sehen, hören, wie laut es in einem Bienenstock zugeht und schnuppern, wie es in einem Bauerngarten duftet. Spannend ist überdies zu erleben, wie sich der Gleichgewichtssinn vom Auge austricksen lässt oder welche Bilder nach dem Blick auf sich bewegende Strukturen anschließend vor dem inneren Auge entstehen. Grafenhausen gilt als Geburtsort des alemannischen Geigenbaus – auch das fließt in die Ausstellung mit ein: Denn dass man Töne nicht nur hören, sondern mit ihnen sogar malen kann, lässt sich an Metallplatten erfahren, die an einer überdimensionierten Geige angebracht sind. Streicht man mit einem Geigenbogen an dem Blech entlang, bilden die darauf liegenden Sandkörner symmetrische Muster. Auf Mutige wartet ein Erlebnis der besonderen Art, denn im Dunkelgang sieht man schlicht nichts. Ganz schön aufregend, sich dort trotz der unterschiedlichen Bodenbeläge und herabhängender Dinge zurechtzufinden. Ob einst der Erzabbau in den dunklen Stollen des Schwarzwalds ähnlich herausfordernd war? Auf Anfrage wird neben dem Dunkelgang auch die Dunkelbar geöffnet, wo es spannend ist, etwas in den Mund zu stecken und zu schmecken, ohne  es vorher gesehen zu haben.
Auch der Tastsinn kommt nicht zu kurz: In  Kästen lassen sich zum Beispiel die Felle unterschiedlicher Tiere erfühlen.
Nach so vielen Sinneseindrücken gilt es im oberen Stockwerk, dem Rätsel der Zeit auf die Spur zu kommen. Auch wenn es keine abschließende Antwort auf die Frage „Was ist Zeit” gibt, ist es spannend zu erkennen, dass der Mensch das Verstreichen von Zeit als Veränderung, als eine Abfolge von Ereignissen wahrnimmt. Deutlich wird dies zum Beispiel an einem speziellen Dominospiel, eingeteilt in Tages-, Jahres- und Lebenslauf. Die Steine sind dabei mit Ereignissen wie Geburt, Schulanfang, Erste Liebe oder Berufswechsel bis hin zum Tod beschriftet und müssen in eine passende Reihenfolge gebracht werden. Auch Termindruck und wie viele verschiedene Aufgaben ein Mensch gleichzeitig zu erledigen hat, wird hier erlebbar: Es gilt unterschiedlich schnelle Sanduhren, die in menschenähnliche Figuren aus Holz eingearbeitet sind, ständig am Laufen zu halten.
Und dann gibt es auch noch kulturell bedingte unterschiedliche Auffassungen zum Thema Zeit, wie zwei Schilder verdeutlichen. Der östlichen Weisheit „Tu nicht einfach irgendwas, sitz lieber einmal einfach da” steht die westliche Aufforderung gegenüber: „Sitz nicht einfach nur rum, tu irgend etwas!” Schmunzeln erlaubt. Das Schwarzwaldhaus der Sinne trägt nicht umsonst den Untertitel „gugge – mache – wunderfitze”. Neugierige sind hier genau richtig.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag, 11 bis 17 Uhr. Grafenhausen liegt an der SBG-Linie 7342, die Waldshut mit Seebrugg verbindet. Von der Haltestelle Schule/Rathaus sind es vier Minuten Fußweg zum Schwarzwaldhaus der Sinne in der Schulstraße 1. www.schwarzwaldhausdersinne.de
Sagenhafte Begegnungen
Über Stege und Brücken geht es in den Zauberwald.
Samtweiche Moospolster, ein glucksendes, dann wieder still dahinfließendes Bächlein, sonnige Lichtungen, knorrige Wurzeln, freundlicher Wald. Tautropfen glitzern in Spinnennetzen, Flechten kuscheln sich an die Bäume. Märchenhaft. Über Stege, kleine Brücken, entlang mit Rindenmulch bedeckter Wege geht es durch den Zauberwald bei Bernau. Nicht nur Feen und Kobolde fühlen sich hier sicherlich wohl, auch Familien lassen sich auf dem zweieinhalb Kilometer langen Pfad durch das Taubenmoos geradezu bezaubern. Mal überrascht ein sich flink drehendes kleines Wasserrad, dann wieder lädt ein Kletterbaum in höhere Gefilde ein. Große Pilze aus Holz wie auch Attrappen von Fuchs und Co überraschen im Wald. Merlin, ein etwa drei Meter großer Zauberer, wacht über dieses Paradies.
Merlin ist nicht zu übersehen.
 
Eine 250 Jahre alte Fichte, vom Borkenkäfer „gefällt”, fordert zu Entdeckungen heraus. Hochmoor und Weideflächen bieten weitere Abwechslung.  Und dann  soll hier auch noch ein altes Kloster begraben liegen: Es fiel dem gottlosen Treiben ausgerechnet seiner Mönche zum Opfer, die dort prassten und sich ausgelassen einem ausschweifenden Leben hingaben – zum Entsetzen ihres frommen Abtes.  Dumpfes Grollen, Rauch und Dampf machten dem liederlichen Treiben schließlich ein Ende: Das Kloster versank für ewige Zeiten im Moor. Doch damit nicht genug der sagenhaften Begegnungen: Immer mal wieder kommt es vor, dass ein lautes, kreischendes Lachen und krächzender Gesang Groß und Klein erschreckt. Wer sich auskennt, weiß Bescheid: ’s Schweiniwiibli! Diese Sagengestalt soll es auf den Inhalt von Taschen und Körben abgesehen haben, also aufgepasst!Übrigens: Der Rundweg hat neben allerlei Erklärungen zu Pflanzen und Tieren auch meteorologisch eine Besonderheit zu bieten: Er führt am Hexenbühl vorbei, wo eine Messstation belegt, dass selbst in heißen Sommern hier nachts rekordverdächtige Tiefsttemperaturen herrschen. Die besondere Lage des Hochtals macht es möglich.
Der Weg verläuft meist eben und ist auch mit einem geländegängigen Kinderwagen machbar. Per SBG-Bus 7321, Haltestelle Loipenzentrum beim Ortsteil Oberlehen, ist der Zauberpfad von St. Blasien oder Todtmoos aus erreichbar. www.bernau-schwarzwald.de