Tierhaltung | 05. Januar 2022

Engerlinge im Grünland: Wachsam bleiben

Von Matthias Inthachot und Jonas Weber
Nachdem 2020 die Larven des Junikäfers lokal große Schäden im Grünland angerichtet hatten, war es im vergangenen Jahr ruhig geworden um den Schädling. Ist damit das Thema schon wieder vom Tisch? Hier der aktuelle Stand und was Landwirtinnen und Landwirte 2022 zu erwarten haben.
Engerlinge des Junikäfers im Larvenstadium L3.
Im Herbst 2020 war auf betroffenen Flächen die Grasnarbe wie abgeschält, die Wurzeln abgetrennt. Grabungen brachten erhebliche Mengen an Engerlingen des Junikäfers hervor, die für diesen Schaden verantwortlich waren. Infolge dessen wurde ein Projekt zur Wiederherstellung der Flächen und zur Entwicklung von Gegenmaßnahmen vom Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg (MLR) eingerichtet. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ), das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) und die unteren Landwirtschaftsbehörden Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und Ortenaukreis führen an mehreren Standorten im Südschwarzwald Versuche durch, um Regulierungsmaßnahmen gegen den Schädling umzusetzen und zu bewerten.
Versuche und finanzielle Unterstützung
Ende April 2021 wurden die ersten Parzellen angelegt. Hierbei werden neben der Wiederherstellung mit Kreiselegge in Kombination mit einer Neuansaat auch biologische Bekämpfungsmaßnahmen geprüft, unter anderem ein Pilzpräparat. Der Pilz Beauveria bassiana befällt die Engerlinge und tötet
sie. Das Produkt ist in Deutschland noch nicht zugelassen und konnte daher nur im Rahmen von Versuchen zum Einsatz kommen. Bis es zur regulären Zulassung kommt, könnte das Produkt schon vorher über eine Notfallzulassung einsetzbar sein. Falls es 2022 dazu kommt, wird dies auf der Internetseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bekannt gegeben.
Im Rahmen des Projekts erhielten die betroffenen Landwirtinnen und Landwirte auch finanzielle Unterstützung bei der Wiederherstellung der Grünlandflächen. Entweder wurden die Maßnahmen vom Betrieb selbst durchgeführt und dieser erhielt eine Entschädigung, oder ein Lohnunternehmer wurde aus dem Projekt bezahlt.
Prävention
Doch wie können die Schäden in Zukunft vermieden werden? Fliegen viele Käfer auf einer Fläche, ist auch damit zu rechnen, dass diese entsprechend viele Eier ablegen, aus denen sich dann Larven entwickeln. Angepasste Kulturmaßnahmen zum Flugzeitpunkt im Juni reduzieren die Attraktivität der Fläche zur Eiablage. Wichtig ist dabei eine möglichst dichte Grasnarbe. Das heißt es sollte kein Schnitt kurz vor oder während des Fluges stattfinden. Letztlich lässt sich nur über Grabungen herausfinden, wie stark eine Fläche tatsächlich befallen ist. Ziel ist es, die Larven zu bekämpfen, bevor diese das Grünland komplett abfressen. Mithilfe eines Injektorgeräts wurde im Versuch das Pilzpräparat ausgebracht, um die Larven unter der noch intakten Grünlandnarbe zu infizieren. Über diesen Weg soll der Schädling bekämpft werden, noch bevor er das Grünland nachhaltig zerstören kann. 
Befall im Frühjahr untersuchen
Im Versuchsjahr 2021 wurden nur sehr wenig Schadflächen gesichtet. Dies hatte unter anderem mit der Witterung zu tun: Die ausreichenden Niederschläge sorgten für eine intakte und stabile Grasnarbe. Fraßaktivitäten an der Wurzel durch Engerlinge können dann von den Grünlandbeständen besser toleriert werden. Hinzu kommt, dass der Junikäfer einen zweijährigen Zyklus hat. Demnach hat die Population sich dieses Jahr auf den Flug und die Eiablage konzentriert. Aus den abgelegten Eiern sind über den Sommer kleine Engerlinge geschlüpft, die noch relativ wenig fressen. Nach der Überwinterung werden sie in der kommenden Saison das größte Larvenstadium erreichen und intensiv an den Wurzeln fressen.
Es ist also Vorsicht geboten! Sollten viele Eier abgelegt worden sein und kommt es 2022 zum Beispiel durch Trockenheit zu zusätzlichem Stress für die Grünlandflächen, ist wieder mit größeren Schäden zu rechnen. Landwirtinnen und Landwirte sind daher gut beraten, ihre Grünlandbestände über die Vegetationsperiode hinweg genau zu beobachten und ab dem zeitigen Frühjahr Grabungen durchzuführen – je nach Region schon Ende Februar. Das ist insbesondere auf Flächen wichtig, die 2020 oder auch 2021 braune Stellen hatten. Weitere Informationen zum Umgang mit dem Junikäfer im Grünland gibt ein kostenloses Merkblatt, das auf den Internetseiten des LTZ und des LAZBW zur Verfügung steht. 
Richtig graben
  • Mit einem Spaten 25 cm mal 25 cm große Löcher mit einer Tiefe von bis zu 20 cm ausheben,
  • Erdballen genau untersuchen,
  • Anzahl der gefundenen Tiere mit 16 multiplizieren, um die Anzahl pro Quadratmeter zu erhalten.
  • Bei einem Befall von über 40 Tieren pro Quadratmeter sollte die untere Landwirtschaftsbehörde für eine Beratung kontaktiert werden.
  • Hinweise zum Auftreten von Junikäfern und ungewöhnlichen Erscheinungen in diesem Zusammenhang werden gerne vom LTZ entgegengenommen und können an pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de gemeldet werden.