Ein Markt unter Schock
Landwirt Hubert Einholz aus Salem-Neufrach berichtete, wie sein bisheriger Mostobst-Abnehmer mit ihm umspringt. Die Kelterei Widemann in Bermatingen-Ahausen habe für die Ernte 2020 den vertraglich fixierten Abnahmepreis nicht bezahlt und ihm nun einen Vertrag für die Ernte 2021 unterbreitet. „Die Kelterei kann mit uns machen, was sie will”, so fasste Einholz den Inhalt des neuen Vertrages zusammen. Es gebe nun keine Preisgarantie mehr, 14 Euro/dt werden in Aussicht gestellt. Einholz weiß noch nicht, ob er unterschreibt.
Klaus Widemann, Geschäftsführer der gleichnamigen Kelterei, erinnerte an die Absatzgarantie und attraktive Preise, die jahrelang galten. Die Marktsituation im Herbst 2020 beschrieb er als einen Schock, weil erhebliche zusätzliche Mengen Bio-Mostobst aus Polen und Südtirol den Markt belastet hätten. So habe er sich gezwungen gesehen, sämtliche Verträge mit seinen Bauern zu kündigen. Konventioneller Apfelsaft lasse sich im Moment besser verkaufen als Bio-Saft.
Nach Kenntnis von Rösler versucht derzeit Lidl mit erheblichem Druck, die Preise für Bio-Säfte nach unten zu bringen. Rösler wies darauf hin, dass das wachsende Bio-Plantagenobst dem Absatz von Bio-Streuobst zu schaffen mache. Am Bodensee seien neue Bio-Plantagenflächen dazugekommen. Aus Naturschutzsicht seien Streuobst-Hochstämme die eigentlich interessanten Bestände, egal ob sie konventionell oder ökologisch bewirtschaftet würden.
Das Land müsse eine Imagekampagne für Hochstämme machen und in den Bio-Musterregionen stärker auf das Thema Hochstämme setzen, so Rösler. Und man müsse mit dem LEH sprechen, „natürlich eher mit Edeka und Rewe als mit den Discountern.”