Emissionen verringert, Kuhkomfort erhöht
„Eine Idee war, eine neue Halle zur Heulagerung zu bauen, um zukünftig Bio-Heumilch erzeugen zu können. Das wäre aber mit nur 3Cent Aufwandsentschädigung pro Liter nicht wirtschaftlich gewesen”, berichtet Lorenz Senior. „Im Prinzip sind wir seit Ende 2015 auf der Suche nach einer Lösung.” So rückte die Idee eines Um- oder Neubaus in den Fokus. Beschlossen wurde 2016 die Erzeugung von Biomilch, mit der sie schon Anfang dieses Jahres beginnen konnten: „Die genehmigte Übergangsfrist war relativ kurz, da wir bei der Bewirtschaftung unserer Flächen schon seit 2015 komplett auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichten. So mussten wir nur noch das Kraftfutter für die Kühe umstellen.”
Schließlich brachte Jürgen Ehrenfeuchter, selbstständiger Berater für Agrarinvestitionen, Familie Lorenz auf die Idee zur Teilnahme am Projekt EIP-Rind. Zu ihm besteht schon seit dem Umbau 1996 Kontakt. „Auch Prof. Dr. Barbara Benz von der Hochschule Nürtingen-Geislingen, die das Projekt von wissenschaftlicher Seite aus betreut, war vorab hier. Sie kennt unseren Hof schon, seit sie selbst Studentin war, hat sich noch einmal alles genau angeschaut und uns dann zur Bewerbung ermutigt”, erzählt Meinrad Lorenz. Daraufhin erstellte Andreas die Präsentation, die für eine Bewerbung erforderlich ist.
„Man kann sich das Projekt wie eine Arbeitsgruppe der potenziellen Teilnehmer und der betreuenden Fachleute vorstellen. Vor dieser Gruppe muss jeder seine geplanten Neu- bzw. Umbaumaßnahmen präsentieren. Diese müssen den Rahmenbedingungen entsprechen, also innovativ, Tierwohl fördernd und öffentlichkeitswirksam sein”, fasst Lorenz Junior zusammen. Danach wird entschieden, welcher Betrieb gefördert wird bzw. welche geplanten Maßnahmen noch einmal überarbeitet und angepasst werden müssen, damit sie im Rahmen des Projektes gefördert werden können.
- Es entstanden Laufgänge mit Quergefälle und Harnrinne, kombiniert mit einer Wasserbefeuchtung in der Boxenkante, um so die stark emittierende Schmierschicht auf den Laufgängen zu vermeiden. Außerdem wurde eine Abdeckung über den Abwurfschächten vorgesehen. Diese genannten Maßnahmen sollen potenziell emissionsmindernd wirken.
- Für mehr Tierwohl wurde der Fressplatz mithilfe eines Antritts erhöht, so stehen die Kühe während der Futteraufnahme nicht im eigenen Kot. Zudem wurden nach jedem zweiten Fressplatz Trennbügel installiert, um auch rangniederen Tieren ungestörtes Fressen zu ermöglichen. Für den Sommer gibt es eine Dusche, die die Kühe bei der Regulation ihrer Körpertemperatur unterstützt und gleichzeitig neben der Laufgangbefeuchtung potenziell emissionsmindernd wirkt. Nicht fehlen darf auch in diesem Stall die Bürste, die ganztägig gern von den Kühen genutzt wird.
- Innovativ und ebenfalls gut fürs Tierwohl ist die Gummimatte profiKura P der Fa. Kraiburg, mit der alle Laufflächen im Stall ausgelegt sind. Sie enthält das Metall Korund, das für den nötigen Klauenabrieb während der Wintermonate sorgen soll.
Ein weiteres Kriterium war, dass der Stall erweiterbar sein muss. Das wird unter anderem mit der erweiterbaren Güllegrube erfüllt, die ein Viertel der Stallfläche unterkellert: „Sie ist so erweiterbar, dass wir einen Laufhof nachträglich anbauen können”, erläutert Meinrad.
Bemerkenswert ist die durchschnittliche Herdenabgangsleistung von 46000 Litern, die die Herde vom Kirchlebauernhof 2017 erreichte. Damit landete der Betrieb von Familie Lorenz auf Platz neun der zehn besten Betriebe in Baden-Württemberg. Die Milchleistung liegt momentan bei durchschnittlich 8700 Litern pro Kuh und Jahr.
Die Milchkühe bekommen eine Ration aus Grassilage, Heu und Kraftfutter. Andreas ist überzeugt: „Eine höhere Leistung geht meist zu Lasten der Tiergesundheit. Wir versuchen Kühe zu züchten, die dem neuseeländischen Typ entsprechen: Sie sind kleiner und kompakter, kommen aber mit unseren Bedingungen hier oben auf 1068 Höhenmetern gut zurecht. Das bedeutet, dass sie eine hohe Grundfutteraufnahme und gute Fundamente haben, aber trotzdem wirtschaftlich sind.”