Ein Stall, der in die Landschaft passt
Die Behörden hatten zwar Verständnis dafür, dass der Stall viel Fläche beansprucht. Auch bei der Wahl des Standortes konnte sich die Familie mit den Behörden schnell einigen. Der vorgesehene Standort liegt zwar erhöht mit einem weiten Blick über das Dorf Appenzell, aber ist nicht exponiert. „Wichtig war uns, dass der Stall unser schönes altes Bauernhaus nicht verdeckt”, sagt Luzia Inauen.
Schwieriger war es bei der Außengestaltung. „Wir haben lange über die Fassaden diskutiert. Da brauchte es Kompromisse”, blickt der Bauherr zurück. Gemäß dem Handbuch „Appenzeller Modellvorhaben” (siehe Kasten) sollten die Fassaden wie bei den Stallbauten in traditionellem Stil aus Holz bestehen und sie sollten möglichst quadratische Fenster haben.
Für den Offenstall waren jedoch die zwei Längsseiten als große, offene Flächen vorgesehen. Um diesen das Aussehen von „schwarzen Löchern” zu nehmen, mussten sie strukturiert werden. Dies gelang einerseits durch waagrechte Balken mit Schlitzen, andererseits durch ein Vordach. Diese Strukturen lassen die große, offene Wandfläche kleiner erscheinen und behindern weder das Sonnenlicht noch die frische Zuluft. Um Durchzug zu vermeiden, einigten sich Planer und Behörde auf Curtains an der Nordseite. Sie fallen dort nicht auf, da diese Fassade durch andere Ökonomiegebäude verdeckt ist. Das Dach selbst durfte als Blechdach aus braunen Sandwichplatten ausgeführt werden.
Da das Futter im alten Heustock gelagert wird, benötigten sie im neuen Stall kein Futterlager und hätten ihn lieber nicht so hoch gebaut. Dann wären allerdings die Dächer flacher geworden und der Stall hätte gegenüber den traditionellen Ställen plump gewirkt. Das wollten die Vertreter des Landschaftsschutzes vermeiden.
Vor allem das Vordach führte zu Mehrkosten, die aber im Rahmen lagen. Spaziergänger bezeichneten den neuen Stall als „filigranes” Gebäude, erzählt die Bäuerin nicht ohne Stolz.
Zeitgemäße Ställe haben größere Dimensionen als früher, aber sie sollen laut Handbuch die „Typologie des Vertrauten” übernehmen. „Bei der Abrechnung des Prototyps des Appenzeller Modellstalles wurden keine Mehrkosten zu konventionellen Ställen festgestellt”, sagt Albert Elmiger vom Meliorationsamt des Kantons. „Bauernhäuser und Ställe bilden das Etikett der Landwirtschaft”, sagt Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Häufig werde heute zu sehr von innen her geplant und zu wenig auf die Einpassung in die Landschaft hin. Die Bewilligungsverfahren seien oft kompliziert, aber die Geduld und die Zusammenarbeit mit den Behörden lohnten sich in der Regel. Nicht immer sei die Einpassung in die Landschaft mit Mehrkosten verbunden, so Rodewald.